Rheinland-Pfälzische Politiker arbeiten an besserer...
Nach einem Schlaganfall kommt es auf jede Sekunde an: Umso schneller ein Patient behandelt wird, umso größer sind später seine Chancen, zu genesen. Deswegen hat das Land...
MAINZ. Nach einem Schlaganfall kommt es auf jede Sekunde an: Umso schneller ein Patient behandelt wird, umso größer sind später seine Chancen, zu genesen. Deswegen hat das Land Rheinland-Pfalz ein Netzwerk zur Behandlung der Krankheit aufgebaut. Der 33 Jahre alte Landtagsabgeordnete Steven Wink (FDP) will das Angebot ausbauen – auch aus persönlicher Betroffenheit.
Als noch frisch gewählter Abgeordneter hatte Wink im Landtag eine Gruppe zu Gast: Schädelhirnpatienten. Darunter auch Menschen, die gerade mal 17 Jahre alt waren. Es habe ihn tief beeindruckt, berichtet Wink, wie eine Mutter ihm erzählt habe, dass der Sohn in Folge eines Unfalls erkrankte und es für die Behandlung nur ein Demenz-Heim gab, in dem deutlich ältere Menschen leben.
„Darauf habe ich mich entschlossen, mich für das Thema zu engagieren“, sagt Wink. Dass die Integration in ein soziales Umfeld positive Entwicklungen fördere, hat er im eigenen Umfeld erfahren. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder ist geistig behindert: „Er war in meinem Freundeskreis sehr angesehen und ich habe ihn immer mitgenommen. Etwa wenn wir uns auf dem Dorfplatz getroffen haben.“ Das habe dem Bruder geholfen, sich gut zu entwickeln. „Deswegen bin ich sensibel und offen für das Thema“, sagt Wink.
Stress erhöht die Gefährdung
Jedes Jahr ereignen sich rund 280 000 Schlaganfälle in Deutschland – umgerechnet alle zwei Minuten ein Fall. 63 000 Menschen sterben daran, wie die Gesellschaft für Neurochirurgie berichtet. Beim Thema Schlaganfall denken viele nur an Ältere. Doch auch junge Menschen kann es treffen. „Der Lebensstil hat viel damit zu tun, dass auch Jüngere zu Patienten werden“, sagt Bettina Begerow von der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Sie nennt Bewegungsmangel, Nikotin, Überernährung und Stress als Faktoren. Im Ernstfall müssten Betroffene schnell handeln, egal ob jung oder alt. Die Symptome eines Schlaganfalls sind extrem vielfältig: „Man sollte sich nicht scheuen, den Notarzt anzurufen“, sagt Begerow.
Um die Behandlung in Rheinland-Pfalz zu fördern, hat Wink als ersten Schritt eine Anfrage gestellt. Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) hat im Gesundheitsausschuss das Schlaganfallkonzept des Landes vorgestellt: Demnach gibt es in Rheinland-Pfalz „Stroke Units“. Das sind Einheiten in Krankenhäusern, die sich auf Schlaganfall spezialisiert haben. Diese Einheiten sind übers Land auf die Krankenhäuser verteilt. An sechs Standorten – darunter Mainz und Kaiserslautern – gibt es zentrale „Stroke Units“, die erweiterte Möglichkeiten in der Behandlung haben.
Rund 15 600 Patienten wurden 2016 in Rheinland-Pfalz nach Schlaganfällen oder ähnlichen Attacken behandelt. 6500 Patienten nahmen die zentralen, speziell ausgerüsteten „Stroke Units“ in Anspruch. 7100 wurden in den dezentralen Einheiten versorgt. 2030 Betroffene wurden in Kliniken ohne entsprechende Einheit behandelt.
Vor zwei Jahren hat das Land zudem die „Telemedizinische Schlaganfallversorgung in Rheinland-Pfalz – Telestroke“ (Temes) begründet. Vereinfacht ausgedrückt, nutzen die bisher 13 an Temes beteiligten Krankenhäuser Online-Kommunikation, um Daten auszutauschen. Durch den Zugriff wird die Behandlung schneller und besser.
Datenaustausch übers Netz verbessert die Therapie
Mit Temes sei es gelungen, mit Hilfe der Telemedizin neurologische Expertisen rund um die Uhr übers ganze Jahr zur Verfügung zu stellen“, sagt Bätzing-Lichtenthäler. Patienten hätten dadurch eine größere Chance, rasch die geeignete Akuttherapie zu erhalten.
Für Wink war es der erste Schritt, den Ist-Zustand der Schlaganfall-Therapie zu erfassen. Im zweiten Schritt gehe es aktuell darum, Projekte anzustoßen, um die Behandlung zu verbessern. Dafür sei er in vielen Gesprächen, mit Ärzten, Klinikleitungen oder dem Ministerium. Und mit dem 17-jährigen Jungen: „Ich habe ihn angerufen und habe mich erkundigt, wie es ihm geht.“
Von Mario Thurnes