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Der Anti-Psychiatriebewegung entgegen: Mit Offenheit Misstrauen mindern

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Neue Ärztliche Direktorin: Dr. Beate Eusterschulte leitet seit April die Hainaer Vitos-Klinik für forensische Psychiatrie, die psychisch kranke Rechtsbrecher betreut. Das Bild zeigt sie vor der geschlossenen Station G. 2. Foto: nh
Neue Ärztliche Direktorin: Dr. Beate Eusterschulte leitet seit April die Hainaer Vitos-Klinik für forensische Psychiatrie, die psychisch kranke Rechtsbrecher betreut. Das Bild zeigt sie vor der geschlossenen Station G. 2. Foto: nh © -

Haina/Kloster. Der wachsenden Anti-Psychiatriebewegung will sie mit Offenheit entgegentreten. Dr. Beate Eusterschulte, die neue Ärztliche Direktorin der Hainaer Vitos-Klinik für forensische Psychiatrie, will die Arbeit transparenter darstellen.

Seit Anfang des Monats leitet Dr. Beate Eusterschulte die Vitos-Klinik für forensische Psychiatrie Haina, in der bis zu 380 psychisch gestörte Rechtsbrecher betreut werden. Welche Herausforderung sieht sie und wie will sie damit umgehen? Dazu nimmt die 53-Jährige im Interview mit unserer Zeitung Stellung.

Frau Dr. Eusterschulte, Sie waren bisher schon stellvertretende Leiterin der Vitos-Klinik für forensische Psychiatrie. Nun haben Sie die Gesamtverantwortung. Mit welchem Gefühl treten Sie die Position an?

Dr. Beate Eusterschulte: Man tritt in große Fußstapfen, da mein Vorgänger in der forensischen Psychiatrie Geschichte geschrieben hat. Auf der anderen Seite habe ich die Aufgaben in einem strategisch geplanten Übergangsprozess in den letzten Jahren nach und nach übernommen, sodass sich mit der Übernahme der Funktion der Ärztlichen Direktorin am 1. April keine entscheidenden Veränderungen für mich ergeben haben.

Was werden die größte Herausforderung sein, die in den nächsten Jahren auf die Klinik und Sie als Leitung zukommen?

Eusterschulte: Es werden dieselben Probleme wie bisher sein, nur mit anderen Akzentuierungen: Kostenprobleme, unkalkulierbare Entwicklungen der Patientenzahlen, Veränderungen durch neue Gesetzesgrundlagen und Rechtsprechungen.

Fachkräftemangel, ob Ärzte oder Pflegekräfte, ist ein allgemeines Problem. Wie wollen Sie dem entgegenwirken?

Eusterschulte: Durch die Bereitstellung von Qualifizierungsmöglichkeiten mit guten Ausbildungscurricula und durch die Bereitstellung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen - soweit das unter den spezifischen Rahmenbedingungen eines Krankenhauses möglich ist.

Sie übernehmen die Leitung einer Klinik, die weltweite Anerkennung hat, die aber in jüngster Zeit immer mehr in die Kritik von Psychiatriegegnern geraten ist. Was sind die Ursachen?

Eusterschulte: Wenn man das tut, was aus fachlicher Sicht richtig und zum Teil auch unumgänglich ist, wie zum Beispiel der Einsatz von Zwangsmaßnahmen, kommt man automatisch in Konflikt mit der Antipsychiatrie-Bewegung. Man kann außerdem beobachten, dass sich die Antipsychiatrie-Bewegung zunehmend organisiert.

Wie gehen Sie damit um?

Eusterschulte: Den Maßregelvollzug in der Öffentlichkeit transparenter darstellen und Aufklärungsarbeit leisten, das mindert das Misstrauen.

Werden Sie in Ihrer Arbeit andere Akzente setzen als Ihr Vorgänger und wenn ja, welche?

Eusterschulte: Fokus wird immer die fachlich präzise Arbeit nach dem jeweils aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis sein. Wichtig wird sein, neue Entwicklungen zu verfolgen, aufzugreifen und zu integrieren.

Der Umgang mit psychisch kranken Rechtsbrechern, darunter Mörder und Sexualstraftäter, ist nicht Jedermanns Sache. Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Eusterschulte: Das ist eine Frage, die sich nicht beantworten lässt. Entweder man hat das „Forensik-Gen“ oder man hat es nicht.

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