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TV-Kolumne „Hart aber fair": Krankenschwester klagt an: Die Politik legt dem Gesundheitswesen Steine in den Weg
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Krankenschwester Jana Langer bei Hart aber fair
ARD/Screenshot Krankenschwester Jana Langer bei "Hart aber fair"

Gut möglich, dass nach dieser Sendung noch mehr Menschen sich mit einem beklommenem Gefühl in ein Krankenhaus begeben. Denn was die Krankheit nicht schafft, besorgen oft unkontrollierbare Keime. "Wenig Personal, aber reichlich Keime?" fragt leicht süffisant "Hart aber fair".

Die Praktiker der Diskussionsrunde können nur zustimmen. Die Funktionäre widersprechen allzu zögerlich.

Krankenhäuser arbeiten wie Fabriken

Die Krankenschwester, die in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin und den Bundesgesundheitsminister vor der Todesfalle Krankenhaus gewarnt hat, ist Jana Langer und sitzt am Tisch von "Hart aber fair". Sie beklagt, dass seit der Einführung der Fallpauschale Kliniken wie Fabriken arbeiten. Ein Patient müsse vor allem Geld einbringen. Die Stationen wurden vergrößert. Hat sie vor 20 Jahren noch acht Patienten betreut, sind es inzwischen 14. Muss sie im Notfall schnell zum nächsten Patienten, bleibt keine Zeit zur ausreichenden Desinfektion.

Kostendruck auf der einen Seite, ausufernde Dokumentationspflicht auf der anderen. Jana Langer schildert, dass eine kleine Operation, die ein halbe Stunde dauert, einen Dokumentationsaufwand von einer Viertelstunde erfordert. Da könne sie kaum noch nach dem frisch operierten Patienten sehen. Dem anwesenden Minister, der übrigens ihren offenen Brief angeblich nie erhalten hat, schleudert sie den Vorwurf entgegen: "Wie soll Qualität entstehen, wenn Sie mir mit Ihren Gesetzen nur noch mehr Steine in den Weg legen?"

Allheilmittel Mindestpersonalschlüssel

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) möchte wohl beruhigend wirken und lächelnd die Botschaft senden Problem erkannt, Problem gebannt. Doch dies gelingt ihm nicht.  Seine Argumentation wider zu viel Bürokratie klingt so umständlich und bürokratisch, dass die Praktiker der Runde nur den Kopf schütteln. Jedenfalls ist der Minister stolz auf die Einführung einer Personaluntergrenze. Diese wird derzeit erst einmal ein Jahr lang von einer Kommission diskutiert. Kann diese sich nicht einigen, tritt die Politik in Aktion. 

Verwundert fragt da der Chirurg und Chefarzt Prof. Ulrich Hildebrandt: "Warum entscheiden Sie das nicht selbst?"

Der Arzt ist verantwortlich für die Hygiene, den Putztrupp beauftragt aber der Geschäftsführer

Prof. Ulrich Hildebrandt schildert anschaulich, was passiert, wenn ein Krankenhaus privatisiert wird. Nach einem Jahr würden "Patienten ferne Bereiche" ausgegliedert, zum Beispiel der Reinigungsdienst. Im Sinne der Kosteneffizienz wird fortan mit der Stoppuhr geputzt. Er selbst habe sich bei seinem Geschäftsführer mal über Staubflocken im Flur beschwert, Keime sehe man ja nicht. Als Chefarzt einer Klinik befinde man sich in der paradoxen Situation, für die Hygiene verantwortlich zu sein, aber nicht gefragt zu werden, ob man mit dem Putztrupp einverstanden sei. Hygiene wird zur Glückssache.

Ein hoch emotionaler Reinhold Beckmann

"Sportschau" -Moderator Reinhold Beckmann beklagt sehr emotional den miserablen Pflegeschlüssel und die Überarbeitung des Pflegepersonals. Bald wird klar warum. Sein Bruder war nach einer gut verlaufenen Lungentransplantation auf der Normalstation an einem multiresistenten Keim gestorben.

Das Problem sind die Hände

Ein Chefarzt, der Reinigung im Schnelldurchgang akzeptieren muss. Eine Krankenschwester, die aus Zeitdruck Hygienevorschriften nicht einhalten kann. "Hart aber fair" rechnet vor, dass jeder Pfleger pro Schicht zwei Stunden lang Hände desinfizieren müsste. Zudem führt die Redaktion vor, dass die meisten Krankenhausbesucher die Sache mit der Handdesinfektion schlichtweg vergessen. Wen wundert es da, dass sich Keime ausbreiten.

Problem Unterfinanzierung

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft Thomas Reumann spricht ein strukturelles Problem jenseits von Hygiene und Desinfektion an. Die Finanzierung der Personalkosten durch die Krankenkassen sei nicht gesichert und die Länder finanzieren die Sanierung der Bauten nicht. Das Geld müsse aus dem laufenden Betrieb kommen, sprich aus  einer kostengünstige Behandlung der Patienten. 

Die Privatkliniken haben es in dem System immerhin zu einem Gewinn von stattlichen 820 Millionen Euro gebracht. Wie sie das schaffen, hat der ehemalige Chefarzt Hildebrandt berichtet.

Fazit: Wenn Praktiker einen Systemfehler erkennen und Funktionäre wenig Einsehen haben, dann ist die Angst vor einem Klinikaufenthalt wohl berechtigt. "

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