Oldenburg - Wirbel ausgelöst hat die Nachricht, dass Prof. Dr. Hans-Rudolf Raab das Klinikum Oldenburg verlassen hat. Er gilt als ausgezeichneter Operateur, dem auch Kliniken aus der Region Patienten überwiesen. Gleichzeitig zählt er zu den Gründungsvätern der European Medical School (EMS), die übrigens am selben Tag von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil besucht worden war, als bekanntgegeben wurde, dass Raab das Klinikum verlässt. Der Mediziner gibt nicht nur seine Tätigkeit am Klinikum auf, sondern verliert damit gleichzeitig seine Vertretung der Professur für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Universität.

Da beide Seiten Stillschweigen über die Gründe der plötzlichen Trennung vereinbart haben und vor allem „differente Gründe über die künftige Ausrichtung“ in einer Pressemitteilung nennen, gab es am Donnerstag viele Spekulationen über diese Differenzen: Prof. Raab, stellvertretender ärztlicher Direktor des Klinikums, gilt als Chefarzt, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält. Auch Dr. Dirk Tenzer, Medizinischer Vorstand des Klinikums, ist ein Mann der klaren Worte. Raab wäre in zwei Jahren an die Spitze des ärztlichen Direktoriums aufgerückt.

Einig waren beide darüber, dass ein großes Universitätsklinikum eine Vision sein sollte. Über den Standort dazu hatten sie offenbar unterschiedliche Vorstellungen entwickelt: Das Klinikum bekommt viel Geld von Stadt und Land, um in Kürze für große Erweiterungen und Modernisierungen den Grundstein zu legen. Raab favorisierte immer den Standort Wechloy nahe der Universität für den weiteren Ausbau.

Allerdings zählen auch Pius und Evangelisches Krankenhaus mit Kliniken zur European Medical School. Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD) hatte immer die kooperative Konkurrenz der drei Oldenburger Kliniken gelobt. Das Klinikum Oldenburg – ehedem die Städtischen Kliniken – war allerdings im März 2016 in eine Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) umgewandelt worden. Evangelisches und Pius-Hospital hatten damals die politischen Gremien in der Stadt, die darüber abstimmen mussten, ohne Erfolg um mehr Zeit zur Prüfung dieses Schritts gebeten.

Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums ist Ratsfrau Margrit Conty (SPD). Von Seiten der Stadt gab es am Donnerstag keine Stellungnahme zum Weggang Raabs. Auf Anfrage der NWZ ließ Oberbürgermeister Jürgen Krogmann verlauten: „Kein Kommentar.“


Im Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover bedauerte man das Ausscheiden des Mediziners und dankte ihm für seine Verdienste um die European Medical School. „Die EMS wird sich trotz dieses Wechsels weiterhin positiv entwickeln“, ist man in Hannover überzeugt.

Die Universität teilt mit, dass bereits der fünfte Jahrgang an der EMS studiert. Die ersten Absolventen für das medizinische Staatsexamen werden 2018 ihr Studium beenden. Der Erfolg des Studiengangs sei durch das Ausscheiden von Prof. Raab in keiner Weise gefährdet.