Das Stockacher Krankenhaus wird bei den Patienten immer beliebter. Doch obwohl im Jahr 2016 wieder mehr Patienten behandelt wurden als im Vorjahr, blieb unter dem Strich ein Minus von knapp 574 000 Euro in der Bilanz stehen (2015: 592 000 Euro). Dies berichtete Krankenhaus-Geschäftsführer Berthold Restle in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats und bezeichnete das Ergebnis als "unerfreulich". Die Unterstützung des Gremiums ist indes weiterhin groß. Die Räte beschlossen einstimmig, dass die Stadt diesen Verlust ausgleichen soll, und entlasteten den Aufsichtsrat. Die entscheidenden Punkt rund um das Stockacher Krankenhaus:

  • Patientenzahlen: 3432 Patienten habe man 2016 verzeichnet, 218 mehr als im Vorjahr, was einer Steigerung von 6,8 Prozent entspricht. Von 2011, als auf Kreisebene gerade die Neuorganisation der Krankenhäuser lief, bis 2016 verzeichnet Restles Statistik eine Steigerung von 44 Prozent bei den Fallzahlen.
  • Personal: Dem steht auch eine Steigerung beim Personal gegenüber. 104,2 Stellen gab es laut Restles Statistik im Jahr 2016, das sind 3,6 mehr als im Vorjahr. 2011 waren demnach noch 75,4 Stellen am Krankenhaus vorhanden – eine Steigerung von 38,2 Prozent. Der Personalaufwand ist ebenfalls gestiegen. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist eine Steigerung von etwa neun Prozent von 2015 bis 2016 aus.
    Zu diesem Wert tragen laut Restle nicht nur Lohnsteigerungen bei, sondern auch Abfindungskosten in einem Fall sowie der Mehraufwand für den Geschäftsführerwechsel im Jahr 2016 – Restles Vorgänger Martin Stuke war für das Ende seiner Vertragslaufzeit freigestellt worden. Bürgermeister Rainer Stolz bezifferte den Mehraufwand dafür auf Nachfrage von Roland Fiedler (Freie Wähler) mit etwa 50 000 Euro.
  • Finanzierung: Restle zog in der Gemeinderatssitzung das folgende Fazit: "Bei den Rahmenbedingungen für Krankenhäuser in Baden-Württemberg ist ein ausgeglichener Abschluss nicht möglich." Als Begründung erklärt er auf Nachfrage, wie Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen funktionieren. Vereinfacht gesagt: Die erwarteten Fallzahlen werden mit einer Punktzahl bewertet. Das Ergebnis wird mit dem Landesbasisfallwert multipliziert, um auf das Budget zu kommen, das ein Krankenhaus zur Verfügung hat. Mit 3272 Euro im Jahr 2016 habe der Landesbasisfallwert in Baden-Württemberg mit am niedrigsten im Bundesgebiet gelegen, so Restle – und das trotz hohen Lohnniveaus, auf das die Krankenhausgesellschaft bei den Verhandlungen auch regelmäßig hinweise. Beispielsweise in Rheinland-Pfalz liege der Basisfallwert höher, sodass ein vergleichbares Krankenhaus dort besser abschneiden könnte. Zudem müssten die Krankenhäuser Abschläge zahlen, wenn sie mehr Patienten behandeln und daher auch mehr erlösen, als in der Budgetvereinbarung festgeschrieben ist.
    Restle: "Krankenhäuser werden hier an allen Ecken und Enden beschnitten." Die Eigenkapitalquote des Stockacher Krankenhauses sorgte für eine Nachfrage. Alexander Schmidt (Grüne) wollte wissen, ob diese, die mit 8,6 Prozent angegeben werde, ausreichend sei und wie diese aussehen müsste, wenn kein Gesellschafter wie die Stadt Stockach im Hintergrund stünde, die die Verluste ausgleicht. Eine wirklich gute Quote in einem solchen Fall müsste bei etwa 40 Prozent liegen, so Restles Antwort, allerdings sei die Stabilität durch den Gesellschafter gewährleistet, was auch der Wirtschaftsprüfer so sehe. Und: Alle Krankenhäuser, die er kennt, seien von ihren Trägern abhängig.
  • Anbau: Für das Stockacher Krankenhaus ist schon seit geraumer Zeit ein neuer Bettentrakt geplant. Die Kosten dafür beziffert Restle derzeit mit etwa 4,2 Millionen Euro. Und auch einen Ministerentscheid aus dem baden-württembergischen Sozialministerium über einen Zuschuss mit einem festen Betrag gebe es schon. Den habe Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz ausgehandelt, als Katrin Altpeter noch Sozialministerin in Stuttgart war und die Baukosten noch deutlich niedriger kalkuliert wurden. Lediglich der Förderbescheid stehe nun noch aus, berichtet Restle. Dafür sei eine Prüfung durch das Stuttgarter Finanzministerium nötig. Danach frage er zwar regelmäßig, werde aber immer wieder unter Verweis auf die Personalnot in der zuständigen Stelle vertröstet, erzählt Restle. Nach dem Zuschuss hat auch Wolfgang Reuther (CDU) in der Gemeinderatssitzung gefragt.
    Bürgermeister Stolz antwortete darauf, dass man auf den Bescheid nicht mehr warten wolle, das Geld aber sicher bekomme. Auch Berthold Restle bestätigt, dass die Planungen für den Anbau nun vorangetrieben werden sollen. Und wenn der Anbau steht, könne auch der Altbau saniert werden. Nach den Auswirkungen des Anbaus auf die Finanzen fragte Wolfgang Reuther: Muss man durch die höheren Fallzahlen, die dann möglich werden, mit neuen Abschlägen rechnen? Der sogenannte Mehrmengenabschlag werde drei Jahre lang nicht fällig, wenn eine Investition mit Landeszuschuss getätigt wurde, antwortete Restle darauf.
  • Partnersuche: Die Partnerschaft des Stockacher Krankenhauses mit den Kreiskliniken Sigmaringen, von Anfang an auf sechs Jahre befristet, sei inzwischen ausgelaufen, erklärt Restle. Inzwischen halte in Sigmaringen ein privates Krankenhausunternehmen die Mehrheit, das nicht an einer Fortführung der Kooperation interessiert gewesen sei. Daher sei man nun in Gesprächen mit dem Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz, um eine ähnliche Kooperation zu erzielen. Diese Gespräche seien auch schon "relativ weit gediehen", erklärt Restle. Und Zusammenarbeiten gibt es bereits: Seit 2004 beziehe das Stockacher Krankenhaus seine Medikamente von der Krankenhausapotheke in Konstanz. Und die Bilder des Computertomografen, den es seit 2008 im Stockacher Krankenhaus gibt, würden von einem Radiologen in Konstanz ausgewertet.

Zahlen und Fakten

Das Stockacher Krankenhaus wurde 1890 eröffnet, damals schon am heutigen Standort. Bereits 1840 wurde eine "Hilfsgesellschaft für Verpflegung erkrankter lediger Handwerksgesellen" gegründet. Heute hat das Stockacher Krankenhaus laut eigenen Angaben 55 Planbetten in den Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie. Ein Schwerpunkt liegt auf der Gelenkchirurgie. Das Stockacher Krankenhaus bietet eine 24-Stunden-Versorgung. (eph)