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Pflegenotstand am UKM

Gesundheitsminister Laumann entsetzt über Abteilungsschließung

Münster/Düsseldorf

Dass die Uniklinik in Münster aufgrund des Pfle­ge­not­standes eine Abteilung schlie­ßen musste, hat auch in der ­Landespolitik hohe Wellen geschlagen. Er sei „entsetzt“ gewesen, als er davon gehört habe, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Donnerstag während eines Kongresses zum Thema Gesundheitsmanagement in Münster.

Elmar Ries und Mirko Heuping

Der Pflegenotstand spitzt sich weiter zu und wirkt sich auch auf das UKM aus.
Der Pflegenotstand spitzt sich weiter zu und wirkt sich auch auf das UKM aus. Foto: Matthias Ahlke

Laumann warf den für die Ausbildung Verantwort­lichen im Gesundheitssystem sowie der rot-grünen Vorgängerregierung vor, das Thema Ausbildung sträflich vernachlässigt zu haben. Während im Bereich Altenpflege in die Ausbildung investiert worden sei, stagnieren die Zahlen der Plätze in den Krankenpflegeschulen seit Jahren. „Da ist einfach nichts passiert“, sagte der ­Minister. „Und darüber kann ich nur staunen.“

Bislang waren die Ausbildungsplätze an den Krankenpflegeschulen Bestandteil des Krankenhausbedarfsplans und damit in der Anzahl beschränkt. Damit mehr Schwestern und Pfleger ausgebildet werden können, hat die neue CDU/FDP-Landesregierung die Begrenzung aufgehoben. „Es ist ­ei­ne Mär, dass es zu wenig qua­lifizierte Bewerber gibt“, sagte Laumann.

Deutschland hinkt hinterher

Die Ursache des Krankenpflegenotstandes sieht Ludger Risse, Vorsitzender des Pflegerats NRW, im 2004 etablierten DRG-System, der Abrechnungsgrundlage zwischen Kliniken und Krankenkassen. Durch die darin festgelegten geringen Pauschalen zur Vergütung der Pflege seien im Jahr 2004 auf einen Schlag 50.000 Stellen gestrichen worden. Sie seien schlicht nicht mehr finanzierbar gewesen.

Gleichzeitig habe die Zahl der Patienten seit 1995 um ein Viertel zugenommen. „Wenn nicht schnell etwas passiert, haben wir bald eine riesige Unterversorgung“, warnt Risse. Er rechnet vor: „Bis 2025 müsste mindestens jeder fünfte Schulabgänger in die Pflege gehen, um den Bedarf an Kräften zu decken.“

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