Landkreis Rotenburg. Wie geht es weiter mit der medizinischen Versorgung im Raum Zeven, wenn das Martin-Luther-Krankenhaus (MLK) seine Pforten endgültig schließt? Die Klinik, so viel wurde in der jüngsten Kreistagssitzung klar, liegt offensichtlich in den letzten Zügen. Vom Land wird es weder Sanierungshilfen noch Geld für den laufenden Betrieb geben, die Krankenkassen haben kleine Krankenhäuser wie das Zevener schon abgeschrieben.
Gleich nach Weihnachten hat sich erstmals eine neue SPD-Arbeitsgruppe zum Thema Krankenhäuser im Nordkreis getroffen. Die Teilnehmer hätten dabei, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Lothar Cordts, „unterschiedliche Szenarien entwickelt, die eine angemessene medizinische Versorgung der Menschen im Nordkreis sicherstellen könnten“. Er bat um Verständnis dafür, „dass die Teilnehmer wegen der Komplexität der Situation noch nicht zu einer abschließenden Bewertung gekommen sind“. Vielmehr würden sie sich in weiteren Zusammenkünften mit Fachleuten zusammensetzen, um die Realisierungsmöglichkeiten verschiedener Konzepte auszuloten.
Ebenfalls nach Weihnachten wurde bekannt, dass auch die Geschäftsführung der Ostemed GmbH, zu der die Zevener Klinik gehört, offenbar keine Zukunft für das Haus sieht. Das kann man jedenfalls aus einem Schreiben vom 12. Dezember an die Mitarbeiter herauslesen. Darin wird diesen zugesichert, dass „die Arbeitsverträge unabhängig von einer Entscheidung über die Weiterentwicklung der Ostemed-Kliniken weiterhin gültig bleiben“.
Die Ostemed werde auch in Zukunft bestrebt sein, den Mitarbeitern einen Arbeitsplatz in der jetzigen Funktion anzubieten, heißt es weiter. „Sollte dies nicht mehr im Martin-Luther-Krankenhaus möglich sein, würden wir versuchen, Sie dementsprechend in der Klinik Bremervörde einzusetzen“, heißt es weiter. Geschäftsführer Sven Freytag sagte auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Beschäftigten aber auch in den Krankenhäusern Stade oder Buxtehude der mit der Ostemed verbundenen Elbe-Kliniken sowie auch in den Altenheimen der Ostemed eingesetzt werden könnten. Bei einer Versetzung in eine andere Ostemed-Einrichtung würde für ein Jahr eine monatliche Pauschale zu den zusätzlich anfallenden Fahrtkosten gezahlt.
„Mit großer Sorge“ sieht Landrat Hermann Luttmann „die Zukunft der kleinen Ostemed Kliniken in Zeven und Bremervörde“. Wie er in seinem Jahresrückblick schreibt, habe sich die wirtschaftliche Situation, insbesondere des Martin-Luther-Krankenhauses in Zeven, zwischenzeitlich deutlich verschärft. Und auch die Situation am Fachkräftemarkt für Ärzte und Pflegekräfte entwickele sich zunehmend ungünstig. Der Landkreis Rotenburg sei aufgrund dieser Entwicklungen gefordert, „in alle Richtungen zu denken, um das Unternehmen und die Krankenhausversorgung im Landkreis insgesamt, nachhaltig zukunftsfähig zu gestalten“. Es sei ungewiss, ob die vom Sozialministerium jetzt gewährten Sicherstellungszuschläge tatsächlich eine dauerhafte wirtschaftliche Perspektive für die Ostemed Kliniken und Pflege GmbH darstellen. Wie berichtet, klagen die Krankenkassen gegen diese Finanzspritze.
Landkreis braucht Hilfe des Landes
Nun gelte es, „eine bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung in Zeven und in Bremervörde zu gewährleisten und weiterzuentwickeln sowie die Interessen der Arbeitnehmer der Ostemed Kliniken und Pflege GmbH im Verbund mit den Elbe Kliniken zu sichern“. Hierzu brauche der Landkreis die Hilfe des Landes und der Krankenkassen. Damit die Ungewissheit für die Menschen vor Ort und die Mitarbeiter der Kliniken ein Ende habe, „müssen wir ein für alle tragbares Konzept vorstellen und dieses dann auch so schnell wie möglich umsetzen“.
An einem solchen Konzept werde gearbeitet, heißt es von der Ostemed-Geschäftsführung. „Wir haben eine Vorstellung“, so Freytag, diese werde die Geschäftsführung im Laufe des ersten Quartals 2018 präsentieren. Ob es die Zevener Klinik Ende 2018 noch geben wird? „Das kann ich nicht sagen“, so Freytag, „das ist nicht unsere Entscheidung, sondern die des Landkreises Rotenburg.“ Es gehe darum, die medizinische Versorgung der Bevölkerung unter wirtschaftlichen Bedingungen sicherzustellen.