Klinikum in Achern: Erweiterung oder Neubau denkbar
Ein mögliches neues Großklinikum im Raum Appenweier, das dann unter anderem zur Schließung des Acherner Klinikums führen würde, ist laut Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach »völlig undenkbar« – weder 2030, noch 2040 oder 2050. Auch Offenburg werde und müsse Standort bleiben. Zudem seien Wolfach und Lahr gesetzt. Wie es mittel- und langfristig im Ortenaukreis weitergehen soll, damit befasst sich der Kreistag Ende 2018, wenn erste Erfahrungswerte mit dem »Modell Landrat« ausgewertet werden.
Die Chancen für den Standort Achern auch mittel- und langfristig scheinen nicht schlecht zu stehen. Wie Christian Keller, Geschäftsführer des Ortenau-Klinikums, erklärt, ergab eine Patientenbefragung eine sehr gute Bewertung für das Acherner Klinikum. »Das ist eine gute Basis für eine Weiterentwicklung«, so Christian Keller. Achern ist nach den großen Kliniken Lahr und Offenburg die drittgrößte im Ortenaukreis. Derzeit gibt es dort eine Kapazität von 187 Betten.
Weniger Betten
Deutschlandweit haben die Bettenzahlen abgenommen, da die Verweildauer der Patienten deutlich geringer wurde. Auch wenn der Mensch und die Qualität in den Kliniken laut Christian Keller im Vordergrund stehen, so führt vor allem die geringe Steigerung der Fallpauschalen, die hinter den Tarifabschlüssen und den Preissteigerungen der Sachkosten rangiert, zu finanziellen Problemen der Kliniken in Deutschland. Die Kliniklandschaft in Deutschland ist in Bewegung. Auch in den Nachbarkreisen tut sich einiges. So führen die Veränderungen im Kreis Rastatt dazu, dass das Acherner Krankenhaus vermehrt von Patienten aus dem Kreis Rastatt genutzt wird.
Vorerst gilt: »Das jetzige Leistungsangebot in Achern ändert sich nicht«, so Christian Keller. Im ersten Halbjahr 2018 nach Kreistagsbeschluss weiß man mehr. Wichtig sei, Doppelvorhaltungen im Landkreis abzubauen. Eines sei auch klar: »Achern ist unsere Nordspitze«. Und OB Klaus Muttach möchte, dass dies auch so bleibt.
Hohe Zufriedenheit
In Achern gab es in den vergangenen Jahren einen überdurchschnittlichen Patientenzuwachs von über zwölf Prozent und eine hohe Patientenzufriedenheit. 16 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren in das Acherner Krankenhaus investiert. Und wenn Achern Klinikstandort bleibt, soll nachgebessert werden. »Wir haben in Achern baulich Investitionsbedarf«, betont Christian Keller. Hierbei gibt es bei einer Entscheidung des Kreistags 2018 pro Klinikum Achern zwei Optionen: Erweiterung und Modernisierung am alten Standort oder Komplett-Neubau an einem neuen Standort. Über mögliche Flächen in Achern haben sich Christian Keller und Klaus Muttach bereits ausgetauscht. »Es gibt gute Standorte für Achern«, meint OB Klaus Muttach.
Für den Erhalt mehrerer Kliniken im Ortenaukreis spricht laut Klaus Muttach die Größe des Ortenaukreises, die flächenmäßig etwa dem Saarland entspreche. Gleichzeitig sei der Ortenaukreis deutlich größer und habe auch deutlich mehr Einwohner als beispielsweise der Landkreis Rastatt zusammen mit Baden-Baden. Im Vergleich mit dem Klinikum Mittelbaden solle der Ortenaukreis hinsichtlich der Krankenhauslandschaft nicht zurückstehen.
Keine Notfallversorgung
Klaus Muttach verweist darauf, dass es abends und nachts in Bühl und Oberkirch und bald auch teilweise in Kehl keine Notfallversorgung gibt. Darüber hinaus nehmen Kliniken zunehmend auch Aufgaben für niedergelassene Ärzte wahr.
Deshalb sei das Klinikum in Achern für den Ortenaukreis als Flächenlandkreis und den südlichen Landkreis Rastatt unverzichtbar.
Ortenau Klinikum in Achern
»Sie können mit allem, was Sie haben, hier herkommen«. betont Michael Neuburger, Ärztlicher Direktor des Ortenau-Klinikums Achern-Oberkirch. Die Patienten würden dann entsprechend gesteuert, an die Fachabteilungen oder Kliniken verwiesen, bei denen sie fachmännisch betreut werden können.
»Wir bieten eine Grundversorgung mit Ansatz zur Regelversorgung«, erklärt der Ärztliche Direktor. Zur Regelversorgung zählt Michael Neuburger Fachgebiete, die über Achern hinaus einen guten Namen haben wie etwa die Endoprotetik, die Versorgung bei Knochenbrüchen, Bauch- und Gefäßeingriffen, im internistischen Bereich die Herzschrittmacher-Implatationen und die immer stärker nachgefragte Geburtshilfe. Auf Spezialversorgungsniveau sei die Wirbelsäulen-Chirurgie. Hier kommen die Patienten nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem Ausland.
Seitdem die Geburtsstationen in Bühl und Kehl geschlossen wurden, boomt die Acherner Geburtsstation. Waren es früher rund 300 Geburten im Jahr, wurde die Zahl dieses Jahr voraussichtlich auf rund 600 verdoppelt. Mit den Geburten in Oberkirch liegt das Klinikum Achern-Oberkirch bei rund 1000 Geburten. Spätestens wenn nach Umsetzung des Kreistagsbeschlusses von 2012 die Geburtshilfe von Oberkirch ganz nach Achern abwandert, stößt Achern an seine Grenzen.
»Derzeit können wir das noch gut abarbeiten«, so Michael Neuburger. Aber personell, räumlich und strukturell könnte bald Nachbesserungsbedarf bestehen. Ob entsprechend gehandelt wird, hängt davon ab, wie der Landkreis bei der Neuorganisation der Kliniken vorgeht. Wichtig für das Ortenau-Klinikum Achern-Oberkirch ist die Außendarstellung. Deshalb wurde die Gesundheitsakademie eingerichtet. Bei Vorträgen wird das Leistungsspektrum dargestellt.aci