12.01.2018 - 20:00 Uhr

Klinikum Amberg drängt auf regionalen Schulterschluss: Kooperation im Koma

In ganz Deutschland stehen Kliniken unter immensem Kostendruck. Auch in Amberg. St. Marien sucht deshalb den Schulterschluss mit benachbarten Häusern - und vermisst einen wichtigen Verbündeten.

"Wir müssen kooperieren. Da bleibt uns gar keine andere Wahl." Zitat: Manfred Wendl, Vorstand Klinikum St. Marien

"Wir müssen kooperieren. Da bleibt uns gar keine andere Wahl", gibt Klinikumsvorstand Manfred Wendl die Richtung vor. "Anders können wir bestimmte Leistungsbereiche in der Spitzenmedizin in Zukunft nicht mehr vorhalten." Das Amberger Klinikum arbeitet mittlerweile in mehreren Bereichen mit den Kliniken Nordoberpfalz mit Hauptsitz in Weiden zusammen. Kooperationen mit den Krankenhäusern des Landkreises Amberg-Sulzbach - St. Anna in Sulzbach-Rosenberg und St. Johannes in Auerbach - gibt es zwar in einigen Bereichen. Von einer grundsätzlich abgestimmten Vorgehensweise oder gar einer Fusion sind die Nachbarhäuser allerdings weit entfernt. "Wir wären bereit", unterstreicht Wendl sein Angebot an den Landkreis. Allerdings herrsche seit etwa drei Jahren Stillstand in den Beziehungen.

Weiden im Fokus

Dass eine engere Zusammenarbeit der benachbarten Krankenhäuser machbar und wünschenswert sei, hat Oberbürgermeister Michael Cerny zuletzt im Interview zum Jahreswechsel mit der Redaktion betont. Und auch der Fraktionsvorsitzende der CSU im Amberger Stadtrat, Dieter Mußemann, brachte das Thema in der Haushaltssitzung im November zur Sprache. Der Landkreis verweigere sich einer Zusammenarbeit, sagte er im Plenum. Dabei müsse es doch oberste Zielsetzung sein, "unter kommunaler Trägerschaft überlebensfähige Einheiten zu bilden und damit die beste Lösung zugunsten aller Bürger aus Stadt und Land zu erreichen".

Mit Blickrichtung Weiden funktioniert das laut Wendl sehr gut. Fünf Kooperationen mit den Kliniken Nordoberpfalz gibt es mittlerweile: in den Bereichen Labormedizin/Mikrobiologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie, Frauenklinik sowie Perinatalzentrum. Letzteres ist der Fachausdruck für die Abteilung zur Versorgung Frühgeborener (Babys mit einem Gewicht von unter 1250 Gramm). Amberg und Weiden alleine brächten nicht die erforderlichen Fallzahlen auf, um eine solche Einrichtung auf Dauer betreiben zu können. Gemeinsam geht das. Die Kooperation mit Weiden in der Frauenklinik habe im Verbund der Kliniken unter anderem dazu geführt, dass die Geburtshilfe am Krankenhaus in Tirschenreuth gesichert wird.

"Wir sehen uns immer mehr Vorgaben der Politik zur Konzentration und Abstimmung stationärer Leistungsangebote ausgesetzt", fasst Wendl die Rahmenbedingungen zusammen. Hinzu kämen der Fachkräftemangel, der sich besonders dann bemerkbar mache, wenn Kliniken fernab der Großstädte Spezialisten suchen, knappe wirtschaftliche Ressourcen und Investitionsmittel. Der Vorstand von St. Marien fordert nicht gleich die Fusion mit den Landkreis-Krankenhäusern. "Es wäre schon was gewonnen, wenn frühere Kooperationen wiederbelebt würden", sagt er. Bis vor etwa drei Jahren hätten Amberg und Sulzbach-Rosenberg bei der Radiologie zusammengearbeitet. Der Vertrag sei einfach ausgelaufen. Das St.-Anna-Krankenhaus lasse sich jetzt teleradiologisch vom Klinikum Nürnberg-Süd betreuen. Auch bei der Mikrobiologie biete sich eine Kooperation an. "Das sind Dinge, die Sulzbach extern vergibt."

Verlustangst

Wo könnte das Klinikum St. Marien mit dem St.-Anna-Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg im medizinischen Bereich nun besser zusammenarbeiten? Wendl nennt beispielhaft die Abstimmung von Leistungsspektren, die Sicherstellung der Notfallversorgung und die gemeinsame Nutzung von vorhandenen Kapazitäten, etwa bei planbaren Operationen. "Somit wäre eine bessere Planung für alle Beteiligten möglich. Spitzen könnten abgefangen werden und der Personaleinsatz könnte besser gestaltet werden." Wendl verhehlt nicht, dass er um die Verlustängste der Landkreis-Krankenhäuser weiß. Er zeigt sich jedoch felsenfest überzeugt, dass der Standort Sulzbach-Rosenberg erhalten werden könnte, wenn auch mit einem anderen Leistungsspektrum.

Genau das scheint die Krux zu sein. Erst vor kurzem hat Landrat Richard Reisinger betont, St. Anna und St. Johannes seien in erster Linie ihren Patienten verpflichtet. Der Landkreis wolle derzeit keine Fusion, weil er auf die Sicherheit seiner Standorte Wert lege. Bei der Zusammenarbeit mit größeren Partnern komme man schnell in die Situation, dass man fragen müsse: "Was darf bei uns bleiben?", sagte er. Wenn man aber umgekehrt wissen wolle "was kommt zusätzlich zu uns?", dann werde es für alle Seiten schwierig.

Wir müssen kooperieren. Da bleibt uns gar keine andere Wahl.Manfred Wendl, Vorstand Klinikum St. Marien
 
 

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