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Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Dubiose Geschäfte um Augustinum-Immobilien

Die Seniorenresidenz Augustinum in Aumühle.

Die Seniorenresidenz Augustinum in Aumühle.

Aumühle. Nach mehr als dreieinhalb Jahren Ermittlungsarbeit sind jetzt nach Informationen der Süddeutsche Zeitung an vier Beschuldigte die Anklageschriften verschickt worden. Der damalige kaufmännische Geschäftsführer der Augustinum-Gruppe hatte in den Jahren 2011 bis 2013 insgesamt 14 Immobilien an eine schleswig-holsteinische Immobilien-Firma verkauft und anschließend zurückgemietet. Dabei soll es erhebliche Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten gegeben haben. Nun soll gegen vier Beschuldigte Anklage erhoben worden sein.

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Es war ein sehr dubioses „Sell-and-lease-back“-Geschäft: Die Immobilien- und Finanzierungsfirma Nordic Kontor, ein weitgehend unbekanntes Unternehmen mit Sitz in Heide und Amtsgerichtseintrag in Berlin, kaufte über Objektgesellschaften insgesamt elf Häuser der Augustinum-Gruppe. Drei weitere, die von den Betreibern von Seniorenresidenzen genutzt wurden, kaufte Nordic Kontor mit Zustimmung der Augustinum-Gruppe von den Eigentümern. Den Kaufpreis in der Höhe von mehr als 700 Millionen lieh sich das Heider Unternehmen bei der Augustinum-Gruppe, also dem Verkäufer. Die anfallenden Zinsen wurden von der nun vom Augustinum zu zahlenden Miete beglichen.

„Nach heutiger Einschätzung des Unternehmens wurden dabei durch eine zwischengeschaltete Schweizer Treuhandgesellschaft und fingierte Rechnungen Gelder in illegaler Weise transferiert, auch um den damaligen (2014 verstorbenen) Vorsitzenden des Augustinum-Aufsichtsrates und den damaligen kaufmännischen Geschäftsführer zu bestechen“, sagt Augustinums-Sprecher Matthias Steiner.

2014 flog das Konstrukt schließlich auf. Auch wenn das Möllner-Augustinum von dem Vorfall nicht direkt betroffen war, überschattete die Nachricht auch die Vorbereitungen zu den großen Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der Seniorenresidenz in Mölln.

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„Das Augustinum hat 2014 nach der Entdeckung von Unregelmäßigkeiten bei früheren Immobilienverkäufen selbst Strafanzeige unter anderem gegen einen früheren kaufmännischen Geschäftsführer des Unternehmens und gegen drei für die damalige Erwerberfirma Nordic Kontor handelnde Personen gestellt“, sagt Steiner. Aufgrund der nun offenbar erhobenen Anklage sehe sich das Augustinum heute in seinen Vorwürfen bestätigt, so Steiner.

Zwischenzeitlich hatte es Unruhe gegeben, da eine der Objektgesellschaften Räumungsklage für das Augustinum Aumühle erhoben hatte. Aufgrund des Strafverfahrens liegt diese jedoch auf Eis. Ob das Verfahren jemals wieder aufgenommen wird, ist mehr als offen. Das Augustinum in Mölln war von dem Verfahren zu keinem Zeitpunkt direkt betroffen.

Drei der ursprünglich betroffenen Immobilien habe das Augustinum laut Steiner bereits im Frühjahr 2016 zurückerhalten. Alle übrigen Immobilien seien durch die Staatsanwaltschaft „im Zuge der Ermittlungen im Wege der Rückgewinnungshilfe beschlagnahmt“ worden. Zudem habe das Augustinum die Grundstücke im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes grundbuchrechtlich gesichert, so Steiner. Das Augustinum sei zuversichtlich, auch diese Immobilien, zu denen auch das Augustinum in Aumühle gehöre, zurückzuerlangen. Der Betrieb in den Häusern des Augustinum laufe ohne Beeinträchtigungen weiter.

Gehobenes Seniorenwohnen

Im Aumühler Augustinum leben 160 Senioren, in Mölln sind es etwa 300. 7400 Menschen insgesamt leben in Häusern der Augustinumgruppe bundesweit. Damit ist das Unternehmen einer der größten Dienstleister im sozialen Bereich. Im Bereich des gehobenen Seniorenwohnens ist das Augustinum einer der Marktführer.

Im Jahr setzt das Unternehmen etwa 330 Millionen Euro um. In den Wohnstiften mieten Senioren neben den Räumlichkeiten auch Serviceleistungen an. Das Unternehmen betreibt auch zwei Sanatorien, eine Klinik sowie heilpädagogische Einrichtungen, Schulen und Internate.

 Holger Marohn

LN

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