Jung, dynamisch und voller Tatendrang wirkt der neue Klinikgeschäftsführer des Helios-Spitals. Erst zum obligatorischen Foto nach dem Gespräch streift Sven Axt (31) seinen Sakko mit dem Namensschild über. Sonst braucht er dieses an seinem Arbeitsplatz eher selten. Richtig mit anpacken im Wortsinn kann der Betriebswirt und Gesundheitsmanager zwar kaum, doch er zeigte gleich in seinen ersten drei Monaten ganz bewusst Präsenz im Praxisbetrieb. "Da braucht es keinen Anzug mit Krawatte wie in einer Bank", formuliert Axt sein Credo griffig: "Wir behandeln schließlich Patienten und machen keine Leerverkäufe." Dies hat nicht nur der ärztliche Direktor, Chefarzt Christoph Miltenberger, schnell wahrgenommen. "Herr Axt war schon in den ersten Wochen bei jeder Fakultät schon einmal im OP", zollt Miltenberger dem neuen Wirtschaftschef Respekt. Dies sei auch bei allen Mitarbeitern sehr positiv angekommen.

Sven Axt war zuvor schon für zwei Helios-Klinken im Taunus verantwortlich gewesen, ehe er Anfang Juni in Überlingen die Leitung übernahm. Damit trat er die Nachfolge von Sabine Schwörer an, die nach knapp vier Jahren den Konzern verließ und in ihrem Heimatort Allensbach in der erweiterten Geschäftsführung der Kliniken Schmieder die organisatorische und finanzielle Verantwortung für den dortigen Standort übernahm. "Die Qualität des Hauses stimmt", blickt der neuen Klinikgeschäftsführer auf die Arbeit seiner Vorgängerin und des ganzen Mitarbeiterteams: "Das ist etwas, worauf man gut aufbauen kann.

"Ja, die die ganze Region und das Haus nennt Sven Axt "traumhaft". Der gebürtige Heidelberger ist in einer Bruchsaler Arztfamilie aufgewachsen und so medizinisch vorgeprägt. Allerdings studierte er dann Betriebswirtschaft und Gesundheitsmanagement, ehe er ein Trainee-Programm beim Helios-Konzern durchlief.

Im Januar 2007 hat der Helios-Konzern das Überlinger Krankenhaus übernommen. Das neue Facharztzentrum war die erste große Investition ...
Im Januar 2007 hat der Helios-Konzern das Überlinger Krankenhaus übernommen. Das neue Facharztzentrum war die erste große Investition und wurde 2011 eröffnet. Für fast 10 Millionen Euro erweitert und saniert das Helios-Spital bis 2019 den Pflegebereich.

"Das Haus hat eine schöne Größe", ist Sven Axt von der Struktur der Klinik überzeugt: "Es ist auf der einen Seite noch so familiär, dass man auch alle Pflegekräfte, ja sogar das Reinigungspersonal noch kennen kann", betont der Geschäftsführer überzeugend. Auf der anderen Seite gebe es nicht nur bei der Grund- und Regelversorgung eine hohes medizinisches Leistungsspektrum, sondern eine deutliche Diversifizierung mit verschiedenen "Leuchttürmen". Axt: "Diese Mischung macht die besondere Qualität aus." Ja, so der Klinikgeschäftsführer, "hier könnte man seine Mutter jederzeit einliefern lassen".

Einige wichtige Weichen für die Zukunftsfähigkeit seien schon gestellt, erklärt Sven Axt, der nun mit der Umsetzung befasst ist. Der räumliche Ausbau der neuen Geriatrie-Abteilung steht unmittelbar bevor. Helios investiere zunächst rund 1,5 Millionen Euro in einen Anbau. Bevor dieser seiner neuen Bestimmung übergeben werden wird, dient er als Puffer, um die Sanierung der gesamten Pflegestationen bei laufendem Betrieb zu ermöglichen. Für diese Verbesserung von Sicherheit und Komfort habe der Konzern bis 2019 weitere 8 Millionen Euro bereitgestellt. Daneben werde der IT-Bereich stetig modernisiert, unter anderem mit WLAN für die Patienten. "Wir sind im Grunde ein Dienstleister und müssen uns im Wettbewerb auch mit dem Service positiv abheben", erklärt der Klinikgeschäftsführer.

Als größte Herausforderung bzw. als Hindernis auf diesem Weg sieht Axt den Fachkräftemangel, der in der Region besonders eklatant sei. Medizinische Spitzenkräfte seien ebenso schwer zu bekommen wie Pflegepersonal. Gerade dass der neue Geschäftsführer hier neue und teilweise unkonventionelle Wege gehe – unter anderem auch über die sozialen Netzwerke mögliche Kandidaten gezielt anspreche -, dies weiß auch der Ärztliche Direktor Christoph Miltenberger sehr zu schätzen. Nach den ersten drei Monaten seien sich alle Mitarbeiter einig, sagt der ärztliche Direktor, "dass wir es gut getroffen haben". Um die Qualität zu halten, dürfe man sich nie ausruhen, betont Miltenberger: "Wir tun alles, um unsere guten Leute zu halten." Dies sei allerdings heutzutage nicht mehr so einfach. Flexibilität und Wechselbereitschaft insbesondere bei guten Kräften hätten einfach zugenommen. Klinikgeschäftsführer Axt scheint sich indessen gut eingelebt zu haben in der Region. In Markdorf hat er für seine junge Familie mit Frau und sechs Monate altem Sohn eine Bleibe gefunden.

Geriatrische Abteilung verzahnt Akutmedizin und Reha

  • Die ganze Republik wird älter, Überlingen belegt dabei schon lange einen Spitzenplatz. Das gilt auch für die Patienten des Helios-Spitals, das im Oktober eine "akutgeriatische Abteilung" eingerichtet hat – mit ganz spezifischen Kompetenzen im medizinischen und pflegerischen Bereich.
    Ziel ist es, den älteren Menschen nach einem Krankheitsfall oder Unfall möglichst schnell zur Genesung und zur gewohnten Lebensqualität zu verhelfen, indem die notwendige Akutbehandlung gleich mit Rehabilitationsmaßnahmen verzahnt und so wertvolle Zeit eingespart wird.
  • Mehr als 40 Prozent der Patienten des Helios-Spitals Überlingen sind 70 Jahre und älter. Ob eine geriatrische Behandlung angezeigt ist, hängt allerdings nicht nur vom Geburtstag ab. Deshalb werden Patienten ab 65 Jahren einem schnellen, aber aussagekräftigen Screening unterzogen werden, um sie von Anfang richtig einstufen zu können. Die im Oktober vergangenen Jahres neu gegründete Abteilung verfügt über 15 Betten. Hier werden die akutmedizinischen Behandlungen mit den möglichst früh einsetzenden Rehabilitationsmaßnahmen durch verschiedene Therapeuten verzahnt.
  • Für die geriatrische Abteilung wird demnächst am Bettentrakt für rund 1,5 Millionen Euro ein Anbau nach Süden realisiert. Die neu geschaffenen Räume werden nach der Fertigstellung von den Pflegestationen übergangsweise genutzt, um diese im Hinblick auf Sicherheit und Komfort sanieren zu können. Darin wird der Helios-Konzern bis einschließlich 2019 fast 8 Millionen Euro investieren. (hpw)