Kanton SchaffhausenÄrzte machen mit MRI-Untersuchungen Kasse
Die Zahl der MRI-Untersuchungen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Im Kanton Schaffhausen profitiert ein grosser Teil der Ärzte davon finanziell.
- von
- F. Lindegger
Gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) hat die Schweiz eines der teuersten Gesundheitswesen der Welt. Rund 10 Prozent des BIP, in absoluten Zahlen gut 80 Milliarden Franken, fliessen jedes Jahr in diesen Wirtschaftszweig – Tendenz steigend. Ein wirksames Mittel gegen die laufend steigenden Gesundheitskosten ist noch nicht gefunden.
Einer von vielen Bereichen, der in den vergangenen Jahren zum Kostenanstieg beitrug, waren die sogenannten bildgebenden Verfahren. Das umfasst etwa Untersuchungen mit Magnetresonanz- (MRI), Computertomograf- (CT), Ultraschall- oder Röntgengeräten. Während die Anzahl Röntgenuntersuchungen pro Patient zwischen 2010 und 2015 schweizweit rückläufig war, nahmen die MRI-Untersuchungen gemäss Zahlen des Krankenkassenverbands Santésuisse im selben Zeitraum deutlich zu. Im Bereich «Arzt ambulant» etwa um ganze 33 Prozent.
Lukrative Untersuchungen
Das ist unter anderem damit erklärbar, dass MRI-Untersuchungen für die Patienten im Gegensatz zu Röntgen oder CT keine Strahlenbelastung bedeuten. Unter dem Strich resultierte für alle bildgebenden Verfahren zwischen 2010 und 2015 ein Kostenwachstum von 4,3 Prozent. Laut Santésuisse ein überdurchschnittliches Plus. Insgesamt betragen die Kosten in diesem Bereich rund 2 Milliarden Franken.
MRI-Untersuchungen scheinen ein lukratives Geschäft zu sein. Wie das Magazin «Saldo» im Herbst 2015 mit Berufung auf Berechnungen der Krankenkasse Helsana berichtete, lag die Nettorendite mit MRI-Bildern in einem Stadtzürcher Spital bei 55 Prozent. Die Investitionskosten von mehreren Millionen Franken pro Gerät sind so innert weniger Jahre amortisiert. Danach werfen sie Gewinne ab.
Volks-Nein umgangen
In den vergangenen Jahren investierten in der Schweiz zahlreiche Spitäler und Praxen in neue MRI-Geräte. Auch im Kanton Schaffhausen wurden jüngst mehrere solcher Apparate angeschafft. Schaffhausen ist dabei ein spezieller Fall: 1997 lehnte das dortige Stimmvolk den Kauf eines ersten MRI-Geräts im Kanton noch ab. Daraufhin schloss sich ein grosser Teil der Ärzte zur privaten Firma MRS Schaffhausen zusammen, um trotz Volks-Nein einen MRI-Apparat anzuschaffen.
Laut Santésuisse ist es unüblich, dass sich Hausärzte und andere Ärzte zu einem solchen Unternehmen zusammenschliessen. Normalerweise seien es Spezialisten, die eine Radiologie-Praxis samt MRI-Gerät eröffnen. Im Fall der MRS Schaffhausen hingegen besteht die Gefahr von Interessenskonflikten. Die Ärzte überweisen Patienten für eine Untersuchung an eine Firma, an der sie selbst finanziell beteiligt sind.
Im Fall der MRS Schaffhausen erhalten die Teilhaber Zahlungen in Form von Dividenden. Santésuisse sieht deshalb ein Risiko der Mengenausweitung für die Amortisation. Ärzte könnten also mehr MRI verschreiben als nötig. Zudem könne der Wettbewerb verzerrt werden, wenn Ärzte Patienten eher zu jener Firma schicken, an der sie beteiligt sind, statt an andere Praxen.
Enge Verflechtungen
Wie viel Geld genau von der MRS Schaffhausen in Form von Dividenden an die Ärzte und die anderen Aktionäre zurückfliesst, ist unklar. MRS Schaffhausen wollte sich trotz mehrmaliger Anfragen nicht dazu äussern. Doch offenbar handelt es sich bei Aktien der MRS Schaffhausen um eine attraktive Anlage. Als sich der Kanton über die Spitäler Schaffhausen an der Firma beteiligte, erklärte die damalige Gesundheitsdirektorin, dass die öffentliche Hand auch finanziell davon profitiere, da MRS Schaffhausen floriere.
Die Verflechtungen zwischen MRS Schaffhausen und dem Kanton sind inzwischen eng. Die öffentliche Hand hält gut ein Drittel der Aktien. Zudem betreiben Angestellte des Spitals zwei der MRI-Apparate und der Direktor der Spitäler Schaffhausen ist gleichzeitig Vizepräsident der MRS Schaffhausen.