Geld für Kinderneurologisches Zentrum Die Stadt Bonn soll für die Kinderklinik zahlen

Bonn · Die Krankenkassen erwarten für den Erhalt des Kinderneurologischen Zentrums der LVR-Klinik auch eine Kostenbeteiligung der Stadt Bonn.

 Sorgt sich um die Zukunft des Kinderneurologischen Zentrums: Klinikchef Helmut Hollmann.

Sorgt sich um die Zukunft des Kinderneurologischen Zentrums: Klinikchef Helmut Hollmann.

Foto: Barbara Frommann

„Es gibt in vergleichbaren Einrichtungen Niedersachsens Modelle einer Co-Finanzierung von Krankenkassen und Kommunen über die Jugendhilfe“, erklärt Matthias Mohrmann, Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg, im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

„Man unterhält also gemeinsam eine Einrichtung. Das ist ein Muster, das wir uns auch für Bonn vorstellen.“ Die Finanzierung von Leistungen des Bonner Zentrums könne nicht die alleinige Aufgabe der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bleiben, so bezieht der für die Bonner Klinik wichtigste Kostenträger nach einer Reihe von Verhandlungen mit dem LVR erstmals öffentlich Stellung.

Auf die Frage, wie die Stadt Bonn auf eine entsprechende Anfrage der Kassen reagieren werde, hält sich die Verwaltung noch bedeckt: „Das Kinderneurologische Zentrum soll erhalten bleiben. Wie und mit wessen Beteiligung muss geprüft werden“, antwortet Stefanie Zießnitz vom Presseamt. Wie berichtet, fürchtet Klinik-Chefarzt Helmut Hollmann seit Anfang vergangenen Jahres um die Existenz des Zentrums, weil die Kassen sich nach 37 Jahren erstmals nicht mehr für die Finanzierung der stationären Leitungen zuständig sehen.

Die Kinderneurologie verzeichnet bereits Außenstände im hohen sechsstelligen Bereich. Wichtig sei, dass den betroffenen Kindern geholfen werde, und das Bonner Zentrum leiste dabei gute Arbeit, erläutert AOK-Vorstand Mohrmann. Wenn aber Kinder in der LVR-Klinik zum Teil ein halbes Jahr lang stationär weilten, sei das nicht mehr das, was er unter akut stationärer Krankenhausbehandlung verstehe. „Wenn ich den Leistungskatalog der GKV zugrunde lege, hat das eher einen rehabilitativen Charakter.“

Dann sei die Finanzierung eine Aufgabe der Jugend- und Eingliederungshilfe. Dann müsse es Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch 8 geben. „Für uns geht es also darum, im Dialog mit dem LVR genau dafür zu werben: Lasst uns zu dritt mit dem Träger der Jugendhilfe an einen Tisch gehen, um ein gemeinsames Modell hinzukriegen,“ sagt Mohrmann. Die AOK strebe „einen konstruktiven Prozess“ an. Bislang sind nur Zweiergspräche des LVR mit den entsprechenden Kassen anberaumt.

Die LVR-Klinik selbst sieht die Sachlage anders. „Die Krankenkassen verweigern in den meisten Fällen die Zahlung für die Behandlung, obwohl das Angebot unseres Zentrums mit anderen Einrichtungen im Bundesgebiet vergleichbar ist, in denen die Behandlungskosten von den Krankenkassen regelhaft übernommen werden“, sagt Ludger Greulich, Kaufmännischer Direktor der LVR-Klinik Bonn.

Für die Bonner Klinik sei der bisherige Gesprächsverlauf sehr enttäuschend. Der Landschaftsverband als Träger gewinne zunehmend den Eindruck, „dass es nicht um eine begründete medizinisch-fachliche Diskussion eines bewährten Angebotes gehe, sondern dass die ablehnende Haltung der Krankenkassen im Rheinland im Wesentlichen fiskalisch geleitet“ sei. Die Kostenträger hätten in den Verhandlungen zur Krankenhausplanung im Versorgungsgebiet doch auch keinen fachlich begründeten Antrag auf Streichung der Betten aus dem gültigen Krankenhausplan des Landes gestellt. „Die Sicherstellung unseres Versorgungsauftrages sehen wir auf Basis der aktuellen Gespräche mit den Kostenträgern derzeit als gefährdet an“, klagt Greulich.

Die Verhandlungsposition der AOK ist hier wiederum glasklar. „Auf der einen Seite sind wir in einer rechtlichen Auseinandersetzung“, erläutert Mohrmann. „Aber wenn da eine konstruktive Haltung sichtbar wird und wir ein tragfähiges Beteiligungsmodell finden, wird man sich leichter tun, auch die Vergangenheit zu bewältigen.“

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