Es gibt zur Abwechslung auch mal gute Nachrichten aus dem Gesundheitssektor. Der im Kreistag Waldshut erst im Dezember beschlossene Gesundheitscampus Bad Säckingen kommt gut vorwärts. Erstes Zwischenergebnis: Niedergelassene Ärzten, Therapeuten sowie auch Betriebe aus den Bereichen Reha und Pflege haben großes Interesse am Campus signalisiert. Dieses erfreuliche Fazit zog Jörg Risse im Rahmen eines Pressegespräches. Risse ist Vorstand der Beraterfirma Gök-Consulting, die für den Landkreis und die Stadt das Campuskonzept erstellt.

Am Rande des gestrigen Gespräches unterzeichneten Landrat Martin Kistler, Bürgermeister Alexander Guhl und Jörg Risse den Beratervertrag. Landrat Martin Kistler wollte diese Vertragsunterzeichnung im Bad Säckinger Rathaus auch als „gemeinsames politisches Signal“ von Stadt Bad Säckingen und Landkreis Waldshut verstanden wissen. Mithin gab der Landrat im Rahmen des Treffens ein klares Bekenntnis zu dem im Kreistag beschlossenen Gesundheitscampus ab mit stationärer Akutabteilung für Geriatrie und 24-Stunden-Notfallambulanz.

Unterzeichnen den Vertrag für das Campuskonzept (von links): Landrat Martin Kistler, Jörg Risse, Vorstand der Beraterfirma ...
Unterzeichnen den Vertrag für das Campuskonzept (von links): Landrat Martin Kistler, Jörg Risse, Vorstand der Beraterfirma Gök-Consulting, und Bürgermeister Alexander Guhl. Bild: Andreas Gerber | Bild: Andreas Gerber

Wie alle anderen freute sich auch Landrat Martin Kistler über das überraschend hohe Interesse am Campus. Genau hier liegt auch der Hase im Pfeffer: Bürgermeister Guhl hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass der Campus mit der Zahl der Interessenten steht und fällt.

Diese erste Hürde scheint offenbar genommen: Gök-Vorstand Jörg Risse, der mit seinem Team in den vergangenen vier Wochen annähernd 40 Gespräche mit Akteuren aus dem Gesundheitswesen geführt hat, zeigte sich ausgesprochen überrascht. „Wir sind auf riesengroße Resonanz gestoßen“, freute er sich. Aus all den geführten Gesprächen hätten sich etwa 15 bis 20 konkrete Interessenten herauskristallisiert, die sich einen Umzug ihrer Praxis oder ihres medizinischen Betriebes auf den neuen Campus vorstellen könnten. Mit ihnen wird Gök in die nächste Runde gehen. Denn nun steht laut Risse die konkrete Ermittlung des Platzbedarfs an, dann das darauf abgestimmte Raumkonzept mit Bauplanung.

Danach wäre auch die gesellschaftsrechtliche Seite des Gesundheitscampus zu klären. Für Bürgermeister Guhl ist klar: Stadt Bad Säckingen und Landkreis übernehmen die Trägerschaft. Landrat Kistler sagte dazu, dass aber alle Parameter stimmen und ein erfolgreicher Betrieb gewährleistet sein müsse.

In einer noch zu klärenden Form wäre auch die Spitäler Hochrhein GmbH beteiligt. Denn sie soll mit der Krankenhausleistung Akut-Geriatrie Kern des Campus darstellen. Eine Beteiligung der Stadt Waldshut-Tiengen schloss Guhl in diesem Zusammenhang jedoch aus. „Da sind die Gräben mittlerweile zu tief“, sagte er. Das bedeutet: Das Ausscheiden der Stadt Waldshut-Tiengen aus der Spitäler GmbH müsste dann beschlossene Sache sein. Denn sonst wäre Waldshut-Tiengen zumindest mittelbar am Campus beteiligt. Die Stadt ist bekanntlich mit 60 Prozent Hauptgesellschafter der Spitäler GmbH, verhandelt aber aktuell mit dem Landkreis über den Ausstieg.

Auf eine bestimmte Nachfrage wollte Landrat Kistler nicht so recht eingehen: In der nichtöffentlichen Sitzung des Kreis-Finanzausschusses letztes Woche gab es nach SÜDKURIER-Informationen Kreisratsstimmen aus dem Osten, die eine Mitträgerschaft des Landkreises am Bad Säckinger Campus ablehnen. Stattdessen solle sich der Kreis auf die Einmalzahlung der versprochenen 12,7 Millionen Euro beschränken. Kistler will solche Stimmen nicht wahrgenommen haben – ob nicht gehört oder überhört, ist unklar. Falls es solche Äußerungen gebe, „sind sie jedenfalls für mich nicht das Thema“, sagte er. Es gehe jetzt darum, gemeinsam den Bad Säckinger Campus zu entwickeln.

Bürgermeister Alexander Guhl, selbst nicht Mitglied im Kreisfinanzausschuss, hatte ebenfalls von den Äußerungen gehört. Er sagte: „Ich kann nur jedem raten, jetzt endlich abzurüsten.“ Bad Säckingen und Kreis sollten im Sinne des Campus nach vorne schauen. Deshalb werde er seinem Gemeinderat vorschlagen, für Albbruck als Standort für das Zentralspital zu stimmen.

 

 

So soll es mit dem Gesundheitscampus weitergehen

 

  • Der Fahrplan: Das so genannte „erste Modul“ der Untersuchung, nämlich die Ermittlung der Interessenten ist abgeschlossen. Als Nächstes geht es laut Gök-Vorstand Risse um das Raumkonzept und im Anschluss um die konkrete planerische Umsetzung mit den Architekten und um die Kosten. Dann werde auch die Frage beantwortet: Abriss des Spitals oder Sanierung? Mitte April sei man soweit. Dann könnten Stadt und Landkreis auch die Trägerschaft klären. Wann rollen die Bagger? Ende 2019 sollten die Handwerker bei der Arbeit sein, hofft Guhl.
  • Der Campus: Der Kreis Waldshut hat sich laut Landrat Martin Kistler nicht nur verpflichtet, 12,7 Millionen Euro in den Campus zu investieren, sondern ihn auch gemeinsam mit der Stadt als Zentrum für Altersmedizin im Kreis auszubauen. Dazu gehören laut Kistler Angebote in der Akut- wie auch in der Reha-Geriatrie. Die Akut-Geriatrie als originäres Krankenhausangebot wäre von der Spitäler Hochrhein GmbH zu erbringen, weshalb diese mit im Boot ist, so der Landrat. Für die 24-Stunden-Notfallambulanz sieht er neben der Spitäler GmbH auch noch andere Akteure in der Pflicht.
  • Die Geriatrie: Erstmals räumt auch Spitalgeschäftsführer Hans-Peter Schlaudt die Notwendigkeit der Akut-Geriatrie am Campus ein. Die derzeitige Größenordnung von 30 Betten in Waldshut sei für den Kreis zu klein. Er sprach vom Doppelten. Gleichzeitig ist laut Schlaudt für eine Akut-Geriatrie auch internistische Kompetenz vonnöten, weshalb eine Art Innere Abteilung dazu gehört. Allerdings müsse die Schaffung der Akut-Geriatrie am Campus vom Sozialministerium genehmigt werden. Laut Kistler und Guhl sei das Ministerium offen dafür, wenn die Versorgung stimmt. (age)