Ingolstadt
"Zeiten großer Herausforderung"

Gedenken an den früheren Geschäftsführer Fastenmeier beim Neujahrsempfang des Klinikums

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Die Klinikum-Seelsorge Stefan Funk, Petra Kringel und Christoph Kreitmeir (von links) gedachte dem langjährigen Geschäftsführer Heribert Fastenmeier. Er hatte sich genau drei Wochen zuvor erhängt.

Ingolstadt (DK) Es sind schwere Zeiten für das Ingolstädter Klinikum. Das wurde gestern beim Neujahrsempfang einmal mehr deutlich. Der war diesmal deutlich leiser als sonst. Er begann mit einem Gedenken und einer Schweigeminute für den früheren Geschäftsführer Heribert Fastenmeier, der sich auf den Tag genau drei Wochen zuvor das Leben genommen hat.

"Hier hat er gestanden", sagte Pfarrerin Petra Kringel von der Klinikum-Seelsorge, die zusammen mit Pastoralreferent Stefan Funk und Priester Christoph Kreitmeir am Rednerpult an den langjährigen Chef des viertgrößten Krankenhauses Bayerns erinnerte. Wohl alle der geladenen Gäste aus Ärzteschaft, Gesundheitswesen, Wirtschaft, Politik und Kirche haben Fastenmeier in diesem Moment vor sich gesehen. Die Klinikum-Seelsorge habe um diesen Akt des Gedenkens gebeten, betonte Kringel. Es sei für alle nicht leicht, vor dem Hintergrund des Todes Fastenmeiers "heute zum Neujahrsempfang zu gehen", meinte sie. Man dürfe "ihn nicht totschweigen." Nach dem Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers, Dietrich Bonhoeffer, "Von guten Mächten" und einem Gebet gab es eine Schweigeminute, um den Gästen Raum zu geben, sich zu erinnern, "wie sie mit Heribert Fastenmeier in Kontakt standen".

Sowohl der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Christian Lösel als auch der jetzige Klinikums-Geschäftsführer Andreas Tiete, der das Haus seit Januar in einer Doppelspitze mit der Volkswirtin und Krankenhaus-Managerin Monika Röther führt, zeigten sich vom Tod Fastenmeiers "menschlich tief betroffen". "Geschäftsführung und Aufsichtsrat haben in den vergangenen Tagen durchaus intensiv überlegt, ob das Klinikum seinen jährlichen Neujahrsempfang stattfinden lassen soll oder nicht", betonte Lösel. Er würdigte die Leistungen Fastenmeiers als langjähriger Geschäftsführer "und seine vielen Verdienste um das Klinikum und dessen positive Entwicklung". Und erinnerte, wie die Klinikums-Affäre begonnen hat: Der unabhängige Ombudsmann des Klinikums habe Anfang 2016 Fragen aufgeworfen und selbst an die Staatsanwaltschaft geleitet. "Ab diesem Zeitpunkt lag nach unserer Rechtsordnung das Handeln nur und ausschließlich in den Händen der unabhängigen Strafverfolgungsbehörden Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz." Die strafrechtliche Ermittlung sei nicht Aufgabe des Klinikums oder seiner Gremien - "auch nicht Aufgabe der Politik".

Wie berichtet, ist die Fraktion der SPD angesichts des Todes Fastenmeiers den Neujahrsempfängen von Stadt und Klinikum ferngeblieben. Man könne "darauf vertrauen, dass die staatliche Aufarbeitung gründlich, sorgsam und unabhängig geschieht", meinte Lösel, "dass wir Antworten auf offene Fragen erhalten werden, damit wir zu einer Bewertung und zu einem Abschluss kommen können".

Großen Applaus bekam Lösel für seinen Dank an die rund 3000 Mitarbeiter des Klinikums, "die zuverlässig, mit großer fachlicher und menschlicher Kompetenz und mit Liebe zu ihrem Beruf jeden Tag hier ins Klinikum kommen, um ihren Dienst anzutreten".

Von "Zeiten großer Herausforderung" sprach Geschäftsführer Andreas Tiete. 36 151 Menschen wurden vergangenes Jahr insgesamt 322 233 Pflegetage stationär behandelt. Das Jahresergebnis - ein Minus von 3 Millionen Euro gegenüber einem Plus von 3,4 Millionen Euro im Jahr 2016 - sei "nicht ganz überraschend". Tiete begründet den Verlust mit immer schwerer werdenden Rahmenbedingungen. Krankenhäuser müssten jedes Jahr ihre Effizienz steigern - "wie ein Hamsterrad", erklärte er bei einem von Christian Omonsky moderierten Interview, bei dem die neue Co-Geschäftsführerin Monika Röther vorgestellt wurde. Schwarze Zahlen zu schreiben ist auch für Röther das Gebot der Stunde. Diese brauche man, um eine gute Patientenversorgung sicherzustellen und zugleich die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Trotz zurzeit schwerem Fahrwasser blickt die Klinikums-Führung optimistisch in die Zukunft.