«Sowas könnte für Patienten tödlich enden»

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Medikamenten-Skandal«Sowas könnte für Patienten tödlich enden»

Schweizer Kliniken nutzten abgelaufene Krebsmedikamente und defekte Medizinprodukte. Politiker fordern nun intensivere Kontrollen.

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Eine Zuger Firma verkaufte jahrelang fehlerhafte medizinische Produkte an Kliniken in der Schweiz. Das Kantonsspital St.Gallen sowie die Universitätsspitäler Zürich und Basel wussten von den Missständen, meldeten diese jedoch nicht an die Heilmittelbehörde Swissmedic.

Und auch im Fall von der Firma Alkopharma aus Martigny VS, die abgelaufene Krebsmedikamente in Umlauf brachte, waren diverse grosse Schweizer Spitäler betroffen. 2119 Flaschen wurden hierzulande verkauft, 23 Patienten hat alleine das Inselspital mit den verfallenen Mitteln behandelt.

Kliniken in der Verantwortung

Die beiden Fälle, die in der «SonntagsZeitung» und im «Tages-Anzeiger» publik wurden, werfen die Frage auf, ob es mehr Kontrollen für medizinische Produkte in Schweizer Spitäler braucht.

Sebastian Frehner, SVP-Nationalrat und Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit, sagt: «So etwas geht natürlich nicht. Spitäler sind hier klar in der Verantwortung, Missstände immer sofort an die Heilmittelbehörde Swissmedic zu melden.»

Rostiges oder defektes Material und abgelaufene Medikamente könnten lebensbedrohliche Folgen haben für Patienten. Dennoch glaubt er, dass es sich hier um Einzelfälle handelt. «Sicherlich kann man prüfen, ob Swissmedic seine Kontrollen intensivieren muss. Dafür aber neue Stellen zu schaffen, halte ich für unnötig.»

Schärfere Kontrollen, höhere Strafen

SP-Nationalrätin Bea Heim, die ebenfalls Mitglied der nationalrätlichen Gesundheitskommission ist, hingegen sagt: «Wir haben es hier nicht mit Einzelfällen zu tun, sondern mit einer Problematik, die im Interesse der Patientensicherheit nach mehr und vertiefteren Kontrollen ruft.»

Kantone sowie der Bund müssten sicherstellen, dass die nötigen Ressourcen dafür aufgebracht werden und Spitäler ihre Meldepflicht einhalten.

Hinsichtlich der manipulierten Daten auf den Krebsmedikamenten fordert sie härtere Strafen: «Ein Strafmass von lediglich 5000 Franken bei solchen für Betroffene lebensbedrohlichen Machenschaften ist klar zu tief und ohne abschreckende Wirkung.»

Kantonalbank Wallis reagiert auf Fall mit gefälschten Krebsmitteln

Gemäss den Sonntagszeitungen, welche die Affäre um gefälschte Krebsmittel durch die Walliser Firma Alkopharma publik gemacht haben, gibt es Auffälligkeiten in der Beziehung des Unternehmens zur Walliser Kantonalbank (WKB). Am Sonntagabend reagierte die Bank auf die Berichterstattung.

In ihrer Stellungnahme erinnert die Bank grundsätzlich daran, dass sie aus Prinzip und aufgrund gesetzlicher Verpflichtung keine bestehende oder nicht bestehende Beziehung zu Dritten kommentiert.

Gemäss den Sonntagszeitungen «Le Matin Dimanche» und «Sonntagszeitung»gewährte die Walliser Kantonalbank der Firma einen Kredit von 85 Millionen Dollar. Im Gegenzug besass gemäss «Le Matin Dimanche» die Bank 95 Prozent der Aktien des Unternehmens, das im Jahr 2010 einen Umsatz von 49 Millionen Franken gemacht haben soll.

Experten, welche die Zeitungen befragt hatten, werten dieses Darlehen als sehr hoch für eine Bank dieser Grösse. Es sei zudem nicht plausibel, wieso einem Unternehmen mit diesem Umsatz ein derart hohes Darlehen gewährt werde.

Die Firma machte gemäss der «SonntagsZeitung» 2012 Konkurs. Dadurch sei der Bank angeblich ein Verlust von etwa 17 Millionen Dollar entstanden, rund 20 Prozent des Darlehens. Einer der befragten Experten sagte gemäss «Le Matin Dimanche», das ein solcher Verlust in einem Geschäftsbericht erklärt werden sollte, dies sei jedoch nicht der Fall gewesen.

In ihrer Stellungnahme vom Sonntag schreibt die Bank, dass sie sich bei der Kreditverwaltung streng nach den gesetzlichen und reglementarischen Vorschriften richte. In Anwendung der Vorsichtsprinzipien bilde die WKB die Wertberichtigungen und individuelle Rückstellung für alle erkennbaren Verlustrisiken. (SDA)

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