Schweizer ignorieren Todesrate bei Spitalwahl

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Medizinische KomplikationenSchweizer ignorieren Todesrate bei Spitalwahl

Spitalqualität und Vertrauen in das Personal: Faktoren, die Schweizer bei ihrer Spitalwahl berücksichtigen. Nur von der Todesrate wollen sie nichts wissen.

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Vertrauen in das Pflegepersonal und die Ärzte hat oberste Prioriät: Operation am Unispital Zürich. (Symbolbild)

Vertrauen in das Pflegepersonal und die Ärzte hat oberste Prioriät: Operation am Unispital Zürich. (Symbolbild)

Keystone/Gaetan Bally

Wer ins Spital muss, vertraut zwar grundsätzlich den Empfehlungen von Fachleuten, informiert sich aber doch selber. Gemäss einer Umfrage will eine Mehrheit vor dem Eingriff über Komplikations- oder Infektionsraten Bescheid wissen.

In der repräsentativen Umfrage im Auftrag von comparis.ch gaben 70 Prozent an, vor dem Entscheid für ein Spital die Komplikationsrate kennen zu wollen. Knapp 60 Prozent wollen über die Infektionsrate Bescheid wissen, wie comparis.ch am Mittwoch schrieb.

Auch wenn viele Patienten sich selbst informieren, vertrauen 90 Prozent bei der Spitalwahl grundsätzlich einem Arzt, einer Ärztin oder einem Spital. Dagegen lassen die meisten die Frage nach dem Anteil der Todesfälle ausser Acht.

Mortalität ausgeklammert

Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) sagte aus, sich über diese Frage bewusst nicht zu informieren – die Mortalitätszahlen werden laut dem Spitalverband H+ vom Bundesamt für Gesundheit regelmässig veröffentlicht. Die Hoffnung auf Heilung sei stärker als die Angst vor dem Tod, schreibt comparis.ch zum Umfrageergebnis.

H+ hält zu den Mortalitätszahlen fest, dass diese per se nicht als Qualitätskriterium dienen könnten. Je nach Spital und Patientenmix könne die Sterberate unterschiedlich sein, heisst es in einem im Internet aufgeschalteten Dokument von H+.

Ein direkter Vergleich unter Spitälern und Kliniken sei daher nicht zulässig. H+ räumt aber ein, dass eine in einem Spital gegenüber den Erwartungen erhöhte Sterberate bei einem bestimmten Krankheitsbild darauf hinweisen könne, dass etwas verbessert werden könnte.

Vertrauen in die Spitäler

Vertrauen in die Spitäler in der Schweiz äusserten 65 Prozent der Befragten. Jede fünfte befragte Person sagte aus, ihr Vertrauen in diese Institutionen sei weniger gross als noch vor zehn Jahren. Demgegenüber sprachen 13 Prozent von einem gewachsenen Vertrauen.

Dass sich die Befragten im Spital als Patienten und Patientinnen wohlfühlen, hängt in erster Linie am Zwischenmenschlichen: Von fast allen Befragten genannt wurden freundliche Ärzte und freundliches Pflegepersonal und von 91 Prozent ein gutes Betriebsklima.

Neun von zehn Personen nannten auch die Sprachkenntnisse von Ärzten und Pflegenden als Kriterium. Ein Drittel gab an, einem fremdsprachigen Arzt weniger zu vertrauen als einem, der ihre Sprache spreche.

Gutes Essen, modernes Zimmer

Für vier von fünf Befragten spielt gutes Essen eine Rolle beim Spitalaufenthalt und für rund die Hälfte ein modernes Interieur und «In-Room-Entertainment» mit Fernseher, Musikanlage und Zugang zum Internet. Die Frage, mit wem man das Zimmer teilt, wurde im Communiqué allerdings nicht angesprochen.

Der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch liess vom Institut Innofact 1034 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz befragen. Die Umfrage wurde zwischen Ende März und Anfang April durchgeführt.

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