Krankenkasse muss Geld früher einfordern

Publiziert

CSSKrankenkasse muss Geld früher einfordern

Die CSS muss die Prämienrechnungen neu schon im Vormonat verschicken. Das führt im Juni zu einer Doppelbelastung. Tappen Kunden nun in die Schuldenfalle?

kwo
von
kwo

Dicke Post für Kunden der Krankenkassen-Gruppe CSS: Ab Juli müssen sie ihre Krankenkassenprämien im Voraus bezahlen, statt wie bisher im Nachhinein. Will heissen: Der Monat Juni muss bereits bis Ende Mai beglichen werden, statt wie bis anhin üblich bis Ende Juni.

Grund für die plötzliche Umstellung ist eine Rüge des Bundesamtes für Gesundheit BAG. Im Rahmen einer Überprüfung der Versicherungsgruppe hatte das BAG festgestellt, dass die CSS mit ihrer Rechnungspraxis gegen Artikel 90 der sogenannten Verordnung über die Krankenversicherung verstösst. Dieser besagt, dass die Prämien immer im Voraus zu bezahlen sind.

Umstellung betrifft vier Krankenkassen

Im Gespräch mit 20 Minuten bestätigt CSS-Sprecherin Christina Wettstein die erzwungene Umstellung. «Wir hatten bis anhin eine andere Praxis verfolgt, da wir dies als kundenfreundlicher erachten», so die Sprecherin. Die Umstellung betreffe die Krankenkassen-Marken Sanagate, CSS, Intras sowie Arcosana.

Besonders ärgerlich für die Kunden: Aufgrund der Umstellung müssen sie Ende Mai zwei Rechnungen bezahlen. Die Mai-Rechnung ist nämlich nach altem Abrechnungsmodus am 31.5. fällig, die Juni-Rechnung wird erstmals im Voraus eingefordert, also zu Beginn des Monats. Stichtag ist entsprechend auch hier der 31. Mai, wie die CSS erklärt.

Hohe Belastung

Für Sébastien Mercier, Geschäftsleiter von Schuldenberatung Schweiz, ist die Umstellung ein Grund zur Sorge. 60 Prozent der Personen, die er berate, hätten Mühe damit, die hohen Prämienrechnungen zu bezahlen. Werde nun plötzlich die doppelte Summe in einem Monat fällig, sei dies für viele mehr, als sie bezahlen könnten.

Mercier rät den Betroffenen daher, mit der Krankenkasse Kontakt aufzunehmen und sie zu fragen, ob die Rechnung in Raten bezahlt werden könne. «Das würde das Problem abfedern», so der Schuldenberater zu 20 Minuten. Wer die Prämie nicht bezahle, dem drohe nämlich in vielen Kantonen, auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden. Konkret heisst das: Man wird nur noch im Notfall von einem Arzt behandelt.

CSS ist offen für Raten

Bei der CSS hat man Verständnis für die schwierige Situation einzelner Kunden. Sprecherin Wettstein sagt: «Wir sind uns bewusst, dass dieser Wechsel eine finanzielle Belastung darstellen kann.» Den Kunden biete man daher die Möglichkeit eines Ratenplanes an, um die Konsequenzen möglichst gering zu halten. Bei Fragen stünden den Betroffenen auch das Contact Center oder die Mitarbeiter der Agenturen zur Verfügung.

Ist es überhaupt sinnvoll, den Krankenkassen vorzuschreiben, wann sie von ihren Kunden die Prämien einfordern sollen? Nicht, wenn es nach Felix Schneuwly geht. Der Krankenkassenexperte des Vergleichsdienstes Comparis findet klare Worte: «Diese gesetzliche Bestimmung ist komplett überflüssig.» Dabei kritisiert Schneuwly auch das BAG. Dieses setze die überflüssige Regel mit grossem Aufwand zum Nachteil der Versicherten durch.

Parlament sollte eingreifen

Notwendig wäre laut dem Experten ein Eingreifen des Parlaments, das hier die Verordnungswillkür des Bundesrats unterbinden sollte. «Hier wird auf Verordnungsstufe etwas präzisiert, ohne dass im Gesetz eine Präzisierung verlangt wird und ohne, dass ein vernünftiger Grund ersichtlich ist», so Schneuwly.

Deine Meinung