Heilbronn
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Lucha redet Klartext zur Gesundheitspolitik

Bei seinem Redaktionsbesuch lobt Manne Lucha die Schließung des Künzelsauer Krankenhauses. Überhaupt zeigt der Landessozialminister bei vielen Themen klare Kante - nur nicht zum Dieselskandal.

Von Iris Baars-Werner und Sascha Sprenger
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Lesezeit  2 Min
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In der Gesundheitspolitik äußerte sich Manfred Lucha klar.  Foto: Foto: Matthias Heibel

Der Gesundheitsminister ist leicht verschnupft, als er gestern zum Redaktionsbesuch in die Heilbronner Stimme kommt. Nicht, weil er zu früh dran ist und etwas warten muss − auf derlei reagiert Manne Lucha absolut unaufgeregt. Nein, der Grünen-Politiker war dieser Tage, wie es sich für einen lokal verorteten Landtagsabgeordneten gehört, beim Ravensburger Rutenfest. Entstanden ist das Fest zu Zeiten, als man mit Weidenruten anscheinend sogar die Pest vertreiben konnte, inzwischen scheint es wohl eher kontraproduktiv, was die Gesundheit nicht nur des Ministers angeht: "Danach haben 70 Prozent der Oberschwaben einen Infekt."

Auch nach 15 Monaten Ministeramt trägt Lucha noch immer einen Brilli im Ohr und den grünen Talismann um den Hals. Und seine Direktheit hat ihm keine professionelle Pressestelle austreiben können. Den oberbayerischen Dialekt auch nicht. Mit beidem werden seine Aussagen zur Krankenhauspolitik für jeden verständlich. Natürlich nur, wenn man den Realitäten ins Auge blicken will. Manne Lucha tut es: Mit ihm "wird es keinen Euro für eine nicht zukunftsfähige Struktur" der Kliniken im Land geben, den Mut der Hohenloher Kreisräte zur Schließung von Künzelsau lobt er erneut. "30 Jahre Kirchturmpolitik" − so knallhart fällt Luchas Bewertung der zurückliegenden Jahrzehnte aus. Als früherer Kreisrat erinnert er sich nur zu genau an die Entscheidungen zum Erhalt eines Hauses "gegen jede Fachlichkeit".

Die nächsten Pläne für die Gesundheitspolitik

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 Foto: Foto: Matthias Heibel

Zur Mitte der Legislaturperiode will der Minister ein neues Landeskrankenhausgesetz vorlegen. Und er strebt an, dass die Arztsitze nicht nach irgendwelchen Rechenmodellen von Über- oder Unterversorgung in einem Facharztbereich vergeben werden. "Wir müssen uns die tatsächlich existierende Situation ansehen", beschreibt er sein Vorgehen. Dazu gehören für ihn mehr Faktoren: Gesamtversorgung ambulant und stationär, Bevölkerungsstruktur, Sozialstruktur, Morbidität und vieles mehr.

Luchas Direktheit zeigt sich auch bei der Antwort auf die Prognose des SPD-Wahlkämpfers Martin Schulz zum Thema Flüchtlinge. "Ich kann den ehemaligen Bürgermeister von Würselen nicht ernst nehmen. Ich weiß nicht, was ihn da bewegt", kommentiert er die Warnungen des Kanzlerkandidaten vor einer neuen Krise. Ohne die Situation "romantisieren" zu wollen, normalisiere sie sich immer mehr. Baden-Württemberg sieht er insgesamt als führend beim Thema Integration an. Andere Bundesländer schauten "mit großen Augen" auf die 1000 Integrationsmanager, die Flüchtlingen mit Bleibeperspektive individuell helfen. Und was Wohnraum von Migranten angeht, schickt er gleich eine Botschaft nach Berlin: "Der neue Finanzminister muss akzeptieren, dass auch privates Kapital in gemeinwohlorientierte Wohnraumversorgung fließen kann, und dass das steuerlich abschreibbar bleibt."

Beim Dieselkandal bleibt Lucha zurückhaltend

Zögerlich wird er nur beim Thema Dieselskandal. Eine klare Aussage, ob ihm die Ergebnisse des Gipfels vom Mittwoch ausreichen, ist ihm nicht zu entlocken. "Es ist den Anstrengungen des Ministerpräsidenten geschuldet, dass die Automobilindustrie überhaupt aufgefordert werden konnte, in einen Prozess mit den politisch Verantwortlichen zu treten", lobt er zumindest Winfried Kretschmann. Die Software-Nachrüstungen sieht er lediglich als "ersten Schritt" an, dem weitere folgen müssten.

Zugleich gelte es, an die Verantwortung der Bürger zu appellieren: "Es ist auch unsere Aufgabe, den Menschen zu vermitteln, dass sie als Akteure durch ihr Handeln auch Einfluss nehmen können: Benutze ich das Auto oder den ÖPNV oder das Fahrrad, ich rauche oder habe eine bestimmte Verhaltensweise und so weiter."

 

Zur Person

Manfred „Manne“ Lucha, geboren am 13. März 1961 in Garching an der Alz, trat bereits 1979 den Grünen bei. Er absolvierte zunächst eine Lehre zum Chemiewerker, danach die Mittlere Reife sowie eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Er holte die Fachhochschulreife nach, studierte zunächst Sozialarbeit in Weingarten (Diplom) und schloss danach einen Masterstudiengang in Management im Sozial- und Gesundheitswesen erfolgreich ab. Lucha lebt in seinem Landtagswahlkreis Ravensburg, ist verheiratet und hat zwei Kinder. 

 

 

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