Bochum. . In einer Bochumer Privatklinik soll ein Betrugssystem praktiziert worden sein, wie man es sonst fast nur aus der organisierten Kriminalität kennt. Seit gestern steht der damalige Chef (64) der Klinik vor dem Landgericht, ein promovierter Anästhesist und Schmerztherapeut. Laut Anklage gab er sich als Professor aus – unberechtigt.

In einer Bochumer Privatklinik soll ein Betrugssystem praktiziert worden sein, wie man es sonst fast nur aus der organisierten Kriminalität kennt. Seit gestern steht der damalige Chef (64) der Klinik vor dem Landgericht, ein promovierter Anästhesist und Schmerztherapeut. Laut Anklage gab er sich als Professor aus – unberechtigt.

Seine Kreditbetrügereien, Schein-Abrechnungen und Veruntreuungen addierten sich zu einem Schaden deutlich über zwei Millionen Euro, glaubt der Staatsanwalt. Laut Anklage hatte der Arzt die kleine Privatklinik von einem anderen Arzt gekauft und sich dafür einen Kredit in Höhe von 2,5 Millionen Euro erschwindelt, obwohl der tatsächliche Kaufpreis nur bei 1,6 Millionen lag. Der finanzierenden Bank soll er außerdem verheimlicht haben, dass er hochgradig verschuldet war.

Tatsächlich waren die Einnahmen so dürftig, dass die Klinik nach nur wenigen Monaten zahlungsunfähig war. In der Zwischenzeit soll der „Professor“ aber immer wieder neue Geldquellen angezapft haben. Ihm wird vorgeworfen, sich Kredite über 130 000 Euro für teure Kopiergeräte und Medizingeräte ergaunert zu haben, die es gar nicht gab. Zudem soll er sich bei privaten Krankenkassen bedient haben, indem er Leistungen in Rechnung stellte, die er nur teilweise oder gar nicht erbracht hatte. Die Beute liegt laut Anklage bei mindestens 185 000 Euro. Weitere Rechnungen über insgesamt 260 000 Euro hätten die Krankenkassen nicht anerkannt.

Um den Betrug mit teils „frei erfundenen Diagnosen“ zu ermöglichen, soll der Arzt „Schein-Patienten“ rekrutiert haben, die einen Teil des von den Kassen ausgezahlten Geldes behalten durften. Zwei dieser Verdächtigen sind ebenfalls angeklagt; ein Pensionär (70) und ein Rechtsanwalt (47). Drei weitere Männer (49 bis 69) sollen außerdem bei dem Betrug mitgemischt haben.

Alle fünf baten gestern um „ein Rechtsgespräch“ hinter verschlossenen Türen, bevor sie sich zu den Vorwürfen äußern wollen.