Ein Verkehrsunfall, ein plötzlich auftretendes Unwohlsein oder stechende Schmerzen: Es gibt unzählige Gründe, warum Menschen medizinische Hilfe von Rettungsdiensten oder Notärzten benötigen. Diese haben aber oft mit ihren Fahrzeugen nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Hilfeleistung - eine vollständige Versorgung der Verletzungen und gesundheitlichen Probleme ist erst in einem Krankenhaus möglich.
Doch was ist, wenn das Krankenhaus die Rettungswagen abweist, ihre Notaufnahme also kurzerhand abmeldet? So geschehen ist das in der vergangenen Woche in der Paracelsus Klinik in Karlsruhe-Durlach. In der Nacht von Montag auf Dienstag, 4. auf 5. September, wurden keine Patienten in der Notaufnahme angenommen.
Weitere Wege für die Rettungswagen
Sehr bedenklich findet das ein Karlsruher Notarzt, der sich als ka-Reporter bei ka-news meldete, um auf die Situation in Karlsruher Notaufnahmen aufmerksam zu machen. Die geschlossene Notaufnahme führt zu einer Verzögerung in der Versorgungskette; der Notarzt zeigt sich schockiert: Patienten mussten in dieser Nacht beispielsweise quer durch die Stadt - aus dem Osten der Stadt in den Westen oder Süden - gefahren werden.
"In einem solchen Fall ist der Rettungswagen viel länger blockiert. Wenn dann noch ein weiterer Notfall im Osten eintritt, müsste ein anderer Rettungswagen beispielsweise aus Ettlingen nach Karlsruhe fahren", beschreibt der Notarzt, der lieber anonym bleiben möchte, die Problematik im Gespräch mit ka-news. Die Folge: Längere Wartezeiten bis die Hilfe eintritt und auch eine längere Zeit, bis der Patient im Krankenhaus versorgt wird.
Geschlossene Notaufnahme ist kein Einzelfall
Und was passiert mit Patienten, die nicht mit dem Rettungswagen die Notaufnahme der Klinik hätten aufsuchen wollen? Wäre in diesem Zeitraum ein Hilfsbedürftiger selbst in die Notaufnahme in Durlach gekommen, wäre er nach Aussage des Notarztes dort von einem Arzt kurz gesichtet worden und nur in einem Notfall anschließend behandelt und stationär aufgenommen worden. In weniger dringlichen Fällen hätte der Patient dann ebenfalls in Weg in eine andere Klinik antreten müssen.
Der Grund für die Abmeldung der Notaufnahme in der Paracelsus Klinik sei ein Personalmangel gewesen, schildert der Notarzt. Diesen habe es nicht zum ersten Mal gegeben: Schon mehrfach mussten die Rettungsdienste in der Vergangenheit einen Umweg fahren: "Zwei bis drei Mal kam es in den vergangenen Wochen schon vor, dass die Notaufnahme abgemeldet war", so der Notarzt weiter.
Eine "bedenkliche Entwicklung", kritisiert der Notarzt. Aus seiner Sicht fehlt nicht nur in dieser Klinik, sondern in vielen Häusern Personal. "Die Personaldecke ist auf Kante genäht", so der Arzt weiter. Fällt jemand aus, kommt es schnell zu Problemen. "Aber niemand ist verpflichtet, Springer bereit zu halten." Gesetzlich sind Krankenhäuser nur dazu verpflichtet "aufnahme- und dienstbereit" zu sein, so sagt es der Paragraph 28 des Landeskrankenhausgesetz Baden-Württemberg.
Auch andere Kliniken betroffen
Warum es aus seiner Sicht dazu kommt, dass die Notaufnahme als erstes vom Personalmangel betroffen ist? "Feste Operationstermine sind lukrativer." Die Notaufnahme selbst ist ein Gebiet, welches der Klinik weniger Geld einbringen würde, kritisiert der Notarzt.
Insgesamt sei die enge Personalplanung nicht nur in der Paracelsus Klinik ein Problem. Wie der Notarzt weiter berichtet, habe er auch schon im Diakonissen-Krankenhaus erlebt, wie Betten aufgrund von Personalmangel gesperrt wurden, also keine weiteren Patienten mehr aufgenommen wurden. Auch in Langensteinbach seien bereits Teile der Stationen aus diesem Grund geschlossen worden. "Die Mitarbeiter werden stark ausgereizt. Und die Gesellschaft sollte mal auf diesen Missstand aufmerksam gemacht werden", appelliert der Notarzt im ka-news-Gespräch weiter.
"Würden auch gerne aus den Vollen schöpfen"
Bei der Pressestelle der Paracelsus-Kliniken bewertet man die Situation als "völlig undramatisch", so die Direktorin der Abteilung Unternehmenskommunikation und Marketing, Simone Hoffmann gegenüber ka-news. Es stimme aber, dass in der vergangenen Montagnacht die Notaufnahme für eine Schicht geschlossen gewesen sei: "Eine Stunde vor Beginn der Schicht hat sich eine Mitarbeiterin krank gemeldet - und wir konnten keinen Ersatz mehr organisieren." Daher sei die Notaufnahme in der Leitstelle abgemeldet worden.
Eine ähnliche Situation sei in diesem Jahr zwei bis drei Mal vorgekommen, bestätigt Hoffmann die Aussage des Notarztes. Schuld daran ist jedoch keine Fehlplanung vonseiten des Krankenhauses - vielmehr fehlt grundlegend Personal. Die Durlacher Klinik sei bereits seit geraumer Zeit auf der Suche nach neuen Kräften, sagt Hoffmann. "Aber hochqualifiziertes Personal muss man erst einmal finden. Wir würden auch am Liebsten aus den Vollen schöpfen", so Hoffmann weiter.
Mehr Geld für Notfallvorsorge ?
Dieses Problem trete aber nicht nur in Karlsruhe auf, sondern sei in allen 15 Krankenhäusern deutschlandweit bekannt, die zur Paracelsus-Gesellschaft gehören. "Fachkräfte fehlen einfach", berichtet Hoffmann. Aber, das betont die Sprecherin auch, es sei immer genug Personal in den Kliniken gewesen, um keine Patienten zu gefährden. Ab Oktober soll sich die Situation in der Durlacher Klinik etwas entspannen, verspricht Hoffmann. Dann sollen zwei Stellen besetzt sein, für die bereits seit geraumer Zeit geeignete Kräfte gesucht wurden.
Auch wenn dieses Problem zunächst geklärt scheint, fordert der Karlsruher Notarzt ein Umdenken in der Notfallversorgung - auch auf politischer Ebene: "Es muss geklärt werden, was der Gesellschaft die Notfallvorsorge wert ist", sagt er. Und dazu gehöre es auch, dass mehr Geld investiert werden muss, beispielsweise in Springer-Pools, damit ein kurzfristiger Ausfall besser kompensiert werden kann.
Der Artikel wurde nachträglich angepasst. Eine Sprecherin der Paracelsus-Kliniken betont nochmals, dass auch bei abgemeldeter Notaufnahme durchaus Patienten stationär aufgenommen wurden.
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Kommando Klepperle ! Kommando Klepperle ! Kommando Klepperle !
wenn Mammon regiert, der Gott des Geldes, der die Geldgier zur lebensbestimmenden Maxime gemacht hat.
Wir haben doch von Merkel im portierte Millionen von Fachkräften und Medizinern! Also muss ja das wohl fake news sein mit den fehlenden Ärzten.
Die Beitragsbemessungsgrenze muß endlich abgeschafft werden! Die Leiharbeit ebenso! Danach kann man vernünftige Löhne zahlem, desweiteren muß auch die Budgetierung fallen.Es kann doch nicht sein, dass Menschen zum Nulltarif behandelt werden müssen, sobald das Budget erfüllt ist. Ein anders Problem ist die Finanzierung nach Art der Operation, da besteht die Gefahr, dass " billige Operationen" vermieden werden.
Das ist schon lange so und es sollte viel mehr Pflegekräfte geben, die wie der Pfleger neulich, der Kanzlerin
mal die Leviten liest. Der lies sich nicht abwimmeln und hat Klartext gesprochen.
Es soll mehr Geld geben in der Pflege hat die Alte versprochen, Fragt sich nur, wo dieses Mehr ankommt.