Kliniken im Neckar-Odenwald-Kreis

4,9 Millionen Euro Verlust für 2017

Geschäftsführer Norbert Mischer im RNZ-Gespräch - "Wir haben kein Fieber mehr"

11.08.2017 UPDATE: 13.08.2017 09:00 Uhr 2 Minuten, 55 Sekunden

Von Alexander Rechner

Neckar-Odenwald-Kreis. Seit 2013 arbeitet er an den Kliniken in Mosbach und Buchen daran, die Häuser auf ein tragbares finanzielles Fundament zu stellen. Die Rede ist von Diplom-Kaufmann Norbert Mischer, der als Geschäftsführer das Ruder an den hiesigen Krankenhäusern in Händen hält. Jedoch beträgt das voraussichtliche Defizit in diesem Jahr 4,9 Millionen Euro. Woraus resultiert dieser Verlust? Die RNZ sprach mit Norbert Mischer über die Gründe und die weitere Zukunft der Krankenhäuser.

Herr Mischer, Sie betreuen seit gut vier Jahren den Patienten "Neckar-Odenwald-Kliniken". Vergangenes Jahr waren Sie sich sicher, dass die Sanierung gelingen wird. Jedoch liegen die Kliniken dem Landkreis noch immer auf der Tasche. Wirkt Ihre Medizin nicht?

Wir rechnen mit einem Defizit von 4,9 Millionen Euro am Ende des Jahres. Nach den aktuellen Zahlen werden wir dieses Ziel auch erreichen, wir liegen im Plan. Damit haben wir eine Million Euro weniger als im vergangenen Jahr. Und im nächsten Jahr soll der Fehlbetrag bei 4,4 Millionen Euro liegen. Unsere Medizin wirkt also.

Aber dennoch ein deutliches Defizit...

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Der Verlust fällt mir zu hoch aus. Damit bin ich selbst nicht zufrieden. An der Senkung des Defizits arbeiten wir täglich. Jedoch sollte man dabei auch sehen: Seit 2013, als ich hier begann, haben wir insgesamt schon einen Millionen-Betrag eingespart.

Apropos Einsparungen: Wo wollen Sie denn weitere vornehmen?

In allen Bereichen stellen wir jede Ausgabe immer wieder auf den Prüfstand. So verhandeln wir beispielsweise mit Firmen neue Verträge aus, um Kosten einzusparen. Und wir fragen uns natürlich auch, ob Stellen wieder neu besetzt werden müssen.

Heißt das, dass Sie Personal reduziert haben?

In einem begrenzten Umfang haben wir das Personal reduziert. Wir betrachten genau die Strukturen und hinterfragen sie kritisch. Jedoch stehen wir vor der großen Herausforderung, dass die Krankenhäuser chronisch unterfinanziert sind.

Und wie wirkt sich dies auf die Neckar-Odenwald-Kliniken aus?

Noch nicht einmal die Tarifsteigerung unserer Mitarbeiter wird uns refinanziert. Das reißt jährlich immerhin eine Finanzlücke von 300.000 Euro auf, die wir stemmen müssen. Stünde unsere Klinik im benachbarten Bundesland Rheinland-Pfalz, würden wir rund zwei Millionen Euro mehr im Jahr einnehmen, weil die dortigen Krankenhäuser mehr Geld für ihre Leistungen erhalten.

Schieben Sie nun dem Bundesgesetzgeber den "Schwarzen Peter" zu?

Bei allem Respekt, es kann doch nicht sein, dass es bei der Finanzierung von Leistungen solch eklatante Unterschiede gibt - immerhin bis zu zehn Prozent. Der Bund hat gesetzlich beschlossen, dass die Länder die Preise festlegen. Und jede zweite Klinik in Deutschland ist unterfinanziert. Der Bund muss endlich handeln und für eine gesunde Finanzsituation sorgen.

Dies ist aber eine deutliche Ansage...

Ja, wir appellieren schon lange in dieser Sache an die Bundespolitik. Aber wir stoßen immer wieder auf taube Ohren.

In der näheren Umgebung schließen bereits Krankenhäuser. In jüngster Vergangenheit wurden schon Stimmen laut, die forderten, dass kleine Krankenhäuser geschlossen gehörten.

Wir sind mit insgesamt rund 400 Betten an beiden Standorten aber keine kleine Klinik. Daneben müssen wir einen großen Flächenlandkreis medizinisch versorgen. Eine Zentralisierung oder gar Schließung steht bei uns nicht zur Debatte. Wir haben uns mit unserem medizinischen Konzept, das Schwerpunkte an den beiden Standorten Mosbach und Buchen setzt, für einen anderen Weg entschieden.

Und dennoch haben Sie die Küche zentralisiert und die in Buchen geschlossen?

Das war eine richtige Entscheidung, dadurch können wir Kosten einsparen. Und wir haben in Mosbach eine moderne Küche, in deren Umbau wir immerhin 1,5 Millionen Euro investierten.

Diese Einsparungen alleine werden sie nicht aus den roten Zahlen bringen?

Kosten reduzieren ist das eine. Aber dies ist längst nicht alles. Wichtiger ist das Vertrauen der Bevölkerung in unsere Arbeit. Nur wenn die Menschen uns vertrauen, kommen sie auch in unsere Krankenhäuser.

Wie entwickeln sich denn derzeit die Patientenzahlen an den Kliniken?

Wir können steigende Zahlen verzeichnen. Derzeit sind es rund 130 Patienten mehr als im vergangenen Jahr. Daneben stellen wir fest, dass sich auch mehr Patienten mit schweren Krankheiten bei uns einliefern lassen. Dies zeigt uns, die Bevölkerung hat wieder größeres Vertrauen in unsere medizinische Arbeit. Insgesamt lassen sich bei uns pro Jahr rund 18.000 Patienten stationär und weitere 40.000 ambulant behandeln.

Auf welcher Genesungs- und Therapie-Etappe wähnen Sie sich jetzt?

Wir haben kein Fieber mehr. Stück für Stück treten Verbesserungen ein. Im Kreistag wurde gefordert, dass wir einen Schritt nach vorne machen sollen. Und nach derzeitigem Stand machen wir den auch.

Wie sieht die Situation am Wohn- und Pflegezentrum Hüffenhardt aus?

Wir sind top belegt. Unser Heimleiter und das ganze Team leisten in Hüffenhardt einen tollen Dienst. Daneben wird uns vom medizinischen Dienst bestätigt, dass dort für unsere Bewohner eine qualitativ gute Arbeit erbracht wird.

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