Mehrere Ratsparteien wollen Klarheit über die Hintergründe der Entwicklungen am Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) und deswegen Krankenhaus-Geschäftsführer Ralf Delker befragen. Einen entsprechenden Eilantrag für eine Sondersitzung des Verwaltungsausschusses, der allerdings hinter verschlossenen Türen tagt, oder des Rates haben am Donnerstag die Gruppe SPD/Piraten, Linke, FDP und Grünen gestellt. Die drängendste Frage der Politik lautet: „Wie ist der uns bekanntgegebene Liquiditätsstatus entstanden?“
Unter anderem wollen die Parteien gern beide Seiten hören. Also zum einen sollen Delker und die mit der Geschäftsbesorgung betraute Economedic darlegen, wie sie zu ihrer Einschätzung kommen, dass dem Krankenhaus bis Ende des Jahres zehn Millionen Euro fehlen. Zudem sollen die bisherigen Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse-Coopers (PWC) erklären, wie sie sich derart verrechnen konnten. Dass das Haus finanzielle Schwierigkeiten bekommen würde, war allerdings schon länger klar. Nach Informationen unserer Zeitung soll sich auf der Basis der PWC-Zahlen die Darlehenskasse Münster (DKM) bereit erklärt haben, den Kontokorrentrahmen, also den Dispo des JHD, um 1,5 Millionen Euro zu erhöhen. Was nach Ansicht der neuen Geschäftsführung bei Weitem nicht gereicht hätte.
Delker wird an diesem Freitag also zum Amtsgericht gehen und den Antrag stellen, ein sogenanntes Schutzschirmverfahren, also eine selbstverwaltete Insolvenz, zu starten. Um 14 Uhr findet in der Divarena eine Mitarbeiterversammlung statt. Dort soll den Beschäftigten erklärt werden, wie ihre Gehälter gesichert werden, die dann in den kommenden drei Monaten von der Agentur für Arbeit übernommen werden. Wobei das Einkommen gesetzlich bei 6500 Euro brutto im Monat gedeckelt ist, was bedeutet, dass zumindest in der Ärzteschaft Einbußen hingenommen werden müssen.
Die FDP hat die Gunst der Stunde genutzt, um noch einmal auf einen anonymen Brief hinzuweisen, den sie Ende Juli politisch publik gemacht hat. Schon darin wäre auf eine drohende Liquiditätslücke bis Ende des Jahres in siebenstelliger Höhe hingewiesen worden, betont FDP-Sprecher Claus Hübscher. „Alle Alarmglocken der Aufsichtsorgane wie Holdingrat [sic!] und Gesellschafterversammlung hätten laut aufschrillen müssen und es hätten zumindest klare Rückfragen gestellt werden müssen, wie denn der Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen einzuschätzen sei. Nichts davon erfolgte“, teilte Hübscher am Donnerstag mit.