Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Patientenbefragung Kritik an Bremer Kliniken

Patienten, die in einem Bremer Krankenhaus behandelt wurden, sind im Großen und Ganzen zufrieden mit der Versorgung – deutliche Kritik äußerten sie aber an der schlechten Vorbereitung auf die Klinikentlassung.
05.04.2017, 22:22 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Kritik an Bremer Kliniken
Von Sabine Doll

Patienten, die in einem Bremer Krankenhaus behandelt wurden, sind im Großen und Ganzen zufrieden mit der Versorgung – deutliche Kritik äußerten sie aber an der schlechten Vorbereitung auf die Klinikentlassung und die anschließende Weiterbehandlung.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Patientenbefragung der Techniker Krankenkasse (TK), deren zentrale Aussagen am Mittwoch vorgelegt wurden. Für die Zufriedenheitsstudie hat die Krankenkasse in den vergangenen beiden Jahren 8116 Versicherte vier bis sechs Wochen nach ihrem Krankenhausaufenthalt in einem Bremer Krankenhaus angeschrieben, rund 20 Prozent haben sich daran beteiligt und den rund 40 Punkte umfassenden Fragebogen ausgefüllt.

Alle Bremer Kliniken lagen in den Ergebnissen dicht beieinander, Ausreißer nach unten oder oben gab es nicht. Bundesweit haben 159.000 Versicherte aus allen Bundesländern an der Online-Befragung teilgenommen.

Lesen Sie auch

„Auch wenn die allgemeine Zufriedenheit mit der Behandlung gut ist und mit 79,8 von 100 möglichen Punkten nur ganz knapp unter dem Bundesschnitt mit 81 Punkten liegt, stellen wir fest, dass es bei der Entlassung aus den Kliniken noch deutlich Luft nach oben gibt“, sagt Sören Schmidt-Bodenstein, Chef der Bremer Landesvertretung der Krankenkasse, dem WESER-KURIER.

„Der Behandlungserfolg hängt aber ganz massiv davon ab, wie gut die Weiterbehandlung organisiert ist. Hier müssen alle Bremer Krankenhäuser noch besser werden und mehr leisten.“ 22,2 Prozent und damit etwas mehr als jeder fünfte Patient hat demnach angegeben, dass er sich auf die Zeit nach dem Krankenhaus schlecht vorbereitet fühlt.

In den anderen Ländern sieht es nicht besser aus

Gerade ältere Patienten benötigten mehr Unterstützung, eine wachsende Zahl von ihnen lebe allein und sei aufgrund der körperlichen Verfassung nicht in der Lage, sofort einen Arzt aufzusuchen. „Die Patienten müssen wissen, wie ihre Behandlung weitergeht, wenn sie die Klinik verlassen.

Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte müssen bei der lückenlosen Verordnung von ambulanten Heilbehandlungen wie Krankengymnastik oder Medikamenten besser Hand in Hand arbeiten“, fordert der Bremer TK-Chef. In den anderen Ländern sieht es nicht besser aus: Im Bundesschnitt sah sich jeder fünfte Versicherte (21,7 Prozent) schlecht auf die Klinikentlassung vorbereitet.

Großen Verbesserungsbedarf sieht die Krankenkasse auch bei der Transparenz von Qualitätsdaten. „Zwar veröffentlichen die Krankenhäuser seit einigen Jahren ihre Qualitätsberichte, aber die sind in der Regel nicht verständlich aufbereitet. Der Laie versteht sie nicht“, kritisiert Schmidt-Bodenstein.

Transparenz ist von Vorteil

Die Berichte konzentrierten sich zudem vor allem auf strukturelle Angaben, die Patienten seien aber vor allem an Daten zu konkreten Behandlungen interessiert, die Rückschlüsse auf die Ergebnisqualität zuließen. Beim Einsatz künstlicher Gelenke etwa seien dies Fragen, wie oft in der Klinik Prothesen eingesetzt und Ersatzgelenke wieder ausgetauscht würden.

Die Patienten müssten erkennen können, was ein gutes und ein weniger gutes Ergebnis sei. „Patienten informieren sich heute deutlich umfassender über die Qualität eines Krankenhauses, und sie ziehen ihre Rückschlüsse daraus“, so Schmidt-Bodenstein. Deshalb sei es für Kliniken von Vorteil, transparenter als bisher mit ihren Qualitätsergebnissen umzugehen.

Jeder fünfte Befragte in Bremen hat sich laut der Studie etwa für ein Krankenhaus entschieden, weil er sich gezielt über die Behandlungsqualität informiert hat. Auch die Zweitmeinung wird deutlich aktiver genutzt: Rund jeder Vierte hat angegeben, sich vor einem planbaren Eingriff eine weitere ärztliche Meinung eingeholt zu haben.

Spezialisierte Leistungsbereiche

Für eine bessere Behandlung würden 86 Prozent sogar längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. „Das zieht sich durch alle Altersklassen“, so Sören-Bodenstein. „Selbst bei den über 70- bis 79-jährigen waren acht von zehn Befragten dazu bereit, nicht das näherliegende Krankenhaus anzusteuern, wenn sie sich eine bessere Qualität weiter entfernt erhoffen.“

Im Wettbewerb mit Hannover, Oldenburg und Hamburg als Konkurrenten sei es für den Klinik-Standort Bremen deshalb wichtig, mehr spezialisierte Leistungsbereiche in Zentren zu bündeln. Dort gebe es mehr Erfahrungen mit komplizierten Eingriffen und umfangreichen Behandlungen, etwa in der Frühgeborenen-Versorgung oder der Neurochirurgie. „Die Bremer Politik sollte bei der Krankenhausplanung mehr Mut haben und sagen, Qualität geht vor Wohnortnähe“, fordert der Kassen-Chef.

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+! Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)