"Die gehen über Leichen": Helios will Klinik in Bad...

Die Helios-Klinik in Bad Schwalbach. Foto: wita / Martin Fromme

Die Bad Schwalbacher Helios-Klinik soll bereits am 31. Mai geschlossen werden. Das hat die Geschäftsführung der Belegschaft bei einer Betriebsversammlung am Montag laut...

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BAD SCHWALBACH. Die 185 Beschäftigten des ehemaligen Kreiskrankenhauses könnten schon wesentlich früher als gedacht ihre Jobs verlieren: Helios hat am Montag bei einer Betriebsversammlung als mögliches Datum einer Schließung seiner Bad Schwalbacher Klinik den 31. Mai genannt. Entsprechend gedämpft war die Laune bei einer öffentlichen Mitgliederversammlung, zu der die Gewerkschaft Verdi für Montagabend eingeladen hatte: „Für mich ist alles schwammig“, beklagte eine Mitarbeiterin aus der Zentralen Notaufnahme. Sie sei unsicher, ob noch Hoffnung bestehe und sie bleibe.

Das „voraussichtliche Datum für die Schließung“ sei für die Verhandlungen über einen Sozialplan erforderlich, erklärte Helios-Sprecherin Simone Koch auf Anfrage. Diese Verhandlungen hätten in der vergangenen Woche begonnen. Die Frage, ob inzwischen ein positiver Bescheid vom Bundesversicherungsamt in Bonn zur Schließung vorliege, ließ die Sprecherin unbeantwortet.

Protest in Wiesbaden und bei Aktionärsversammlung

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Was passiert nun mit dem Personal? „Wir können allen Pflegekräften Angebote unterbreiten und sind sehr bestrebt, sie alle weiterhin bei uns zu beschäftigen“, sagte Sprecherin Koch. Dabei verfolge Helios die Idee, „ein Stationspflegeteam als Gesamtheit in eine andere Klinik zu übernehmen“.

Für viele Mitarbeiter in Bad Schwalbach sei es jedoch unvorstellbar, in einer größeren Klinik zu arbeiten, entgegnete der Betriebsratsvorsitzende Stefan Schubert, der seit 32 Jahren im Bad Schwalbacher Haus arbeitet und die familiäre Atmosphäre innerhalb der Belegschaft hervorhob.

Den Ärzten biete Helios Stellen in der Klinik in Hünfeld und Erlenbach an. „Wir versuchen ebenfalls, unseren Mitarbeitern in den Servicebereichen Möglichkeiten der Weiterbeschäftigung zu offerieren“, so Koch. _Verdi-Mitarbeiterin Anja Golder betonte, man werde den Klinikbetreiber „nicht so billig“ davonkommen lassen, und meinte damit die Abfindungen, die aus der öffentlichen Schließungsförderung von bis zu 9,5 Millionen Euro bezahlt werden sollen. Man verlange, dass Helios etwas „drauflegt“ und auch den Mitarbeitern eine Perspektive biete, die nah an der Rente stünden.

Zorn richtet sich nicht nur gegen den Arbeitgeber

Der Zorn vieler Mitarbeiter, auch aus den Wiesbadener HSK, richtet sich nicht nur gegen ihren Arbeitgeber („Die können keine Krankenhäuser führen!“), sondern auch gegen Bund und Land. Diese seien wegen der Einführung des Strukturfonds, aus dem Schließungsgeld bezahlt wird, und dem Gutachten der Hessen Agentur, wonach die Bad Schwalbacher Klinik verzichtbar sei, mitverantwortlich an dem „Skandal“. Bei der Berechnung der Fahrtwege würden Topografie, Wetterbedingungen und bereits überlastete Notaufnahmen in Wiesbaden fahrlässigerweise gar nicht berücksichtigt – „die gehen über Leichen!“.

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Er kenne das ausschlaggebende Gutachten gar nicht, bekannte Bad Schwalbachs Bürgermeister Martin Hußmann (CDU), der zur Geschlossenheit über Parteigrenzen hinweg aufrief. Diesen Appell überhörte Benno Pörtner, Kreistagsmitglied der Linken, freilich glatt: Rot-Grün habe den Gesundheitsbereich dem Kapital übergeben, die schwarz-rote GroKo habe diese Entwicklung massiv beschleunigt und bundesweit 286 Kliniken, vorwiegend im ländlichen Raum, zur Schließung vorgesehen.

Verdi plant nun Protestaktionen sowohl vor den HSK und dem Sozialministerium in Wiesbaden als auch bei der Aktionärsversammlung der Helios-Mutter Fresenius am 18. Mai in Frankfurt.