Polizei:Neue Betrugsmasche: Unbekannte geben sich als Krankenkassen-Mitarbeiter aus

  • Für den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) gibt es wegen einer neuartigen Betrugsmasche Anlass zur Besorgnis und zur Warnung.
  • Betrüger geben sich als MDK-Mitarbeiter aus, statten Hausbesuche ab und verlangen eine "Bearbeitungsgebühr" in bar.
  • Offenbar wurde die Masche bisher erst wenige Male ausprobiert.

Von Martin Bernstein

Ein neues Phänomen mögen die Betrugsexperten der Münchner Kriminalpolizei noch nicht erkennen: Es gebe derzeit "keine Häufung von Fällen", in denen sich Betrüger als Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) ausgeben, sagt Polizeisprecherin Priska Abb.

Im Gegenteil: Während allein am Wochenende erneut mehr als 200 Fälle polizeibekannt wurden, in denen sich Telefonbetrüger als Polizisten ausgegeben hatten, wurde die Masche mit dem MDK erst wenige Male ausprobiert. Für den echten MDK trotzdem Anlass zur Besorgnis - und zur Warnung.

Man habe "Hinweise der Kriminalpolizei München auf eine neuartige Betrugsmasche erhalten", schreibt der MDK. Und so funktioniert der Trick: Unbekannte geben sich gegenüber Pflegebedürftigen als MDK-Mitarbeiter aus. Zeigen sich die Besuchten verwundert über das Erscheinen des angeblichen Krankenkassen-Mitarbeiters, dann heißt es, es habe sich wohl um einen Fehler gehandelt. Der angebliche MDK-Mitarbeiter geht dann wieder - nicht jedoch ohne zuvor eine "Bearbeitungsgebühr" in Form von Bargeld zu verlangen. Von 200 Euro ist die Rede.

Woher die Betrüger die Adressen der Pflegebedürftigen haben, ist noch völlig unklar. Denn offenbar versuchen die Trickbetrüger ihre miese Masche bei Menschen, die tatsächlich eine Pflegestufe haben. Der MDK erklärt, man stehe in engem Kontakt mit der Kriminalpolizei und werde versuchen, weitere Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Tatsächlich handelt es sich allerdings offenbar bislang nur um wenige derartige Fälle.

Der MDK ist der unabhängige sozialmedizinische und pflegefachliche Beratungs- und Begutachtungsdienst von mehr als 10,4 Millionen gesetzlich kranken- und pflegeversicherten Bürgern in Bayern. Im Jahr 2016 haben die gut 1000 angestellten Fachkräfte des MDK Bayern - überwiegend Ärzte und Pflegekräfte - in den 24 Beratungs- und Begutachtungszentren in Bayern mehr als 1,4 Millionen Gutachten, Empfehlungen und Einzelfallprüfungen im medizinischen und pflegerischen Bereich durchgeführt.

Die Bearbeitung der Pflegebegutachtung erfolgt laut MDK für alle Bürger ausnahmslos kostenfrei, da es sich um einen gesetzlichen Auftrag handle. "Dies gilt selbst für den Fall von Fehlbesuchen", so Sprecherin Ruth Wermes. "Auch hierfür werden keinerlei Gebühren erhoben, schon gar nicht in bar und an der Haustür."

Hausbesuche würden immer schriftlich vorangekündigt und erforderliche Verschiebungen mit den Versicherten abgeklärt. Alle MDK-Mitarbeiter verfügten über einen Dienstausweis, den sie bei einem Hausbesuch unaufgefordert vorzeigen. Versicherte und ihre Angehörigen sollten sich in Zweifelsfällen den Ausweis unbedingt zeigen lassen. Wenn ein angeblicher Besuch abrupt abgebrochen werde, sollte man sich unbedingt an die Polizei wenden und den Vorfall dem MDK (0911/ 65068 555) melden.

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