Die Rettung des Josef-Hospitals (JHD) könnte spürbar günstiger werden, als noch Ende November gedacht: Bis 2021 sollen nach neuesten Berechnungen von Krankenhaus-Geschäftsführer Florian Friedel nur noch 15,5 statt der bisher angenommenen 20 Millionen Euro von der Stadt als Sanierungshilfe gezahlt werden. Dabei bleibt der Zuschuss für dieses Jahr mit wahrscheinlich 12,3 Millionen Euro immer noch der mit Abstand dickste Batzen. Bislang hieß es immer, dass in diesem Jahr 13,8 Millionen Euro nötig sein werden. Das war die eine gute Nachricht, die Oberbürgermeister Axel Jahnz am Donnerstag in der Pressekonferenz nach der nicht öffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses (VA) vom Mittwoch verkündete.
Der zweite Meilenstein waren die Ergebnisse, die Jahnz und eine städtische Delegation am Mittwoch in Münster erzielten. „Wir haben uns mit der katholischen Kirche verständigt, wir haben einen Abschluss gefunden. Es war für beide Seiten erfolgreich“, erklärte Jahnz. In den Verhandlungen ging es zum einen um die Nutzung der Grundstücke der katholischen Kirche für den Krankenhausneubau in der Stadtmitte, zum anderen um die Anteile der Stiftung St. Josef am Krankenhaus, die die Stadt übernehmen will. Die Kirche hält derzeit noch 90 Prozent am JHD. Über Details konnte Jahnz aber noch nichts sagen, weil die Verträge noch nicht unterzeichnet sind. Jahnz lobte in dem Zusammenhang die konstruktive Gesprächsatmosphäre, auch die Kirche sei mit Blick auf den extrem eng gestrickten Zeitplan – wenn die Stadt nicht bis zum 31. Januar ihren Verzicht erklärt, muss mit der Krankenhausübernahme spätestens am 12. Februar alles in trockenen Tüchern sein – an einer Lösung, mit der beide Seiten gut leben können, interessiert gewesen.
In der Ausschusssitzung, an der laut Jahnz auch zahlreiche weitere Ratsmitglieder teilnahmen, um sich von Friedel direkt informieren zu lassen, legte der neue Geschäftsführer des Krankenhauses dar, was die Probleme am JHD ausgelöst hat und was seiner Meinung nach geschehen muss, damit das Krankenhaus wieder auf Kurs kommt. Das Hauptproblem sind die weggebrochenen Erträge, die seit 2014 um 15 Prozent gesunken seien. Zudem gab es in dem Zeitraum Kostensteigerungen von sieben Prozent beim Personal. Im Gespräch mit dem DELMENHORSTER KURIER sagte Friedel dazu: „Es ist auch nicht schlimm, Erlöse zu verlieren. Aber wenn man auf der Kostenseite darauf nicht reagiert, findet man sich in der Situation wieder, in der wir jetzt sind.“
Primäres Ziel also ist es, diese Schere zu schließen. Die Kosten werden unter anderem reduziert durch Entlassungen. Dabei steht die Zahl, die bereits Ende vergangenen Jahres gesagt wurde: Rund 115 Vollzeitstellen müssen abgebaut werden, was aber mehr Mitarbeiter betrifft, weil viele Arbeitsverhältnisse im Krankenhaus auf Teilzeitmodellen beruhen. „Wir haben aber auch bei den Sachkosten Potenziale gesehen, die noch einmal den gleichen Umfang haben“, erklärte Friedel am Donnerstag. Auf der anderen Seite muss wieder mehr verdient werden. „Wir arbeiten dabei mit konservativen Zahlen“, sagte Friedel. Derzeit ist geplant, dass das Krankenhaus im Jahr 2021 wieder so viele Patienten wie zuletzt 2016 haben soll. Mit Blick auf den Sanierungsprozess, der auf vier Jahre angelegt ist, meinte Friedel: „Wir sind nun optimistischer als wir es noch vor sechs Wochen waren.“ Seit dem 4. Dezember ist er Geschäftsführer des Krankenhauses.
Konsolidierungskonzept erarbeitet
An diesem Freitag ist Oberbürgermeister Jahnz wie schon am vergangenen Montag in Hannover, um bei der Kommunalaufsicht darzulegen, wie die finanziell eh schon darbende Stadt in den kommenden vier Jahren die prognostizierten 15,5 Millionen Euro für die Krankenhausrettung aufbringen will. Dabei handelt es sich übrigens rein um Zuschussbedarfe, um Verluste des JHD aufzufangen oder dringend nötige Investitionen zum Beispiel in der Zentralen Notaufnahme und für „zwingend erforderliche Modernisierungen in den Gerätepark“ zu tätigen. Das Geld, das an die katholische Kirche fließen muss, um die Grundstücke und die Anteile am Krankenhaus zu übernehmen, sind ein separater Posten. Genau wie der Eigenanteil am Neubau, der bislang immer mit 13 Millionen Euro angegeben wird.
In Hannover wird Jahnz Eckdaten des Konsolidierungsprogramms vorstellen. Wegen der für das Krankenhaus nötig werdenden Kreditaufnahme muss die Verwaltung darlegen, wo sie an anderen Stellen sparen will. Nach Informationen unserer Zeitung sind die Fachbereichsleiter bereits in der zweiten Januar-Woche angewiesen worden, mit besonders spitzem Bleistift ihre Einzelhaushalte auf weitere Sparpotenziale hin zu untersuchen. Am kommenden Montag soll diese Streichliste der Politik nachmittags vorgestellt werden. Jahnz hat die Politiker am Mittwoch bereits darauf eingeschworen, dass jetzt noch einige Sondersitzungen, wahrscheinlich auch an Wochenenden anstehen, weil die Zeit, um die Rettung sauber abzuwickeln, extrem knapp ist.
Bis Mitte Februar muss die Stadt auch noch eine Betreibergesellschaft für das Krankenhaus gründen. Wie diese aussehen kann und wie sie strukturiert ist, kann derzeit auch noch niemand sagen. Fest steht nur, dass diese Gesellschaft das Krankenhaus kaufen muss. Wie hoch der Preis sein wird, ist noch unklar. Friedel hat als reine Rechengröße in sein Zahlenwerk zwei Millionen Euro eingeplant, verhandelt werden muss der Preis aber zwischen Stadt und dem vorläufigen Insolvenzverwalter Rainer Eckert. Die neue Gesellschaft sei dann aber schuldenfrei, erklärte Jahnz. Auch die Bürgschaften für das Krankenhaus in Höhe von rund 13,3 Millionen Euro würden nicht gezogen.