Gehäufte Beschwerden über Mängel beim Klinikum Darmstadt

Die Notaufnahme verzeichnet stets großen Andrang. Ein Leser berichtet von sechs Stunden Wartezeit. Archivfoto: Guido Schiek
© Guido Schiek

Jeder fünfte Klinikarzt erwägt, seinen Beruf aufzugeben, da immer weniger Zeit für die Patienten bleibe. Ähnliche Kritik kommt auch von Patienten. Vor allem über das...

Anzeige

DARMSTADT. Vor Kurzem hat der Marburger Bund eine Befragung veröffentlicht, wonach jeder fünfte Klinikarzt erwägt, seinen Beruf aufzugeben, da wegen zu strenger wirtschaftlicher Vorgaben für die Patienten immer weniger Zeit bleibe und ihr Wohl wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werde. Ähnliche Kritik kommt von Patienten. Vor allem über das Klinikum als Maximalversorger in Darmstadt gibt es da immer wieder Beschwerden, und in jüngerer Zeit haben sie sich in der ECHO-Redaktion wieder gehäuft. Im folgenden drei exemplarische Fälle, in denen empörte Patienten das Krankenhaus letztlich frühzeitig verlassen haben.

"Diese Art und Weise, mit kranken Menschen umzugehen, hätte ich in einem Land wie Deutschland nicht erwartet. Es ist unglaublich, wie schlecht diese Klinik funktioniert." Dieses Fazit schrieb Ingo Raschert dem Klinikum kürzlich am Ende des Tages, an dem er mit seiner Frau in der Notaufnahme war. Weil ihr Zuckerwert so hoch gewesen sei, dass der Hausarzt ihn mit seinen Geräten nicht habe messen können, habe der sie umgehend in die Notaufnahme geschickt.

Doch schon der Weg dorthin sei für seine übergewichtige, hüftkranke Frau sehr beschwerlich gewesen, da sie aufgrund der derzeitigen Großbaustelle nicht auf das Gelände hätten fahren können und das Auto im Parkhaus "weit vom Eingang entfernt" hätten abstellen müssen. "Ich kann nachvollziehen, dass durch die Baustelle Probleme auftreten, frage mich aber, wie das funktionieren soll, wenn es Kranken noch schlechter geht."

Anzeige

Mehr noch allerdings hat sie geärgert, wie drinnen mit ihnen umgegangen worden sei: Zwar seien sie recht schnell aufgenommen und Blutdruck und Puls gemessen worden, doch "danach haben wir sechs Stunden gewartet, dass irgendetwas passiert", moniert Raschert. "Wir haben mehrfach gefragt, ob wir vergessen wurden." Doch sei da nur die lapidare Antwort gekommen, sie müssten warten.

"Meine Frau roch stark nach Aceton, ihr ging es richtig schlecht", berichtet der Ehemann. Auf ihre Frage, ob denn jemand kommen würde, wenn sie umkippe, sei ihnen gesagt worden, "dann würde sie halt am Boden behandelt". Das fand das Ehepaar extrem empörend. "Wir sind nach sechs Stunden gegangen, da meine Frau sich unbedingt hinlegen musste."

Ingo Raschert hat auf seine Beschwerde hin eine ausführliche Stellungnahme erhalten, in der von einer "Verkettung unglücklicher Umstände" die Rede ist: Seine Frau sei ein "Praxisnotfall" gewesen und habe die Kriterien für eine Notfallbehandlung im Krankenhaus eigentlich nicht erfüllt. Doch sei das ihnen leider nicht gesagt worden, was einem hohen Patientenandrang an dem Tag geschuldet gewesen sei. Da sei es nicht immer einfach, die verbale Contenance zu wahren. Doch könne man die Frustration nachvollziehen. Ingo Raschert fand diese Antwort "sehr gut", wie er betont. Und bei einer späteren Einweisung direkt auf der zuständigen Station seien sie dann auch sehr kompetent behandelt worden. "Aber diese Notaufnahme war eine absolute Katastrophe!"

Dagegen gänzlich unzufrieden damit, wie mit ihm auf der Station umgegangen wurde, war Michael Gawron, der wegen Herzproblemen dort war. Zur Senkung seines zu hohen Blutdrucks habe er einen Blutverdünner bekommen, doch sei dieser nicht frühzeitig genug vor einem anberaumten Kathetereingriff wieder abgesetzt worden, so dass der Termin verschoben werden musste.

Auch sonst habe er sich vernachlässigt gefühlt, etwa stundenlang vergessen herumgelegen, ohne dass jemand nach ihm geschaut oder etwas zu essen und trinken gebracht hätte. Nach knapp einer Woche verließ er das Klinikum auf eigene Verantwortung. Seine Kritik: "Man vertraut denen und wird so abserviert. Da kommt keiner, da fragt keiner."

Anzeige

Über "verheerende Zustände" klagt auch Markus Reitz, dessen Frau wegen Komplikationen nach einer Bandscheiben-Operation stationär in der Neurologie war. Obwohl schon in der Ambulanz geklärt war, dass seine Frau bestimmte Schmerzmittel nicht vertrage, habe sie genau die wiederholt hingelegt bekommen. Also habe sie die Nacht und den Morgen hindurch unnötig Schmerzen erleiden müssen. "Des Weiteren war das Pflegepersonal nicht in der Lage, meiner Frau Frühstück zu bringen", erzählt Reitz weiter. Auch seien die Sanitäranlagen verdreckt und der Fernseher kaputt gewesen. "Wir waren gezwungen, das Klinikum fluchtartig zu verlassen", so sein Fazit: "Für uns steht fest, das Klinikum sieht uns nie wieder."