Böse Überraschung: Bierkeller bremst Klinikbau aus

10.1.2018, 06:00 Uhr
Böse Überraschung: Bierkeller bremst Klinikbau aus

© Foto: Hans Winckler

Im Sommer 2016 haben Bagger die alte Kinderklinik abgerissen, um Platz für eine neue Psychiatrische Klinik mit 100 Betten zu schaffen. Wo längst ihr Rohbau stehen sollte, gähnt bis heute eine große Baugrube. Der Grund hat einen Namen: Meierskeller.

Dass es diesen alten Stollen überhaupt noch geben könnte, wurde erst im Zuge der Baumaßnahme bekannt – durch einen Hinweis vom Verein Untergrund Fürth. Probebohrungen bewiesen: Der Meierskeller existiert tatsächlich – obwohl sein Eingang schon vor Langem mit der Treppenanlage überbaut wurde, die in der Jakob-Henle-Straße hinauf zum Krankenhaus führt.

Das Rathaus verweigert den Bezirkskliniken deshalb die Baugenehmigung. Niemand könne exakt sagen, wie weit der Stollen an das Grundstück heranreicht und welche Folgen das womöglich für die Statik des Neubaus hätte, sagt Fürths Baureferentin Christine Lippert.

Dass dort zuvor bereits ein vielstöckiges Gebäude, nämlich die Kinderklinik gestanden hat, ficht sie nicht an. "Der gesunde Menschenverstand sagt natürlich, dass ein Neubau möglich sein muss", räumt Lippert ein. "Aber wir brauchen das Schwarz auf Weiß." Ein Statiker müsse für den Bauherrn nachweisen, dass der Stollen keine negativen Auswirkungen auf das Projekt haben werde. "Würden wir das ohne Nachweis, obwohl wir von dem Keller wissen, genehmigen und es passiert etwas, dann stehen wir in der Pflicht."

Und jetzt? Ein Lösungsansatz wäre, den Stollen zu begehen, doch das ist derzeit unmöglich. Bei den Probebohrungen kam ans Licht, dass er mit einer dickflüssigen Masse vollgelaufen ist. Womöglich Fäkalien. Wie sich herausstellte, hatte ein nahegelegener Abwasserkanal des Klinikums einen Schaden. Das Leck wurde inzwischen behoben, der Meierskeller ist trotzdem noch randvoll.

Um das weitere Vorgehen zu klären, arbeitet die Stadt Lippert zufolge eng mit dem Bergamt in Bayreuth zusammen, außerdem sei ein Expertenbüro eingeschaltet. Als nächstes soll die dickflüssige Masse näher untersucht werden. Anschließend müsse man sich Gedanken darüber machen, wie man diese aus dem Keller kriegt.

Parallel arbeitet der Bezirk daran, so Lippert, das Problem von außerhalb zu lösen. Denkbar seien weitere Probebohrungen auf dem Klinikumsgelände, um herauszufinden, wo der Stollen genau endet. Sollte dieses Vorgehen Erfolg haben: Könnte die Stadt dann den Meierskeller – mitsamt seiner üblen Füllung – nicht einfach Meierskeller sein lassen? "Das wäre schön", sagt die Baureferentin, zumal sich das Rathaus nicht unbeträchtliche Kosten sparen würde. Beantworten müssen diese Frage am Ende die Experten; einiges hänge von den genauen Inhaltsstoffen der besagten Masse ab.

Wie lange sich das Keller-Drama um die neue Klinik noch hinziehen wird, vermag Lippert nicht abzuschätzen. Vorsichtig sagt sie: "Ich gehe leider davon aus, dass sich das alles nicht ganz schnell lösen lässt."

Zusatzkosten in Millionenhöhe

Wenig Freude lösen die massiven Probleme bei den Bezirkskliniken Mittelfranken aus, denen die Verzögerung laut Insidern Zusatzkosten in Millionenhöhe beschert. Unter anderem mussten abgeschlossene Verträge mit Baufirmen rückgängig gemacht werden. Zur Höhe dieses Schadens äußerte sich Klinikvorstand Helmut Nawratil auf FN-Anfrage nicht. Er sei aber zuversichtlich, Wege zu finden, dass die Stadt die Baugenehmigung noch in diesem Jahr erteilen kann. "Notwendig werden auf jeden Fall stabilisierende Baumaßnahmen im Untergrund", teilt Nawratil mit, "damit die Standfestigkeit des Neubaus gewährleistet wird."

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