Das Städtische Klinikum Karlsruhe hat mit über 1.500 Planbetten und tagesklinischen Plätzen und jährlich mehr als 62.000 stationär und teilstationär versorgten Patienten sowie über 186.000 ambulanten Patienten seinen Status als Maximalversorger weiterhin fest im Blick. Doch sind es vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen, die es solchen Maximalversorgern, wie dem Klinikum Karlsruhe, erschweren einen Spagat zwischen der Kostendeckung des laufenden Betriebs und erforderlichen Investitionen zu meistern, um am Ende mit einem wirtschaftlich guten Ergebnis abzuschließen.
So muss das Städtische Klinikum auch im Jahr 2016 ein Defizit von minus 1,7 Millionen Euro bekanntgeben (2015 waren es noch minus 1,5 Millionen Euro). Allerdings liegt das operative Ergebnis mit 2,4 Millionen Euro im positiven Bereich. Das bedeutet: "Den Klinikbetrieb haben wir im Griff, wir sind nur nicht in der Lage Geld zurückzulegen. Wir sind noch nicht am rettenden Ufer aber wir stehen auf festen Füßen", sprach Bürgermeister Klaus Stapf am Mittwoch während der jährlichen Bilanzpressekonferenz des Städtischen Klinikums.
Status als Maximalversorger stärken
Insbesondere den Status als Maximalversorger der Stadt und der Region, unter Berücksichtigung der schrittweisen Umsetzung des Medizinkonzepts, möchte das Klinikum weiter ausbauen. "90 Prozent der Patienten kommen aus einem 50-Kilometer-Umkreis", informiert Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes. Das 2016 verabschiedete Medizinkonzept, mit Fokussierung auf die Versorgung und Behandlung von Patienten mit schwierigen und komplizierten Erkrankungen, konnte bislang Stück für Stück umgesetzt werden.
Seit Februar 2016 basiert außerdem das Konzept zur Notfallbehandlung auf drei Säulen: Die zentrale Notaufnahme (ZNA), einer allgemeinärztlichen Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung und der MVZ Hausärztliche Praxis/Notfallversorgung. "Mit diesem Ansatz versucht das Klinikum, den in den letzten Jahren deutlich steigenden Patientenzahlen in der ZNA zu begegnen", so Hennes.
Entwicklung der Notfallversorgung
Ziel des Konzepts ist es, in der ZNA künftig wieder vorrangig Schwerkranke und Schwerverletzte zu behandeln und Patienten mit leichteren Erkrankungen in der Notfallpraxis beziehungsweise im MVZ zu versorgen. "Nur 35 Prozent der Patienten in der ZNA benötigen tatsächlich eine stationäre Behandlung", so Hennes.
Zum Thema Herausforderungen der Krankenhausfinanzierung, mit Fokus auf die Investitionen und die Betriebskosten, erklärt Geschäftsführer Markus Heming, dass die Krankenhausfinanzierung auf dem Modell der dualen Finanzierung basiere. "Die Bundesländer und die gesetzlichen Krankenkassen teilen sich die Krankenhausfinanzierung, das bedeutet, dass die Investitionskosten über eine öffentliche Förderung durch die Bundesländer getragen werden und die Krankenkassen die laufenden Betriebskosten im Rahmen der Krankenhausvergütung finanzieren."
Delta zwischen Kostenbudget und Fördermitteln
Für die Krankenhäuser in Baden-Württemberg sind laut Heming für dieses Jahr 461,7 Millionen Euro veranschlagt worden, plus 63,8 Millionen Euro aus Bundesmitteln durch den Krankenhausstrukturfonds. Dennoch wird der Fördermittelbedarf der Kliniken in BaWü nicht gedeckt werden. Ein Blick auf die für das Klinikum Karlsruhe geplanten Kosten für die Neu- und Umbauten verdeutlicht das Delta zwischen veranschlagtem Kostenbudget und den durch das Land bereitgestellten Fördermitteln.
"Für den Neubau von Haus I und der Transfusionsmedizin sowie der Küche und Cafeteria sind Kosten in Höhe von 75,2 Millionen Euro eingeplant. Dafür erhält das Klinikum 43,7 Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg", sagt Heming. Auch für die Erneuerung der kompletten Energieversorgung mit Kälte- und Wärmeversorgung, Infrastruktur und Leitungsnetz sind Kosten in Höhe von 33,2 Millionen Euro veranschlagt. Hierfür erhält das Klinikum 13,9 Millionen vom Land Baden-Württemberg.
Zudem muss die gesamte Infrastruktur einschließlich aller Altbauten, erneuert werden: "Für den großen Neubau Haus M sind Kosten von 194,2 Millionen Euro eingeplant. Die Fördergespräche laufen aktuell noch mit dem Land, wir hoffen im Oktober ein Ergebnis vorliegen zu haben", kündigt Geschäftsführer Heming an.
"Bundesweit modernste Ausstattung"
Nicht zu vergessen bleibt, dass neben dem großen Neubau, das Klinikum auch in moderne Medizintechnik investieren muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. "Wir haben 350.000 Euro in die Intensivmedizin investiert, 19 Narkosebeatmungsgeräte in der Anästhesiemedizin schlugen mit 500.000 Euro zu Buche und auch in die Geburtshilfe flossen 240.000 Euro", erklärt Hennes.
Noch höhere Beträge wurden in das Patientenmonitoring (1,9 Millionen Euro) und in die Radiologie (9 Millionen Euro) investiert. "Ende 2017 oder Anfang 2018, mit dem Anschluss der neuen Radiologie-Geräte, werden wir an der Spitze dessen sein, was technisch machbar ist. Das Städtische Klinikum Karlsruhe wird damit bundesweit die modernste, käuflich erwerbbare, Ausstattung im radiologischen Bereich haben", kündigt Hennes an.
Stand der Neubaumaßnahmen
Mit dem Institutsgebäude Haus I2, der Kältezentrale Haus G2 und dem Betten-und Funktionshaus M sind aktuell alle Neubaumaßnahmen in Angriff genommen. "Die Milestones sind erreicht und wir liegen weiterhin in den Zeit- und Kostenplänen", so Stapf. Die Kältezentrale als zentrale Komponente der künftigen Energieversorgung hat ihren Betrieb bereits Mitte August aufgenommen.
Der Innenausbau des Institutsgebäudes ist am Laufen. Der Bezug durch die Apotheke und die Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene ist für Anfang 2018 geplant. Der Rohbau von Haus M soll noch im September starten, eine Fertigstellung ist für 2020 vorgesehen, die Inbetriebnahme soll 2021 erfolgen.
Grund zum Feiern im Klinikum Karlsruhe
Um den Neubau von Haus M, dem Herzstück aller Baumaßnahmen, in Angriff zu nehmen, waren vorab umfangreiche Vorarbeiten erforderlich. So mussten unter anderem ein neuer Versorgungstunnel errichtet, die Hals-Nasen-Ohrenklinik von Haus H nach Haus S umziehen, der ehemalige Operationstrakt der HNO abgerissen sowie An- und Zufahrtswege verändert werden.
Das Klinikum Karlsruhe feiert 2017 auch noch sein 110-jähriges Bestehen in der Moltkestraße. "Seit nunmehr 110 Jahren versorgt das Klinikum die Stadt Karlsruhe und die Umgebung medizinisch", so Stapf. Um dieses Jubiläum zu feiern, lädt das Klinikum am 30. September zu einem Jubiläums- und Mitarbeiterfest auf dem Campus in der Moltkestraße ein.
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Das stelle man sich mal vor! Und wozu??? Um Kranken zu helfen - wie verrückt ist das denn!!
Das entspricht ja 2% von den INVESTITIONEN ins STADION (120 Millionen)! Frechheit! Das ist ja fast das Jahresgehalt eines sportlichen Direktors! So viel Geld einfach den Kranken hinterher schmeissen? Sozialromantiker! Die sollen mal lieber ein paar Stationen schließen! Sparen, sparen!
daß besonders die Krankenpfleger und Krankenschwestern noch dazu total überbezahlt sind, für eine Arbeit, die so ziemlich jeder, insbesondere die besorgten, rechtschaffenen, empörten Kommentatoren mit links machen.
Wozu muss ein staatlicher bzw. kommunaler Betrieb Gewinne machen? Der Staat plündert doch eh schon die Bürger bei der Krankenversicherung aus, da finde ich es schon spassig, wenn die hier von Verlusten reden.
und Verlust gibts noch was. Das nennt sich Null. Idealerweise schwarz. Das wäre tatsächlich für ein städtisches Unternehmen die optimale Bilanz. Und bei den Krankenkassen sollte es nach der Bildung von Rücklagen ebenfalls so sein. Zumindest bei den gesetzlichen.
ist eine gesellschaftliche Aufgabe und darf nicht nach Mechanismen einer betriebswirtschaftlichen Kapitalverwertung gerechnet werden. Möchte Sie mal sehen, wenn Sie z.B. eine dringende kostenintensive Operation benötigen, aber erst einmal geprüft wird, ob dann damit nicht die schwarze Null gefährdet wird.
Das sollte doch auch einem Verfechter des Neoliberalismus irgendwie zu denken geben.