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Mehr Patienten, schwarze Zahlen, großes Vertrauen, Hochleistungsmedizin. Das Klinikum Fulda hat das Jahr 2017 erfolgreich abgeschlossen. - Fotos: Hendrik Urbin / Christian P. Stadtfeld / Barbara Froese / ON-Archiv

FULDA 42.000 stationäre Fälle

Klinikum Fulda: Patienten-Plus, Baustellen, Kostendruck - "Zukunftsplan steht"

31.01.18 - Mehr Patienten, schwarze Zahlen, großes Vertrauen, Hochleistungsmedizin. Das Klinikum Fulda hat das Jahr 2017 erfolgreich abgeschlossen. Während viele Krankenhäuser in den roten Zahlen stecken, erwartet der osthessische Maximalversorger einen positiven Jahresabschluss. Darüber hinaus investiert das kommunale Klinikum - in Trägerschaft der Stadt Fulda - in einen 70 Millionen Euro teuren Neubau.

OSTHESSEN|NEWS hat mit den beiden Vorständen PD Dr. Thomas Menzel (55 / Krankenversorgung) und André Eydt (47 /kaufmännischer Bereich) über die letzten zwölf Monate, die laufenden Projekte sowie die Zukunft des Hauses gesprochen. Daueraufgaben bleiben steigende Kosten bei ungleich steigenden Vergütungspauschalen, Investitionen und die räumliche Enge in der Zentralen Notaufnahme.

Ein Patienten-Plus von drei Prozent und insgesamt knapp 42.000 stationäre Fälle ...

Die Klinikum-Vorstände (v.li.n.re.) André Eydt (Administration) und Priv.-Doz. ...

Teil des Klinikum-Konzerns: das Klinikum in Gersfeld (Rhön).

2017: Ein Plus bei Patienten und Umsatz

Ein Patienten-Plus von drei Prozent und insgesamt knapp 42.000 stationäre Fälle – das ist die Bilanz. Hinzu kommen rund 90.000 ambulante Patienten. Menzel sieht darin einen "großen Vertrauensbeweis der Bevölkerung für das Klinikum Fulda". Die 26 Kliniken und medizinischen Institute bieten gemeinsam mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Osthessen eine "Behandlung aus einem Guss", denn die interdisziplinäre Zusammenarbeit sei gerade bei schweren Erkrankungen enorm wichtig.

Der Umsatz der Klinikum Fulda gAG und der Tochtergesellschaften ist 2017 ebenfalls gestiegen - auf über 243 Millionen Euro. Auch wenn die Zahlen alle noch unter dem Vorbehalt der Prüfungen zum Jahresabschluss stehen, geht der Vorstand von einem Umsatzplus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Eydt, der von einem "positiven Jahresabschluss" berichtet – "das vierte Jahr in Folge" - erwartet auch bei den Tochtergesellschaften, wie dem MVZ und der Klinikum Gersfeld gGmbH in der Rhön Ergebnisse im grünen Bereich.

André Eydt, kaufmännischer Vorstand am Klinikum Fulda.

Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Vorstand für Krankenversorgung am Klinikum Fulda. ...

Die Klinikum-Vorstände haben sich den Fragen von O|N-Chefredakteur Christian P. ...

Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen nehmen weiter zu

"Wir haben mehr Patienten mit komplexeren Erkrankungen versorgt. Insbesondere in der Onkologie und bei den Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems", sagt Menzel und führt die Zunahme auch auf den demographischen Wandel zurück. "Die Menschen werden älter und bestimmte Erkrankung treten im Alter häufiger auf." Schon jetzt sorge man vor: "Die Prognosen sagen uns, dass es in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu einem deutlichen Anstieg von Herzinsuffizienzerkrankungen kommen wird. Die Herzschwäche wird zu einer Volkskrankheit." Hier hat das Klinikum vorgesorgt.

Eine Investition in das Herz-Thorax-Zentrum: der Hybrid-OP zur Durchführung von interventionellen ...

Die neue Strahlentherapie ermöglicht Krebspatienten wohnortnahe Versorgung auf ...

Das Herz-Thorax-Zentrum unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Schächinger, PD Dr. Hilmar Dörge, Prof. Dr. Philipp Markart und PD Dr. Richard Kellersmann wird weiter wachsen und insbesondere die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, die die Herzschwäche negativ beeinflussen, wird weiter ausgebaut. Auch bei den Gefäßerkrankungen und Schlaganfällen sei eine Zunahme zu erwarten.

Das Klinikum hat in den lezten Jahren bereits Millionenbeträge in die bessere Versorgung von Patienten mit Tumorerkrankungen – vor allem in die neue Strahlentherapie - gesteckt. "Wir ermöglichen Krebspatienten aus unserer Region eine wohnortnahe Versorgung auf sehr hohem Niveau", betont Menzel und erklärt weiter: "Unser Ziel ist die individuelle und passgenaue Behandlung für jeden Einzelnen." Auch bei der Diagnostik habe sich etwas getan. Seit der Inbetriebnahme des neuen SPECT-CT ist die dreidimensionale Lokalisierung millimetergenau, bei gleichzeitiger Beurteilung der Stoffwechselaktivität, etwa von Tumoren möglich. "Im Bereich der Nuklearmedizin gehören wir in Hessen jetzt zu den Spitzenreitern", sagt Eydt. Nach wie vor hoch sei auch die Nachfrage im Adipositaszentrum. "Das Team um PD Dr. Achim Hellinger ist bundesweit gefragt."
 

Seit 1975 sind das neunstöckige Bettenhaus sowie die drei unteren Ebenen am Netz. ...

Da wir aber keine ganzen Stationen aufgrund der ganzjährig hohen Auslastung schließen ...

"Aktuell haben wir etwa 20 Prozent des Haupthauses saniert. Dabei gehen wir vertikal ...

Sanierung Haupthaus, WLAN und Patientenakte der Zukunft

Seit 1975 sind das neunstöckige Bettenhaus sowie die drei unteren Ebenen am Netz. "Klar sind einzelne Bereiche in die Jahre gekommen. Dem stellen wir uns. Da wir aber keine ganzen Stationen aufgrund der ganzjährig hohen Auslastung schließen können, ist immer nur eine Teilsanierung möglich", erklärt Eydt. "Aktuell haben wir etwa 20 Prozent des Haupthauses saniert. Dabei gehen wir vertikal vor." Es werde nicht nur in Brandschutz, sondern auch in Komfortelemente und technische Infrastruktur investiert.

"Unser Ziel ist dabei auch eine flächendeckende WLAN-Versorgung, nicht nur für unsere Patienten, sondern vor allem für die digitale und mobile Patientenakte." Sie hat zwei große Vorteile: keinen Informationsverlust bei Verlegungen und mehr Übersichtlichkeit. "Wir wollen weg vom Papier und mittelfristig die ärztlichen Aufzeichnungen, Pflegedokumentation und Befunde digitalisieren. In einigen Abteilungen läuft das schon sehr gut. Was wir dafür brauchen, ist eine gute Breitbandversorgung im ganzen Haus." Daneben wird auch der Energieverbrauch durch die derzeit laufende energetische Sanierung weiter optimiert, das zweite Blockheizkraftwerk soll in diesem Jahr in Betrieb gehen, die Nutzung der Photovoltaik ausgebaut werden.

"Die Mitarbeiter machen unser Krankenhaus aus und leisten ausgezeichnete Arbeit", ...

160 neue Mitarbeiter haben im August und September ihre Tätigkeit in zahlreichen ...

Für Qualifikation, Weiterbildung und Prävention investiere man viel, heißt es. ...

2018 steht im Zeichen der Mitarbeiter

Das Klinikum zählt schon immer zu den größten Arbeitgebern in der Region Fulda. Mehr als 2.700 Menschen, darunter 400 Ärzte und mehr als 1.000 Pflegekräfte gehören zum Team. "Die Mitarbeiter machen unser Krankenhaus aus und leisten ausgezeichnete Arbeit", so die beiden Vorstände unisono. Für Qualifikation, Weiterbildung und Prävention investiere man viel, nicht zuletzt über das betriebliche Gesundheitsmanagement.

Auch das Bildungszentrum sei durch der Einführung von E-Learning gestärkt worden und übernehme wichtige Aufgaben für die Ausbildung junger Menschen. "Davon profitieren nicht nur wir, sondern die gesamte Region", betont Menzel. Er berichtet von "vollen Kursen" in der Kranken- und Kinderkrankenpflege. Bei der Ausbildung zu Operationstechnischen Assistenten (OTA) sei es gelungen, die Kapazitäten zu verdoppeln. "Die Berufe sind attraktiv. Die Übernahmequoten liegen bei 100 Prozent", ergänzt Eydt, der auch auf das neue Simulationszentrum hinweist, das modernes Lernen unterstützt. Auf die Frage, ob es noch genug Bewerber gebe, sagt er: "Ja. Der Fachkräftebedarf ist zwar auch hier hoch, aber wir haben hier nicht den Zustand wie in manchen Metropolregionen, vielleicht auch deshalb, weil wir uns um das Thema Ausbildung und Qualifikation intensiv kümmern."

So soll das Klinikum Fulda 2019 aussehen.

Sind zufrieden das Neubaukosten und Zeitplan stimmen: Technik-Chef Peter Neidhardt, ...

Als Haus der Maximalversorgung wird das Klinikum täglich mit Notfällen vom Rettungsdienst ...

Der 70 Mio. Euro-Neubau: das OP-, Intensiv- und Notfallzentrum

"Wir liegen voll im Zeit- und Kostenplan, trotz boomender Konjunktur und steigender Baupreise." Die Hülle des Gebäudes ist fast komplett fertig. 2018 werde der Innenausbau weiter vorangetrieben, so Menzel. "2019 wollen wir, wie geplant, den Neubau in Betrieb nehmen. Dann stehen für die Patientenbehandlung mehr Flächen und vor allem bessere Strukturen zur Verfügung." Beide Vorstände sprechen bei diesem Projekt von einem "Meilenstein" für das Klinikum Fulda. Ein bedeutendes Element im Neubau wird die Zentrale Notaufnahme sein. "Die Situation wird sich durch die baulichen Strukturen und die Nähe einzelner Fachabteilungen wie etwa der Radiologie nachhaltig verbessern. Ziel ist es, die Aufenthaltsdauer der Patienten in ZNA zu verkürzen und für einen zügigen Übergang auf die Stationen zu sorgen. Damit haben wir aufgrund der räumlichen Enge in der ZNA, aber auch weil die Stationen sehr gut belegt sind, aktuell die größten Probleme."

Der Neubau des OP- und Notfallzentrums liegt voll im Plan.

Die Zentrale Notaufnahme ist zu klein und soll mit dem Neubau des Notfallzentrums räumlich ...

"Als Klinikum Fulda sehen wir uns gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet." ...

Die Zukunft: Der Rationalisierungsdruck bleibt hoch!

"Als Klinikum Fulda sehen wir uns gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet. Wir haben einen Plan für die kommenden Jahre", erklären Menzel und Eydt. Die größte Herausforderung im Gesundheitswesen bleibe die unzulängliche Finanzierung, die strukturelle Defizite aufweise und mittelweile auch viel zu kompliziert geworden sei. Damit könne man nicht zufrieden sein. "Die tariflichen Lohnkosten sind um fünf Prozent gestiegen, wir bekommen aber nur knapp drei Prozent höhere Vergütungen. Dieses Missverhältnis besteht seit Jahren und erhöht den Druck zur Rationalisierung. "Grundsätzlich ist das nicht negativ, an manchen Stellen führt es jedoch zu Verwerfungen", berichtet der kaufmännische Vorstand.

Vom Gesetzgeber erwarte man sinnvolle und verlässliche Rahmenbedingungen. "In der Neonatologie beispielsweise, der Frühgeborenenstation unserer Kinderklinik, ist die Qualität der Behandlung seit Jahren nachweislich ausgezeichnet. Unsere Neonatologie zählt zu den besten in Deutschland", sagt Menzel. "Die aktuellen Anforderungen würdigen das nicht, stattdessen werden starre und bürokratische Personalvorgaben gemacht, die am Ende eine auskömmliche Finanzierung sogar gefährden. Theorie und Praxis passen da oft nicht zusammen", macht Eydt deutlich.

Ganz aktuell: Die Klinikum-Verantwortlichen mit den Partnern des ASV-Projekts zur ...

Die Vorstände sind sich einig: "Trotz aller Hürden: Wir nehmen unsere Verantwortung als Maximalversorger der Region sehr ernst und wissen, dass wir dabei auf unser engagiertes Team zählen können." Auch der weitere Ausbau der Zusammenarbeit mit den Partnern in der Region, den umliegenden Krankenhäusern und vor allem mit den niedergelassenen Ärzten spielt für beide eine wichtige Rolle. "Unser aktuelles ASV-Projekt zur spezialfachärztlichen Behandlung von Krebserkrankungen ist dafür ein gutes Bespiel. Mit mehr als 80 Partnern verbessern wir gemeinsam die Versorgung. Die Fachkräfte dafür sollen vermehrt in der Region qualifiziert werden. Deshalb soll auch die Zusammenarbeit mit der Universität Marburg in 2018 intensiviert werden. "Unser Angebot am Campus Fulda wird von den Medizinstudenten sehr geschätzt. Diese Attraktivität weiter auszubauen, haben wir uns zur Aufgabe gemacht." (Christian P. Stadtfeld) +++


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