Brexit :
Droht Großbritannien ein Ärzte-Exodus?

Lesezeit: 2 Min.
Szene aus einem Krankenhaus im britischen Wigan, im Nordwesten Englands
Erschreckend viele ausländische Ärzten wollen anscheinend Großbritannien nach dem Brexit verlassen. Dabei ächzt das Gesundheitssystem dort ohnehin schon seit Jahren unter Personalmangel.

Es ist eine schockierende Zahl, die der britische Medizinerbund „British Medical Association“ (BMA) veröffentlicht hat: Rund 12.000 in den verschiedensten europäischen Ländern ausgebildete Ärzte könnten das Vereinigte Königreich verlassen, weil sie sich nach einem Brexit in dem Land nicht mehr willkommen fühlen. Das berichtet die Zeitung „The Guardian“ unter Berufung auf eine Umfrage des BMA unter 1193 europäischen Ärzten, die ihren Abschluss außerhalb Großbritanniens gemacht haben, aber derzeit dort arbeiten.

Das Ergebnis klingt schockierend, insbesondere im Lichte der ohnehin schon notorischen Personalknappheit unter der das britische Gesundheitswesen schon seit geraumer Zeit leidet: Etwa zwei von fünf Ärzten aus dem europäischen Wirtschaftsraum, also aus der EU, Norwegen, Island und Liechtenstein, spielen demnach mit dem Gedanken in Folge des Brexits Großbritannien wieder zu verlassen. Demnach sagten 42 Prozent der Befragten, sie dächten darüber nach, Großbritannien in Folge des Brexits den Rücken zu kehren. 26 Prozent sagten, sie wollten bleiben und 23 Prozent waren noch nicht sicher. Der Rest gab gar keine Antwort.

„Extrem bedenklich“

Dem Artikel zufolge gibt es in Großbritannien insgesamt 280.932 Ärzte. 63 Prozent haben ihren Ausbildung im Vereinigten Königreich gemacht. 11 Prozent, also mehr als 30.000 kamen aus dem Europäischen Wirtschaftsraum und 26 Prozent aus dem nicht-europäischen Ausland.

Laut dem BMA-Chef Mark Porter sei es “extrem bedenklich“, wenn sich so viele Menschen, die sich über Jahre ihrer Tätigkeit für das britische Gesundheitswesen gewidmet hätten damit beschäftigten, das Land zu verlassen. „Und das zu einem Zeitpunkt, wo das Nationale Gesundheitssystem ohnehin im Umbruch ist und unter besorgniserregendem Personalmangel leidet.“ Dies wäre laut Porter eine „Katastrophe“ und würde die Patientenversorgung gefährden. Es gehe dabei nicht nur um Zahlen. Die Qualität der Versorgung sei deutlich besser, wenn Ärzte unterschiedlicher Herkunftsländer vielfältige Erfahrungen und Expertisen mitbrächten.

Ein Sprecher des britischen Gesundheitsministeriums sagte, dass die Regierung schon mehrfach klar gemacht habe, dass Arbeitskräfte aus dem Ausland einen entscheidenden Teil des britischen Gesundheitswesens prägten und dass ihr Beitrag stark wertgeschätzt werde. „Wir wollen, dass sich die außerordentliche Arbeit der im Ausland ausgebildeten Ärzte und Pfleger fortsetzt, haben aber gleichzeitig sehr klar gemacht, dass wir mehr einheimischen Studenten die Möglichkeit geben wollen, Ärzte zu werden, weil diese Laufbahn nach wie vor sehr beliebt ist.“