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„Manager sind häufig emotionale Krüppel“

Korrespondent
Gestresste Manager haben oft Mühe, Gefühle zu zeigen Gestresste Manager haben oft Mühe, Gefühle zu zeigen
Gestresste Manager haben oft Mühe, Gefühle zu zeigen
Quelle: Getty Images/Westend61
Christian Peter Dogs gilt als Star-Psychiater. Im Laufe seiner Karriere hat er rund 150 Top-Manager behandelt. Dogs sagt: Burn-out habe meist mit der familiären Situation zu tun. Manager seien oft „emotional entkernt“.

Der Mediziner und Psychiater Christian Peter Dogs hält viele deutsche Unternehmenslenker für seelisch krank. „Manager sind häufig emotionale Krüppel“, sagt Dogs in einem Interview mit WELT AM SONNTAG. Viele von ihnen hätten kein glückliches Zuhause und fänden dort keinen Ausgleich, weil Sie sich nicht um Ihre Frau oder Kinder kümmerten. „Ein Großteil der Manager ist emotional entkernt und nicht in der Lage, Gefühle zu zeigen“, so Dogs. Sie seien Opfer ihrer Gier nach Macht und Anerkennung.

Als Väter hält Dogs die Topmanager für nicht geeignet. „Wer als Manager Karriere machen will, sollte keine Kinder haben. Ihm fehlt die Zeit dafür“, sagt Dogs. Und er sollte nur mit einer Frau verheiratet sein, die auch Karriere machen wolle. Sonst entwickelten sich die Persönlichkeiten zu weit auseinander. „Burn-out der Manager kommt nicht vom Job, sondern aus der Familie“, meint der Psychiater. Wer ein gutes Privatleben habe, brenne nicht aus.

Der Selbstoptimierungswahn sei schädlich. „Es ist falsch, beim Sport und im Leben stets das Maximum aus sich herausholen zu wollen“, erklärt Dogs. Manager müssten lernen, langsamer zu machen. Studien, denen zufolge jeder dritte Deutsche psychische Probleme habe, hält der Mediziner für verfälscht.

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Nach seiner Einschätzung seien etwa fünf Prozent ernsthaft an psychischen Störungen erkrankt. „Wir schreiben uns doch in vielen medizinischen Bereichen selber krank“, sagt Dogs. So sollten Alzheimer-Erkrankungen im vergangenen Jahr angeblich um 18 Prozent zugenommen haben.

Das liege auch daran, dass die Kriterien immer weiter heruntergesetzt würden. Der Experte beobachtet: „Wer heute einmal einen Schlüssel vergisst, hat dann gleich Alzheimer.“

Der Mediziner und Buchautor kritisiert im Gespräch mit der Zeitung zudem, dass im Gesundheitssystem viel Geld für unsinnige Therapien ausgegeben werde. „Statt ausschließlich für kurze und knackige Therapien zahlen die meisten Krankenkassen immer noch für monatelange Behandlungen, die am Ende nichts bringen“, sagt Dogs.

Patienten brauchen eine Veränderung ihres Alltags

Patienten müssten mit praktischen Tipps zurück ins Leben gebracht werden. Monatelang in der Vergangenheit zu graben helfe niemandem weiter. „Die Kassen verbraten Milliarden Euro im Jahr mit den falschen Behandlungsansätzen. Wenn wir nicht gegensteuern, laufen uns die Psychokosten weg“, sagt Dogs.

In der Fachklinik Scheidegg habe er bewiesen, dass sich daran etwas ändern ließe. „Dort hatten wir mit der Techniker Krankenkasse Fallpauschalen ausgemacht und durch kürzere Behandlungszeit je Patient viel Geld gespart“, sagt Dogs.

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