Hemer. . Das Amtsgericht Osnabrück hat das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung der Paracelsus-Kliniken eröffnet.

Das Insolvenzverfahren der Paracelsus-Kliniken in Eigenverantwortung ist jetzt eröffnet worden. Die Paracelsus-Gruppe spricht von „einen weiteren wichtigen Meilenstein bei ihrer Sanierung“. Favorisiert wird eine Gesamtlösung, doch auch der Verkauf einzelner Häuser wird nicht ausgeschlossen. Zahlreiche Interessenten gebe es bereits.

Das Amtsgericht Osnabrück hat am Donnerstag den am 21. Dezember gestellten Anträgen auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung stattgegeben und Rechtsanwalt Dr. Rainer Eckert zum Sachwalter bestellt. Der Betrieb wird an allen Standorten, abgesehen vom Klinikbetrieb in Karlsruhe, der Ende Februar 2018 aus Kostengründen eingestellt werden musste, für die Patienten uneingeschränkt fortgeführt.

Jeder Klinikstandort soll künftig profitabel sein

Die Eigenverwaltung hat mit den drei Generalbevollmächtigten, Dr. Reinhard Wichels und den beiden Restrukturierungs- und Sanierungsexperten, Rechtsanwalt Andreas Ziegenhagen und Rechtsanwalt Daniel F. Fritz sowie mit Geschäftsführer Michael Schlickum seit dem Antrag auf Eigenverwaltung diverse Sanierungsmaßnahmen eingeleitet. „Bei weiterer entschlossener Umsetzung des Sanierungskonzeptes sind wir durchaus zuversichtlich, dass wir eine Zukunftslösung für die Paracelsus-Kliniken finden werden “, sagt Dr. Rainer Wichels, der für die operative Sanierung der Klinikgruppe zuständig ist.

Während die Einrichtungen aus dem Reha-Bereich und zahlreiche andere Akut-Kliniken gut aufgestellt seien, gelte es, einzelne defizitäre Akut-Krankenhäuser zu stabilisieren, denn jeder Standort solle künftig profitabel sein, teilt der Konzern mit. Hierzu werden an den Standorten zu kleine unwirtschaftliche Fachabteilungen geschlossen und andere Fachbereiche hingegen weiter ausgebaut. Hemer gehört zu den profitablen Standorten und ist von der Fachbereichsschließung nicht betroffen.

„Um die Kostenstruktur der betreffenden Einrichtungen zu stabilisieren, sind Personalanpassungsmaßnahmen unvermeidbar“, heißt es in der Pressemitteilung. Nach Insolvenzeröffnung wollen die Paracelsus-Kliniken knapp 400 Stellen abbauen. Insgesamt arbeiten rund 5200 Beschäftigte bei den Paracelsus-Kliniken. Rund die Hälfte der 400 Stellenkürzungen beruht auf der Schließung der Klinik in Karlsruhe. Weitere Stellenkürzungen sind in Osnabrück, Henstedt-Ulzburg, Zwickau und Reichenbach bekannt. An allen vom Personalabbau betroffenen Standorten finden derzeit Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan statt. Hemer ist mit seinen rund 300 Mitarbeitern nach Angaben des Betriebsrates von dieser massiven Stellenstreichung nicht betroffen. Von zwei bis zweieinhalb Stellen in der Verwaltung sei die Rede, die möglichst ohne Entlassungen erfolgen sollen.

Interessierte Investorenaus dem In- und Ausland

Hoffnungsvoll ist der Konzern, einen oder mehrere Käufer für die 40 Einrichtungen an 23 Standorten zu finden. „Der mit Zustimmung des Gläubigerausschusses inzwischen eingeleitete Investorenprozess stößt bei den potentiellen Investoren auf ein reges Interesse“, teilt das Unternehmen mit. Der beauftragte M&A-Berater habe bereits zahlreiche Interessenten angesprochen und erste unverbindliche Angebote erhalten. Zu den Interessenten zählen strategische Investoren sowie Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland.

Im späten Frühjahr wird mit verbindlichen Geboten gerechnet, bis Mitte des Jahres soll über einen oder mehrere Investoren entschieden werden. Ein zügig umgesetzter Bieterprozess liegt auch im Interesse der Mitarbeiter und Patienten, um die derzeitige Ungewissheit zu beseitigen. „Die Paracelsus-Kliniken werden im Zuge des Bieterprozesses sowohl als Ganzes als auch in Teilen angeboten, so der Konzern.

„Wir freuen uns sehr über das hohe Interesse im Markt. Im Zuge einer bestmöglichen Befriedigung der Gläubiger sowie im Interesse der Sicherung der Arbeitsplätze favorisieren der Gläubigerausschuss und die Eigenverwaltung eindeutig eine Gesamtlösung. Aber selbstverständlich halten wir uns zunächst alle Optionen offen“, sagt Rechtsanwalt Andreas Ziegenhagen als Generalbevollmächtigter und Partner der Kanzlei Dentons Europe LLP.

„Ich sehe gute Perspektiven für die Paracelsus-Kliniken, denn sie haben einen guten Ruf im Gesundheitsmarkt, bieten eine qualitativ hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung an, verfügen über motivierte, zuverlässige und engagierte Teams und können sich künftig an der Seite eines starken Partners und Investors hervorragend weiterentwickeln“, sagt Dr. Rainer Eckert, Sachwalter der Paracelsus-Kliniken.

Der Sanierungsbedarf bei den Paracelsus-Kliniken ist entstanden, nachdem einzelne Standorte der Gruppe erhebliche Verluste geschrieben hatten und dadurch die gesamte Klinikgruppe in finanzielle Schieflage geraten war.