Es brodelt in der KSW-Gerüchteküche
Abgänge wichtiger Ärzte und Gerüchte über Spannungen mit der Direktion: Ein anonymer Brief aus dem KSW-Umfeld zweifelt an, dass am Vorzeigespital alles rundläuft. Der Wahrheitsgehalt des Briefs ist unklar. Klar ist nur, dass in zwei Abteilungen grössere Neubesetzungen anstehen.
Das Stelleninserat auf der offiziellen Website des Kantonsspitals Winterthur (KSW) ist aufschlussreich. Die gesuchte Chefärztin oder der Chefarzt Rheumatologie übernehme einen Fachbereich der «von Grund auf neu gestaltet» werde. «Sie rekrutieren ein Team, mit dem Sie die Anforderungen abdecken.» Das ist auch nötig. Denn vom bisherigen Rheumatologieteam des Kantonsspitals ist nicht viel übrig. Gleich drei weitere Stelleninserate sind im Bereich Rheumatologie aufgeschaltet: Zwei Oberärzte und ein Assistenzarzt werden gesucht.Der bisherige Chefarzt Adrian Forster verlässt das KSW, um sich beruflich neu zu orientieren. Er hatte 2014 die Nachfolge seines langjährigen Vorgängers angetreten. Seine Nummer zwei, der Leitende Oberarzt Enrique Sanchez wechselt zusammen mit der Fachärztin für Physikalische Medizin an die Privatklinik Lindberg, wo sie schon nächste Wo-che ihre Rheumapraxis eröffnen. Eine medizinische Praxisassistentin wechselt ebenfalls mit.
Ambulant statt stationär
Laut Forster geht die «Neuorientierung und Erweiterung» der Rheumatologie in Richtung einer Verlagerung von stationärer zu ambulanter Behandlung. «Es wird definitiv eher ein Ausbau, kein Abbau», sagt Forster. Manche der Veränderungen der Rheumatologie, die 2009 ihr hundertjähriges Bestehen feierte, wurden bereits umgesetzt. So verfügte die Rheumatologie früher über eine eigene Bettenstation, heute sind die Betten der Inneren Medizin zugeteilt. Forster betont, die Gründe seines Abgangs seien rein persönlich, er habe am Kantonsspital «eine gute Zeit» erlebt.
Anonyme Vorwürfe
Während der Recherchen traf beim «Landboten» ein anonymer Brief ein, gezeichnet von «Ärzten aus dem KSW». Ob es sich beim Absender tatsächlich um Ärzte handelt, ist schwer zu überprüfen, doch es handelt sich offensichtlich um Personen aus dem KSW-Umfeld. Darauf deutet auch hin, dass die Schreibenden von weiteren Abgängen wissen, welche das KSW auf Anfrage bestätigt: Auch in der Neurochirurgie verlassen die Nummern eins und zwei das Spital. Chefarzt Joachim Oberle lässt sich im April im Alter von 58 Jahren frühpensionieren, und der Leitende Arzt, Matthias Bothmann, verlässt das Spital.
Die anonymen Briefschreiber sprechen von einer «eher negativen Stimmung» und einem «Klima des Misstrauens» bei der Ärzteschaft am KSW. Dass Sanchez und Brunner zur Klinik Lindberg wechseln, sei kein Zufall, schreiben sie weiter. Nach Jahren der Unruhe habe die Privatklinik sich gefangen, die Klinikleitung sei innovativ und zuverlässig. Tatsächlich bestätigen andere zuverlässige Quellen, dass mehrere weitere Ärzte des KSW sich in jüngerer Zeit am Lindberg beworben haben. Die Initiative sei dabei von ihnen selbst ausgegangen, nicht von der Klinik.
Die erstarkte Konkurrenz am Berg ist auf Expansionskurs. In jüngerer Zeit wurden 15 neue Stellen geschaffen. Vor kurzem wurde angekündigt, dass noch in diesem Jahr eine Nierenpraxis mit Dialysestation eröffnet wird. Im Kantonsspital sorge dies für Nervosität, so die Verfasser des anonymen Briefs. Es werde befürchtet, dass Mitarbeiter und Patienten zum privaten Nachbarn wechseln könnten.
Hohe Zufriedenheit
Ob es am KSW tatsächlich brodelt, oder ob die angeblichen Spannungen nur Kantinengeschwätz sind, lässt sich nicht abschliessend klären. Der scheidende Neurochirurg Oberle hat für sein Spital nur lobende Worte, von einem Knatsch wisse er nichts. Bisher gilt das KSW zudem als Vorzeigespital. In einer Mitarbeiterbefragung, deren Ergebnisse letztes Jahr präsentiert wurden, gaben die KSW-Mitarbeitenden ihrem Arbeitgeber in allen Bereichen überdurchschnittliche Zufriedenheitsnoten.
KSW-Sprecher André Haas sagt zu den Gerüchten: «Fakt ist, dass am KSW insgesamt 109 Chefärzte und Leitende Ärzte tätig sind. Die personellen Wechsel bewegen sich im üblichen Rahmen. Schliesslich beschäftigt das KSW 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier wird versucht, eine Krise herbeizureden, die nicht existiert. Wer hat daran ein Interesse?»
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