Michael Baas

Es ist der Beginn einer neuen Ära: Mit Übernahme der Trägerschaft des St. Elisabethenkrankenhauses („Eli“) durch die Kreiskliniken gibt’s im Kreis noch einen kommunalen Klinikkonzern mit vier Standorten, 1350 Vollzeitstellen und derzeit 35 000 stationären Patienten im Jahr. Das ist eine solide Basis, alle Häuser als Krönung der als „Lörracher Weg“ begonnenen Kooperation unter einem Dach zu bündeln. „Eine große Chance“ nannte der scheidende „Eli“-Geschäftsführer Helmut Schillinger dieses Zentralklinikum bei der Übergabe der Geschäfte an Armin Müller, der Kreiskliniken und „Eli“ nun in Personalunion führt, denn auch.

„Lörracher Weg“: Unter der Überschrift hatten die Kreiskliniken und das „Eli“ seit 2002 die Bereinigung der Krankenhauslandschaft im Kreis forciert und von 2006 an umgesetzt. Ein sowohl extern im Kreistag wie auch intern zunächst keineswegs unumstrittener und mitunter schmerzhafter Prozess erinnerte Schillinger, der das „Eli“ seit 2006 als Geschäftsführer leitete. Angesichts der Entwicklung der Krankenhauslandschaft aber war dieser Weg von der Konkurrenz zur Kooperation weitblickend und aus heutiger Sicht in gewisser Weise „alternativlos“, um einen oft bemühten Begriff zu nutzen.

In jedem Fall realisieren die Akteure darüber freiwillig und als Prozess „von unten“ (Schillinger) Strukturbereinigungen, die die Politik vielerorts sonst bisher mit mäßigen Erfolgen anstrebt, merkte Müller an. Jenseits politischer Sonntagsreden aber spiegele sich die Anerkennung dieses unter dem Label Lörracher Weg 2.0 nun zur ultimativen Lösung fortgeschriebenen Modells in der Praxis bislang keineswegs so, wie das vor Ort erhofft werde, kritisierte Müller Entscheidungsträger im Land und beim Bund. Dabei geht es natürlich nicht zuletzt um das medizinische Angebot und die Finanzierung des neuen Zentralklinikums. Vor allem für das „Eli“ markiert der zum 1. Januar vollzogene Wechsel der Besitzverhältnisse der Trägergesellschaft (BZ vom 8. Januar) einen Einschnitt. Denn damit zieht sich der Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul nach 104 Jahren aus dem Haus zurück. Ein wiederholt genanntes Argument für diesen Schritt ist der seit Jahren fortschreitende Erosionsprozess in den Reihen der Ordensschwestern. Waren 1977 beispielsweise noch 44 im „Eli“ tätig, sind es nun noch fünf. Diese bleiben dem Haus aber auch mit den Kreiskliniken als Träger vorerst erhalten. Das sichere ein Gestellungsvertrag mit dem Orden. Denn der „Geist des Eli soll weiterleben“, versicherte Müller.

Jenseits der gesellschaftsrechtlichen Ebene ändert sich zunächst ohnehin wenig. Das „Eli“, in das der Orden nach Angaben Schillingers seit 2006 rund 50 Millionen Euro investiert hat, bleibt wie bisher im Landeskrankenhausplan verankert, und zwar mit 239 Betten, darunter 44 für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Es handelt sich nicht um einen Betriebsübergang“, betont Schillinger denn auch mit Nachdruck. Entsprechend wird das Haus bis zu der für 2025 anvisierten Inbetriebnahme des Zentralklinikums in bewährter Weise und mit dem Profil als Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe mitsamt dem Perinatalzentrum sowie den Belegabteilungen Urologie und HNO auf Pachtbasis am heutigen, weiter dem Orden gehörenden Standort betrieben.

Auch ausscheidende Chefärzte wie Walter Heindl (Anästhesie) und Kurt Bischofberger (Geburtshilfe/Gynäkologie), der im Lauf des Jahres aufhört, werden ersetzt. Schließlich ist die Geburtsklinik ein Zugpferd des Hauses und zählte mit 2337 Geburten vergangenes Jahr laut Verwaltungsleiterin Heike Roese-Koerner zu den Top Ten in Baden-Württemberg noch vor der Uniklinik oder dem St. Josefkrankenhaus in Freiburg und weit vor Häusern angrenzender Landkreise wie dem Spital in Waldshut-Tiengen oder den Helios-Kliniken in Müllheim. Solche Pole Positions sollen mit dem Zentralklinikum möglichst gefestigt und ausgebaut werden.

Dafür aber sehen Schillinger wie Müller gute Chancen – auch da der Neubau durch das gemeinsame Spektrum unter einem Dach noch interessanter werde für Ärzte. Zwar übernimmt das Land planerisch zunächst nur eins zu eins das medizinische Profil der bestehenden vier Kliniken, erläutert Müller. Die Bündelung aber eröffne erfahrungsgemäß Optionen nachzubessern, weiß Schillinger als Insider der Krankenhausszene. Überhaupt sei das Konzept zukunftsfest. Mit rund 700 Betten für den Teil der Kreiskliniken und weiteren 100 bis 150 für die in Regie des Zentrums für Psychiatrie geplanten Teile habe es betriebswirtschaftlich „eine ideale Größe. Ich bin völlig überzeugt von der Lösung“, sagt der als Stratege bekannte Schillinger zum Abschied von Lörrach.