Kaiserschnitt-Rate soll gesenkt werden

Jüngst veröffentliche Zahlen zeigen, dass im Burgenland besonders viele Kaiserschnitte durchgeführt werden, obwohl eine Schnitt-Entbindung in den seltensten Fällen notwendig wäre. Die hohe Rate von 30 Prozent soll nun gesenkt werden.

Auf welchem Weg eine Schwangere ihr Kind entbindet, hängt auch davon ab, wo in Österreich sie lebt. Es gibt ein starkes West-Ost-Gefälle. Die Zahlen steigen aber in ganz Österreich seit 30 Jahren kontinuierlich an und haben sich seither mehr als verdoppelt. Im Burgenland kommt derzeit jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. In Oberwart lag die Rate im Vorjahr bei 34 Prozent. Im Krankenhaus Eisenstadt bei knapp 37 Prozent.

Hauptgrund ist, dass die werdenden Mütter immer älter werden. Das Durchschnittsalter liegt mittlerweile bei über 30 Jahren. Frauen wollen kein Risiko eingehen und die Geburt auch besser planen. Der Grund, warum speziell im Burgenland die Rate mit durchschnittlich 35 Prozent so hoch ist, liegt darin dass die Frauen hierzulande schlichtweg übergewichtiger seien als in anderen Bundesländern, sagte der Leiter der Gynäkologie im Krankenhaus Oberwart, Alexander Albrecht.

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Primar Alexander Albrecht mit einer Mutter und ihrem Kind

Übergewicht und Zuckererkrankungen

„Die Frauen sind besser ernährt, zum Teil übergewichtig, die Rate an Zuckererkrankungen in der Schwangerschaft ist sprunghaft angestiegen“, so Albrecht. Vor seinem Wechsel heuer im Februar in das Krankenhaus Oberwart war Alexander Albrecht viele Jahre Primar an der Gynäkologie in Hallein in Salzburg, wo derzeit die wenigsten Kaiserschnitte gemacht werden - zuletzt mit einer Rate von unter 15 Prozent.

„Ich habe mir nicht zum Ziel gesteckt, die Rate auf 14 Prozent zu bringen, das wird hier nicht möglich sein. Aber der Weg sollte hingehen in Richtung 25 Prozent. Klar ist, wenn die Rate der Kaiserschnitte deutlich ansteigt, sind damit auch Komplikationen verbunden. Das heißt, bei der zweiten oder dritten Schwangerschaft nach einem Kaiserschnitt kann der Mutterkuchen dort in diese Narbe einwachsen und extreme Komplikationen verursachen“, so der Leiter der Gynäkologie im Krankenhaus Oberwart.

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Die leitende Hebamme Sabine Grill im Gespräch mit einer Patientin

Wunde schmerzt

Die leitende Hebamme im Krankenhaus Oberwart versucht bereits im Erstgespräch die Vorteile einer Normalgeburt den werdenden Müttern näher zu bringen. „Eine normale Geburt kann natürlich viele Stunden dauern, aber die Kaiserschnittwunde schmerzt und dieser Schmerz dauert Tage und Wochen. Mit diesem Argument kann man die Frauen doch ein wenig in die richtige Richtung lenken“, sagte die leitende Hebamme Sabine Grill.

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Es soll wieder mehr natürliche Geburten geben

Geld nicht ausschlaggebend

Dass Ärzte oder Kliniken einen Kaiserschnitt bevorzugen, weil mehr Geld zu verdienen sei, das lässt der Primar nicht mehr gelten. „Das haben die Versicherungen auch schon so korrigiert. Es gibt im Privathaus für die normale Geburt genauso viel Geld wie für den Kaiserschnitt. Da ist jetzt nicht mehr das Geld der ausschlaggebende Faktor, was eventuell früher oft der Fall war“, so Albrecht. Sich freiwillig unter das Messer legen, ist zum Trend geworden. Unter dem neuen Primar in Oberwart soll die hohe Rate in den kommenden zwei Jahren spürbar gesenkt werden.