Erlinsbach AG
Barmelweid-Gruppe wächst gut sichtbar

Die Barmelweid-Gruppe erzielte trotz erneutem Verlust des Pflegezentrums auch 2016 insgesamt einenrespektablen Gewinn – das neue Bettenhaus nimmt unterdessen zunehmend Gestalt an.

Ueli Wild
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Annika Buetschi

Die Barmelweid-Gruppe – Klinik und Pflegezentrum – verzeichnete 2016 erneut eine über alles gesehen sehr hohe Auslastung und erzielte dabei einen Gewinn von 2,7 Mio. Franken. Weitere Positivmeldung: Letzten Sommer begannen die Bauarbeiten für das neue Bettenhaus. Das kommuniziert die Barmelweid mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichtes 2016.

Die Zahl der Pflegetage nahm gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 1885 Tage zu und erreichte mit 64'496 einen neuen Rekordwert. «Auch wenn die höheren Kosten den Mehrertrag teilweise kompensiert haben», heisst es in einer Medienmitteilung des Unternehmens, «kann die Klinik einen Ertragsüberschuss ausweisen.» Dieser erlaube der Barmelweid, ihre Infrastruktur weiter zu erneuern und der steigenden Nachfrage anzupassen.

Allerdings fällt der Jubel verhaltener aus, sobald vom Pflegezentrum die Rede ist. «Während es der Klinik gut geht», schreibt Verwaltungsratspräsident Daniel Heller im Geschäftsbericht, «ist die wirtschaftliche Situation im Pflegezentrum schwierig.»

Das Überangebot an Langzeitpflegeplätzen im Kanton Aargau habe zu starken Schwankungen bei der Auslastung geführt. Wurden zwischen 2011 und 2014 noch knappe Gewinne erzielt, mussten 2015 und 2016 Verluste verzeichnet werden. Während die Klinik 2016 einen Gewinn von knapp 2,9 Mio. Franken erzielte, resultierte letztes Jahr beim Pflegezentrum bei nahezu 11'000 Belegungstagen ein Verlust von rund 180'000 Franken. Das Pflegezentrum hatte 2011 das frühere Erlinsbacher Krankenheim Laurenzenbad abgelöst. Anfänglich umfasste das Pflegezentrum 49 Betten auf drei Stationen.

Weitere Pflegebetten aufgehoben

Schon 2015 wurden wegen der sinkenden Nachfrage sowie der neuen Leistungsaufträge Geriatrie und internistische Rehabilitation die Betten des vierten Stocks in Klinikbetten umgewandelt. Diese Entwicklung setzte sich 2016 fort. «Angesichts der grossen Nachfrageschwankungen und um erneute Verluste zu vermeiden», hält Daniel Heller fest, «haben Geschäftsleitung und Verwaltungsrat entschieden, den Betrieb des Pflegezentrums auf eine Station mit 16 Betten mit Fokus Demenzerkrankung zu reduzieren.»

Die Aufhebung von Pflegebetten zugunsten der geriatrischen Rehabilitation wurde zum Teil äusserst kritisch aufgenommen insbesondere von Angehörigen betroffener Personen, für die es auf der Barmelweid keinen Platz mehr gab. Anfang Februar, noch vor Ablauf der bis Ende März 2017 gewährten Übergangsfrist, haben nach Angaben des Verwaltungsratspräsidenten «alle betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner ein neues Zuhause gefunden, das ihren Wünschen entspricht».

«Oscar» nimmt Formen an

Im Sommer 2016 haben die Bauarbeiten für das neue Bettenhaus begonnen. Dieses soll Ende 2018 bezugsbereit sein. Der Neubau, ein schlanker, geschwungener Bau von Stump & Schibli Architekten, Basel, der sich ans Gelände schmiegt, wird auf drei Stockwerken 66 Patientenzimmer bergen. Das Restaurant im Sockelgeschoss verfügt über einen ebenerdigen Ausgang zur Gartenterrasse. Für Mitarbeitende, Patienten und Besucher stehen im neuen Parkhaus rund 300 Parkplätze zur Verfügung. Die Investitionen belaufen sich auf rund 110 Mio. Franken. Für das Baumanagement ist die Gross Generalunternehmung AG zuständig.

Bevor mit dem Rohbau begonnen werden konnte, mussten verschiedene Infrastruktursanierungen vorgenommen werden. Die neue Energiezentrale versorgt die ganze Barmelweid künftig ökologisch und ökonomisch mit Energie. Grundlage dafür sind die neue Holzschnitzelheizung sowie Wärmepumpen, die von 68 Erdsonden gespeist werden. Harte Arbeit bildeten in den kalten Wintermonaten die 68 Bohrungen auf zwei Feldern südlich der Klinik. «Geräte und Schläuche», heisst es im Jahresbericht, «mussten nach der Nacht zuerst eisfrei gemacht und abends entleert werden, damit möglichst wenig gefrieren konnte.»

Mehrere Wechsel in der Führung

Im Berichtsjahr wählte der Verwaltungsrat den Pneumologen und heutigen Leitenden Arzt Thomas Sigrist zum neuen Chefarzt Pneumologie und zum Nachfolger von Martin Frey, der Ende Mai nach 27 Jahren auf der Barmelweid das Pensionsalter erreicht. Jean-Paul Schmid, ehemaliger Standortleiter Kardiologie des Spitals Tiefenau (Insel Gruppe AG), wechselte von Bern auf die Barmelweid und löste per 1. Januar 2017 Christoph Schmidt als Chefarzt Kardiologie ab. Im Verwaltungsrat der Barmelweid Gruppe AG folgt der Brugger Ökonom Daniel Rey auf den Finanzexperten Hans Jörg Lehner (Buchs).

«Das künftige Wachstum», schreibt CEO Beat Stierlin im Jahresbericht, «wirft auf allen Organisationsebenen neue Fragen auf.» Um diese zu beantworten, haben 2016 diverse Arbeitsgruppen Konzepte erstellt und bestehende Prozesse hinterfragt. Ende 2018, wenn «Oscar» aufgeht, sollen die neuen Abläufe perfekt funktionieren.