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Wichtig für Berlins Gesundheit. Das Krankenhaus Bethel in Lichterfelde ist eine von drei Kliniken des gleichnamigen Diakoniewerks.

© promo

Update

Berliner Diakoniewerk Bethel: Geschäftsführer wird persönliche Bereicherung vorgeworfen

Der Mann bezog nicht nur ein außergewöhnlich hohes Gehalt, sondern soll sich auch umstrittene Pensionsansprüche in Millionenhöhe gesichert haben. Nun droht der Ausschluss von Bethel aus dem Dachverband.

An diesem Dienstag warten viele Ärzte und Pflegekräfte, Klinikleiter und Heimverwalter in den diakonischen Einrichtungen Berlins vergeblich auf eine Nachricht aus der Paulsenstraße – geht es doch um den Ruf des Sozialwesens. Dort in Steglitz hat das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO) seinen Sitz, ein traditionsreicher Verband christlicher Sozialeinrichtungen. Dessen Vorstand hat sich mit einem bekannten Mitglied angelegt: Es geht um das Diakoniewerk Bethel, dessen Geschäftsführer unseriöses Wirtschaften, ja persönliche Bereicherung vorgeworfen wird. 

Der Mann sollte sich deshalb seit zwei Wochen beim DWBO-Vorstand melden. Die Frist, die Montagabend endete, hat er verstreichen lassen. Nun droht der Ausschluss von Bethel aus dem Dachverband. Schon nach der Sommerpause könnte das der zuständige Rat der DWBO beschließen, da der Bethel-Geschäftsführer eine Frist zur Stellungnahme verstreichen ließ.

Intern ist der Geschäftsführer schon lange umstritten

Die Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht dazu, ob gegen den Geschäftsführer ermittelt werde. Branchenintern ist der Mann seit langem umstritten. So soll der Geschäftsführer ein Jahresgehalt von mehr als 700.000 Euro beziehen – ein Vielfaches dessen, was in den christlichen Einrichtungen üblich ist. Darüber hinaus habe er sich umstrittene Pensionsansprüche in Gesamthöhe von 5,6 Millionen Euro gesichert. Das Recherchenetzwerk Correctiv hatte umfangreich darüber berichtet und so die interne Debatte beschleunigt.

Eine Villa zum Spottpreis

Der Geschäftsführer soll außerdem eine aus Bethel-Beständen stammende Villa zu ungewöhnlich günstigen Bedingungen erworben haben. Seine Macht über den Sozialträger, so der interne Vorwurf, resultierte nicht zuletzt daher, dass das Bethel-Werk zwei Stiftungen gehört – an denen der Geschäftsführer maßgeblich beteiligt ist. Er ist damit nicht nur Geschäftsführer, sondern kontrolliert indirekt die Einrichtungen und somit sich selbst. Die Stiftungen unterstehen nicht der Aufsicht des Dachverbandes, also der DWBO. 

Vor zwei Wochen wurde der Bethel-Vorstand vom DWBO dazu um eine Stellungnahme gebeten. Demnach wurde der umstrittene Geschäftsführer zum Rücktritt, die Bethel-Spitze zu einem personellen Neuanfang aufgefordert. Außerdem gehörten die Eignerstiftungen unter diakonische Kontrolle. Auf Nachfrage äußerte sich der Bethel-Vorstand nicht zu den Vorwürfen.

Folgen für den Ruf von Bethel

Das Diakoniewerk Bethel betreibt insgesamt 13 Kliniken und Pflegeheime. Die Arbeit der fast 1700 Beschäftigten gilt als fachlich kompetent und in der wachsenden Stadt kaum verzichtbar. Nun könnten die Häuser zumindest den guten gesellschaftlichen Ruf verlieren, der mit dem Diakonie-Titel einhergeht.

Innerhalb des DWBO gehen viele davon aus, dass die Vorwürfe stimmen und der Geschäftsführer letztlich wird zurücktreten müssen. Das Diakoniewerk Bethel gehört zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, also den baptistischen Gotteshäusern und ist nicht zu verwechseln mit der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, die von Bielefeld aus arbeitet.

Beim letzten Skandal ging es um die Treberhilfe

„Das Ganze erinnert ja schon fast an den Skandal bei der Treberhilfe“, sagte Benedikt Lux, Steglitzer Grünen-Politiker und Rechtsexperte seiner Partei im Abgeordnetenhaus. „Gerade im sozialen Sektor muss der Dienst am Menschen im Vordergrund stehen und nicht der eigene Geldbeutel.“ Krasse Einzelfälle könnten das Vertrauen in die ganze Branche erschüttern. „Um so wichtiger, dass immer wieder kontrolliert und untersucht wird, wenn es zu unanständig hohen und durch nichts zu rechtfertigende Gehälter kommt.“ 

Vor vier Jahren hatte der Luxuswagen des früheren Geschäftsführer der Treberhilfe bundesweit Schlagzeilen provoziert. Das Diakonische Werk schloss die Treberhilfe damals aus. Die Gesundheits- und Sozialbranche in Berlin leidet immer wieder unter unschönen Einzelfällen – und zwar unabhängig davon, inwiefern umstrittene Funktionäre sich rechtlich strafbar oder nur politisch angreifbar gemacht hätten.

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