Übernahme der Ingelheimer Klinik durch Mainzer Unimedizin...

Das Ingelheimer Krankenhaus soll Teil der Mainzer Unimedizin werden. Archivfoto: Thomas Schmidt  Foto:
© Foto:

(hsp). Eigentlich schien alles klar mit der geplanten Übernahme des Ingelheimer Krankenhauses durch die Mainzer Unimedizin. Doch dann kam das große Schweigen, nichts dringt...

Anzeige

MAINZ/INGELHEIM. (hsp). Eigentlich schien alles klar mit der geplanten Übernahme des Ingelheimer Krankenhauses durch die Mainzer Unimedizin. Doch dann kam das große Schweigen, nichts dringt seit Wochen an die Öffentlichkeit. In Ingelheim sind die Türen bei den Beratungen der städtischen Gremien geschlossen, und auch in Mainz hört man – zumindest offiziell – nichts. Klar ist aber: Noch immer sind die Verträge nicht unterzeichnet, die den Trägerwechsel des Agaplesion Diakoniekrankenhauses besiegeln könnten. Und es schwirren Gerüchte, dass die Uniklinik die Ehekandidatin aus der Rotweinstadt nicht mehr ganz so begehrenswert finden könnte ...

Das Ingelheimer Krankenhaus soll Teil der Mainzer Unimedizin werden. Archivfoto: Thomas Schmidt  Foto:
Die Mainzer Universitätsmedizin prüft derzeit die Verträge für die Ingelheimer Übernahme des Krankenhauses. Archivfoto: Harald Kaster  Foto:

Barbaro: Letzter Vertragsentwurf liegt vor

„Die Verhandlungen sind schwieriger als gedacht“, sagt Professor Dr. Salvatore Barbaro, Aufsichtsratsvorsitzender der Unimedizin Mainz. Nun liege der 13. und letzte Vertragsentwurf vor, „wir sind optimistisch, dass in zwei Wochen alle offenen Fragen beantwortet sind“. Denn, auch das räumt Barbaro ein: „Juristisch mussten viel mehr Details abgearbeitet werden als zunächst vermutet.“

Anzeige

Ist der Ingelheimer Oberbürgermeister Ralf Claus beunruhigt? Schließlich hat die Stadt alle Voraussetzungen geschaffen. Einzig der Erbbaurechtsvertrag muss neu formuliert und vom Stadtrat beschlossen werden. „Und das braucht Zeit“, bleibt Claus zumindest vordergründig gelassen. Doch auch die Entscheidungsträger in Ingelheim warten mit steigender Ungeduld auf ein positives Signal der Unimedizin, um so schnell wie möglich als Partner in einer gemeinsamen gemeinnützigen Gesellschaft (gGmbH) das Krankenhauses in eine neue Zukunft zu führen.

Ingelheim wird sich finanziell beteiligen, es sollen bis 2,5 Millionen Euro für mögliche Verluste in den Jahren 2017 bis 2020 fließen. Sechs Millionen Euro stehen für notwendige Investitionen im bestehenden Krankenhaus zur Verfügung. Und diese Investitionen in das Bestandsgebäude sind ein Knackpunkt im neuen Erbbaurechtsvertrag mit der noch zu gründenden „Krankenhaus Ingelheim gGmbH“.

Unklar ist auch, ob das Krankenhaus am Standort bleibt oder doch eine neue Klinik gebaut werde. Nach unbestätigten Informationen der AZ soll eine Fläche im Gewerbegebiet „Östlich der B 41“, also im Bereich Neisser-Straße, dafür vorgesehen sein.

Aber abseits aller Vertragsprobleme, kursieren seit geraumer Zeit Gerüchte in Mainz, Bingen und Ingelheim, die Unimedizin sei nicht mehr interessiert an einem Trägerwechsel. Angeblich sei dieses Vorhaben ausschließlich von Professorin Babette Simon, bis Ende August Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, vorangetrieben worden. Durch den Wechsel an der Spitze des Vorstands hätte sich die Sachlage geändert.

Seit dem 1. September hat nämlich Professor Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik, kommissarisch die Geschäfte übernommen (die AZ berichtete). Nicht nur OB Claus, auch Barbaro hat von dem Getuschel gehört. Das Gesundheitswesen ist schließlich ein hart umkämpfter Markt, nicht zuletzt in Bingen läuteten die Alarmglocken. Dort wird das Heilig-Geist-Hospital von der Marienhaus-Gruppe betrieben, und zu dieser gehört auch das Katholische Klinikum Mainz (kkm), das sich ebenfalls für Ingelheim interessiert hatte.

Anzeige

Gesundheitsversorgung wohnortnah sicherstellen

Doch der Aufsichtsratsvorsitzende der Unimedizin versichert gegenüber der AZ mit Nachdruck: „An diesem Gerede ist überhaupt nichts dran.“ Das bestätigt auch Professor Pfeiffer: „Die finale Vertragsversion für die Übernahme liegt vor und wird gegenwärtig noch von den Vertragsparteien geprüft. Seitens der Universitätsmedizin Mainz ist die Gründung einer selbständigen, gemeinnützigen GmbH geplant, um die Trägerschaft des Agaplesion Diakonie-Krankenhaus in Ingelheim übernehmen zu können. Wir rechnen mit einer baldigen Vertragsunterzeichnung.“

Mit einer Übernahme des Agaplesion Diakoniekrankenhauses in Ingelheim wolle die Unimedizin dazu beitragen, die bestmögliche Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wohnortnah sicherzustellen. „Andererseits sehen wir für die Universitätsmedizin die Chance und das Potenzial, sich vermehrt auf die Hochleistungsmedizin, entsprechend dem Auftrag als universitäres Haus, zu konzentrieren. An diesem Vorhaben halten wir unverändert fest.“