Nach dem Kreistagsbeschluss:Kleiner Sieg für die Kreisklinik

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Die Bürgervereinigung freut sich über die Stärkung der Geburtshilfe. Bei ihrer Versammlung schlägt sie zudem ein "Eismärchen" wie in Penzberg vor

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Mit harschen Worten hat Kreis- und Stadtrat Helmut Forster das Verhalten des Krankenhausträgers Asklepios im Zusammenhang mit der Debatte um die Tölzer Geburtenstation kritisiert. Die finanziellen Forderungen des Unternehmens seien "vorsichtig ausgedrückt unverschämt" gewesen, der Kreistag habe gut daran getan, "sich nicht erpressen zu lassen", sagte Forster bei der jüngsten Versammlung der Wolfratshauser Bürgervereinigung (BVW) in der Flößereigasstätte. Schließlich gehöre das Gebären zum Leben und sei somit ein Teil der Grundversorgung. Beim Krankenhausträger Asklepios aber gehe es ausschließlich um wirtschaftliche Beweggründe. Über diese Erfahrung sollte man sich nach Forsters Meinung "auch bundesweit mal Gedanken machen".

Diese Einschätzung teilte der Wolfratshauser Bürgermeister und Kreisrat Klaus Heilinglechner nachdrücklich: "Der Name Asklepios ist verbraucht, da ist kein Vertrauen mehr da." Die Freude darüber, dass sich mit der Schließung der Geburtshilfe in Bad Tölz neue Perspektiven für das Wolfratshauser Kreiskrankenhaus eröffnen, mochte Heilinglechner freilich nicht verhehlen. Für Wolfratshausen sei dies "ein Glücksfall" und "ein kleiner Sieg für die Kreisklinik" gewesen, stellte Heilinglechner fest. Mittlerweile gebe es auf Ebene der beiden Geschäftsleiter Gespräche mit dem Klinikum Starnberg, das mit seinen Kapazitäten an der Obergrenze angelangt und an einer Entlastung interessiert sei, sagte der Bürgermeister. Eine Kooperation müsse freilich auch vom Starnberger Kreistag abgesegnet werden.

Dass sich die Lage für Schwangere im Süden des Landkreises verschlechtere, konnte Heilinglechner nicht in Abrede stellen. "Da ist von der Fahrzeit her natürlich jetzt schon ein Loch drin", nun müsse man andere Möglichkeiten, etwa mit Geburtshäusern finden, räumte der Bürgermeister ein.

Nicht so wichtig wie die Geburtenabteilung, wohl aber ein Beitrag zu mehr Attraktivität wäre ein Kulturprojekt: das Modell "Eismärchen", über das die Bürgervereinigung jetzt laut nachgedacht hat. Es handelt sich dabei um eine Eislauffläche, die ein privater Betreiber an der Floßlände aufbauen könnte. Einschlägige Erfahrungen hat man bereits in Penzberg gemacht. Dort hat die österreichische Firma AST drei Mal jeweils im Dezember ein gut besuchtes Schlittschuh-Event angeboten, ein viertes soll folgen. Mehr als 12 000 Penzberger nutzten das Angebot, das entspricht fast 400 Besuchern am Tag. Das waren nicht ganz so viele wie erwartet, die Stadt musste deshalb mit einem Defizit von knapp 15 000 Euro abschließen.

Für Wolfratshausen wäre es jedenfalls "eine weitere Attraktion", fand Forster, allerdings müsste der Schlittschuhbetrieb mindestens vier Wochen lang aufrechterhalten werden. Andernfalls wäre das Angebot unrentabel. Heilinglechner verwies darauf, "dass es immer mehr Städte gibt, die so etwas anbieten". Das Defizit halte sich im Rahmen, somit wäre das "Eismärchen" einen Versuch wert. Freilich müsse man es "finanziell darstellen können". Das Unternehmen AST präsentiert sich als europaweiter Marktführer in dieser Branche und wirbt mit flexiblen Konzepten sowie mit einem Zubehörprogramm. So könnten beispielsweise Schlittschuhe zum Mieten bereitgehalten werden. Auf Anregung von Stadträtin Ulrike Krischke soll der Sportreferent Maximilian Schwarz (ebenfalls BVW) aufgefordert werden, einen entsprechenden Antrag im Kulturausschuss einzubringen.

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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