Wormser Klinikum: Standort Hochstift schließt am 16. April...

Was soll mit den alten Patienten-Fernseh-Bildschirmen geschehen? Markus Koch und Doris Dörfer machen Bestandsaufnahme. Foto: photoagenten / Ben Pakalski
© photoagenten / Ben Pakalski

Wenn Doris Dörfer durch die allmählich leerer werdenden Flure im Hochstift geht, dann überkommt sie immer häufiger ein etwas wehmütiges Gefühl. Seit 1977 arbeitet sie im...

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WORMS. Wenn Doris Dörfer durch die allmählich leerer werdenden Flure im Hochstift geht, dann überkommt sie immer häufiger ein etwas wehmütiges Gefühl. 1977 hat sie hier im kleinen Innenstadt-Krankenhaus ihre Ausbildung zur Krankenschwester gemacht, 1980 folgte das Examen. Danach stieg sie langsam auf, bis sie Oberin und ganz am Schluss, nach der Übernahme durch das Klinikum, Pflegedienstleiterin im Haus am Willy-Brandt-Ring war. Und jetzt? Jetzt organisiert die 57-Jährige zusammen mit ihrem Chef, Projektmanager Markus Koch, als Mitglied eines sechsköpfigen Klinikum-Teams den Umzug – und dann die endgültige Schließung.

Alle 160 Kollegen werden übernommen

„Ich habe mein halbes Leben hier verbracht, das alles tut schon weh“, bekennt Doris Dörfer, wohl wissend, dass es keine Alternative gab, weil das tief in den Miesen steckende Hochstift wirtschaftlich einfach nicht zu erhalten war. Auch der Renovierungs- und Modernisierungsstau war enorm. Aber dass der „Geist“ des für seine Menschlichkeit bekannten und geschätzten Hauses irgendwie erhalten bleiben möge, beispielsweise durch die Ansiedlung eines Hospizes, das ist ihr schon ein ganz persönliches Anliegen. „Und dass der bei uns im Foyer stehende Lebensbaum, ein Kunstwerk Gustav Nonnenmachers, mit uns umzieht und im Mutter-Kind-Zentrum im Klinikum einen würdigen, neuen Standort findet. Denn dort passt er gut hin“, glaubt Doris Dörfer. Sie selbst wird nach dem Umzug auf die Herrnsheimer Höhe den Job einer Demenzbeauftragten übernehmen. Wichtig ist ihr in diesem Zusammenhang, dass alle ihre 160 Kollegen, angefangen vom Arzt über die Krankenschwester bis zur Empfangsdame im Foyer, übernommen werden und niemand seinen Job verliert.

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Markus Koch und sein Stab bereiten den Umzug schon seit September akribisch vor. „Ganz am Anfang habe ich die Kollegen aufgefordert, uns wichtige Punkte zu benennen, an die wir denken müssen. Wir haben 300 Hinweise erhalten, die wir alle abarbeiten. Und täglich kommt was Neues hinzu“, berichtet der Projektmanager, der seit Anfang 2017 fürs Klinikum arbeitet und bereits den provisorischen Wechsel der Kinderklinik ins neue Mutter-Kind-Zentrum organisiert hat.

"Am Tag X so wenige Patienten wie möglich im Hause haben“

Der Hochstift-Umzug wird sich eher gleitend und auf Wochen verteilt hinziehen. „Eine Deadline haben wir nicht“, freut sich Koch. Denn das nimmt ein bisschen den Druck aus dem Kessel. Es gibt lediglich einen Fixtermin: Am Montag, 16. April, werden die Patienten auf einen Schlag und an einem Tag verlegt. 30 bis 40 ältere, kranke Menschen aus der Geriatrie, weitere 20 bis 30 Patienten aus internistischer oder chirurgischer Abteilung – zusammen wohl um die 60 Patienten. Der ASB wird die Pendel-Transporte übernehmen. Die Geriatrie-Patienten ziehen in den vierten Stock des neuen Mutter-Kind-Zentrums, die übrigen Kranken werden auf die jeweiligen Abteilungen im Haupthaus verteilt. Und dann ist wirklich Schicht, dann wird das Hochstift dichtgemacht. „Wir werden natürlich versuchen, die Belegung so zu steuern, das wir am Tag X so wenige Patienten wie möglich im Hause haben“, kündigt der Projektmanager an.

Mit seinem Team ist er schon seit Wochen in Haus B und C unterwegs. Für jedes Zimmer gibt es sogenannte „Raumblätter“, auf denen Inventar und Kisten registriert sind und der Zielort im Klinikum genau benannt ist. Und natürlich klebt auf jedem Stuhl, auf jeder Kiste ein Etikett, wo ebenfalls der neue Bestimmungsort beschrieben ist. Etliche dieser Gegenstände werden schon vor dem 16. April nach und nach rauf ins Klinikum geschafft, es wird aber auch danach noch Transporte geben. Wie viele Laster dazu im Einsatz sind, kann der Projektmanager gar nicht sagen. „Wir verlassen uns dabei ganz auf das Logistikunternehmen, das für uns schon den Umzug der Kinderklinik betreut hat. Das sind geübte und erfahrene Leute.“

Umbau der Kinderklinik geht weiter

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Viele der Einrichtungsgegenstände, die im Hochstift im Einsatz waren, werden auch im Klinikum ihren Platz finden. Das gilt natürlich für Ultraschall- und Röntgengeräte, die Betten, die Speiseverteilwagen, die OP-Einrichtung, das ein oder andere Teil aus der Cafeteria. „Was wir nicht mehr gebrauchen können, das werden wir ordnungsgemäß entsorgen“, versichert Markus Koch. „Es wird aber relativ wenig stehen bleiben.“ Was auch viel Zeit in Anspruch nimmt, sind die ganzen bürokratischen Dinge, etwa die Kündigung von Versicherungen und Verträgen beispielsweise mit GEZ oder Telekom. Und schließlich müssen auch noch die vielen Kunstwerke, die dem früheren Besitzer, dem Hessischen Diakonieverein, gehören, ordnungsgemäß zurückgegeben werden. Die Tür endgültig zuschließen und den Schlüssel im Rathaus abgeben wird der Projektmanager spätestens Ende Juni. Vom Umzug nicht betroffen sind vorerst die Praxen der im Hochstift-Haus A untergebrachten niedergelassenen Ärzte.

Und was passiert nach Umzug und Schließung? Der Umbau der Kinderklinik geht weiter, Danach muss das Haupthaus mit dem Mutter-Kind-Zentrum vereinigt werden. Da sind und bleiben gute Organisatoren weiter gefragte Leute. Langweilig dürfte es Markus Koch also nicht werden.