Krankenhäuser in Bergisch Gladbach„Kliniken sind keine Konkurrenz mehr“

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Das Marien-Krankenhaus ist mit den anderen Gladbacher Kliniken vernetzt. Weitere Kooperationen sind geplant.

Das Marien-Krankenhaus ist mit den anderen Gladbacher Kliniken vernetzt. Weitere Kooperationen sind geplant.

Rhein-Berg – Vor knapp zwei Jahren hat die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GfO) das Marien-Krankenhaus (MKH) übernommen. Damit sind die beiden katholischen Kliniken in Bergisch Gladbach, MKH und Vinzenz-Pallotti-Hospital, sowie das Reha-Zentrum Reuterstraße in einer Hand.

Guido Wagner und Birgit Eckes sprachen mit dem neuen Regionaldirektor Dr. Guido Lerzynski über seine Strategie.

Sie sind Geschäftsführer eines Verbunds aus insgesamt vier Kliniken in der Region. Geht es dabei hauptsächlich um die Wirtschaftlichkeit?

Sicher nicht kurzfristig. Wir haben einen anderen Ansatz. Es geht darum, das medizinische Angebot im großen Portfolio der Leistungen zukunftsfähig zu machen. Langfristig wollen wir wachsen und das Angebot vergrößern.

Was bedeutet das konkret?

Dass die beiden Krankenhäuser, wenn nicht sogar alle drei Krankenhäuser in Bergisch Gladbach, keine Konkurrenz mehr sind, sondern zusammenarbeiten. In der heutigen Zeit ist es wichtig, Zentren zu bilden für einzelne Fachbereiche, wie wir es ja hier in manchen Disziplinen bereits haben, etwa bei der Geburtshilfe im VPH. Das lässt sich noch ausbauen.

Welche Rolle spielen dabei die regionalen Grenzen?

Grenzen gibt es nicht mehr. Die Geburtshilfe im VPH ist so ein Beispiel. Unsere Patienten kommen schon immer nicht nur aus Bergisch Gladbach, sondern aus der ganzen Region, aus Köln und Leverkusen. So etwas wollen wir auch in anderen Bereichen schaffen. Denn wir können hier vieles vielleicht sogar besser als in Köln. Wir wollen uns etwa in der Altersmedizin platzieren.

In Engelskirchen entsteht gerade eine Geriatrie mit 60 Betten, auch das MKH in Gladbach hat seine Geriatrie erweitert. Ist das der Anfang?

Ja, das ist das große Thema der Zukunft. Die Krankenhäuser müssen sich bei der Behandlung von immer älter werdenden Patienten etwas einfallen lassen. Das zieht sich durch alle Abteilungen.

Für Umstrukturierungen müssen Sie Geld in die Hand nehmen. Haben Sie das Geld? Im Gegensatz zu den städtischen Kliniken in Köln, die 2016 ein Defizit von 6,5 Millionen Euro gemacht haben und einen 50-Millionen-Kredit aufnehmen mussten?

Die GfO ist als karitativer Träger anders aufgestellt als ein städtisches oder privates Unternehmen. Wir müssen keine Rendite für Anleger machen oder die Verwendung von Steuergeldern rechtfertigen. Unsere Gesellschaft investiert jeden Gewinn sofort. Trotzdem haben auch wir das Problem, dass Land und Bund Investitionen fordern, wir uns bei der Finanzierung aber nicht auf die Politik verlassen können.

Heißt das, Sie müssen doch sparen?

Wir finanzieren uns selbst, deshalb müssen wir wirtschaftlich sein. Andere bauen Personal ab. Aber mir ist klar, dass Personalabbau allein nicht der richtige Weg sein kann. Unser Ziel ist es, über die Zufriedenheit der Patienten und die Qualität der Medizin zu wachsen. Dazu gehört eher mehr Personal als weniger. Das ist wieder eine Baustelle.

Zur Person

Dr. Guido Lerzynski ist seit 1. August 2017 Geschäftsführer der GfO-Krankenhäuser in Bergisch Gladbach sowie der Katholischen Kliniken Oberberg. Dazu gehören das Marien-Krankenhaus, das Vinzenz-Pallotti-Hospital, das Reha-Zentrum Reuterstraße sowie das Krankenhaus Engelskirchen/Lindlar. Lerzynski ist 40 Jahre alt, geboren in Langenfeld, wo er heute auch wieder wohnt. Er ist studierter Arzt, Betriebswirt und Epidemiologe, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe als gemeinnützige, karitative Gesellschaft betreibt insgesamt 40 Einrichtungen mit 9500 Mitarbeitern im gesamten Rheinland. Dazu gehören neben Kliniken auch Seniorenzentren und Jugendhilfe, diese allerdings nicht in Rhein-Berg. (eck)

Warum?

Weil wir jetzt schon Personalknappheit haben, es wird noch schlimmer werden. Der Fachkräftemangel durchzieht alle Bereiche. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Pflege- und Hebammenschule haben. Die Absolventen wollen wir halten, indem wir attraktive Arbeitsplätze anbieten, das funktioniert nicht nur über Geld.

Haben Sie noch ein Beispiel für neue Konzepte in der Krankenpflege?

Ganz wichtig ist meines Erachtens, die ärztliche Betreuung mobiler und flexibler zu machen. Warum nicht Klinikärzte im Außendienst? Das ist Zukunftsmusik. Woran wir aber bereits intensiv arbeiten, ist, die Versorgungskette vom Hausarzt über den Facharzt zu Klinik und Reha und zurück enger zu knüpfen. Das muss ein geschlossener Kreislauf werden für den Patienten.

Wenn neue Abteilungen und Strukturen eingeführt werden, müssen Sie umbauen, erweitern, gegebenenfalls neu bauen. Sind Sie darauf vorbereitet?

Vieles ist veraltet in den Häusern. Das müssen wir zuerst in Angriff nehmen. Und ja, wir haben uns gerade die Architekturpläne beider Häuser angesehen. Es würde mich wundern, wenn wir ohne Um- oder sogar Neubauten auskämen.

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