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Klinikum Landsberg: Sehr gute Zahlen, kein Zusammenschluss mit anderen Häusern

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Landrat Thomas Eichinger (links) präsentierte gemeinsam mit Klinik-Chef Marco Woedl (rechts) und dem Ärztlichen Direktor Dr. Hubert Meyrl die Klinikums-Bilanz für 2017. Demnach konnte das Defizit um 1,8 Millionen Euro gesenkt werden.
Landrat Thomas Eichinger (links) präsentierte gemeinsam mit Klinik-Chef Marco Woedl (rechts) und dem Ärztlichen Direktor Dr. Hubert Meyrl die Klinikums-Bilanz für 2017. Demnach konnte das Defizit um 1,8 Millionen Euro gesenkt werden. © Ulrike Osman

Landsberg – Das Klinikum Landsberg ist der schwarzen Null ein gutes Stück näher gekommen. Wie Landrat Thomas Eichinger und Klinik-Chef Marco Woedl mitteilten, konnte das Defizit im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2016 von 2,3 Millionen Euro auf 500.000 Euro gedrückt werden. „Damit haben wir uns besser entwickelt als befürchtet“, so Eichinger im Rahmen der Bilanzpressekonferenz im Landratsamt.

Als Grund nannte Woedl vor allem gestiegene Erlöse aus Krankenhausleistungen, die von 36,1 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 39,2 Millionen Euro im Jahr 2017 angewachsen sind. „Ein wichtiger Grund dafür war insbesondere, dass wir die Dokumentation der Leistungserfassung optimiert haben.“ Im Klartext: Die erbrachten Leistungen wurden detaillierter dokumentiert als früher, konnten dadurch besser abgerechnet werden und brachten höhere Zahlungen von den Krankenkassen. 

Die Zahl der Patienten und ihre Verweildauer im Klinikum hat sich im vergangenen Jahr nicht wesentlich verändert. Insgesamt behandelten die 75 Klinik-Ärzte 12.600 Menschen, die durchschnittlich fünf Tage stationär im Haus waren. „Allerdings wurden im Schnitt schwerere Fälle behandelt“, so Woedl. Ihm zufolge werden 100 Prozent der im Landkreis auftretenden Schlaganfälle – und teilweise Patienten aus den umliegenden Regionen – im Klinikum versorgt. Stark aufgestellt sei das Haus auch in Sachen Endoprothetik. Froh ist Woedl darüber, dass die kardiologische Hauptabteilung im Klinikum nach eineinhalb Jahren nicht mehr verwaist ist. Sie wird seit dem 1. März vom Kardiologen Dr. Peter Landwehr geleitet. „Das ist eine unser wichtigsten Neuerungen“, so der Klinik-Chef. Damit sei die Versorgung der größten Patientengruppe, die der Herz- und Kreislauferkrankten, in Landsberg wieder sichergestellt. 

Der vom Gesetzgeber immer mehr geforderten Spezialisierung in der Medizin komme das Klinikum durch die Teilnahme an bundesweit tätigen Qualitätszentren nach. Das Haus gehört unter anderem zum Westdeutschen Brustzentrum und zum TraumaNetzwerk Süddeutschland. „Aktuell freuen wir uns besonders über die erfolgreiche Rezertifizierung als EndoProthetikZentrum“, so der Ärztliche Direktor Dr. Hubert Meyrl. Stolz ist man am Klinikum auch auf die Tatsache, dass Gefäß- und Viszeralchirurg Dr. Harald Tigges in der Focus-Liste der Top-Mediziner im Bereich Adipositas-Chirurgie auftaucht. 

Maßnahmen umgesetzt 

Woedl hat in seinem ersten Jahr als Klinikvorstand bereits einige seiner angekündigten Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehört eine Optimierung der Notaufnahme mit Verkürzung der Wartezeiten und einer gleichmäßigeren Auslastung von Personal und Kapazitäten. Ein Belegungsmanager sorgt dafür, dass Patienten mit einer Überweisung vom Hausarzt nicht mehr ungeplant eintreffen. Die Arztpraxis kann telefonisch den aktuell besten Aufnahmezeitpunkt erfragen und den Patienten entsprechend informieren. Dieser meldet sich dann nicht mehr in der Notaufnahme, sondern an der Rezeption und wird von dort aus weitergeleitet. Auf diese Weise habe man die Zahl der Patienten in der Notaufnahme um 30 bis 40 Prozent verringern können, so Woedl. „Das ist eine Win-Win-Win-Situation für die Patienten, für unsere Mitarbeiter und für die niedergelassenen Ärzte.“

Vom Tisch ist laut Eichinger eine angedachte Fusion mit den Kliniken in Fürstenfeldbruck und Weilheim-Schongau - denn eine solche hätte es schon sein müssen, um Effiziengewinne zu erzielen. Doch so weitgehend will man seine Unabhängigkeit nicht aufgeben. Der gesamte Bereich der Regelversorgung soll im Haus gehalten und Patienten nicht in andere Krankenhäuser geschickt werden. Darauf hätten sich Vorstand, Verwaltungsrat (dessen Vorsitzender Eichinger ist), Chefärzte und Mitarbeitervertreter im Rahmen einer Klausurtagung einhellig verständigt. Denkbar seien jedoch „punktuelle Kooperationen“ mit anderen Häusern, etwa im Bereich Geburtshilfe und Kindermedizin. Zunehmend schwierig ist laut Hubert Meyrl die Gewinnung von Mitarbeitern für die Pflege. Zwar sind, so Woedl, aktuell alle Planstellen besetzt, doch mittelfristig werde der Pflegenotstand auch vor Landsberg nicht Halt machen. Acht bis zehn Plfegekräfte kann das Klinikum jedes Jahr aus der angeschlossenen Krankenpflegeschule rekrutieren. Doch Pflege ist kein Beruf fürs Leben– im bundesweiten Durchschnitt wird nach neun Jahren die Branche gewechselt. Aus Woedls Sicht müsste die Politik die Krankenpflegeschulen stärken. „Wir müssen mehr ausbilden, sonst wird ein noch viel größerer Mangel absehbar.“ 

Eichinger und Woedl gehen nicht davon aus, dass im laufenden Jahr das Defizit von rund 500.000 Euro wesentlich weiter gesenkt werden kann. „Aber es hat sich gezeigt, dass wir wirtschaftlich in der Lage sind, uns zu fangen“, so Eichinger. Der Landkreis werde sich nicht daran gewöhnen müssen, jedes Jahr ein siebenstelliges Defizit auszugleichen. Woedl will innerhalb von drei Jahren eine schwarze Null realisieren. Dazu soll auch eine geplante Privatstation beitragen. 

Ulrike Osman

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