Die Zukunft der Spitäler Hochrhein GmbH liegt auf dem Tisch – und zwar in Form von drei möglichen Varianten, die Landrat Martin Kistler, Waldshut-Tiengens OB Philipp Frank und Spital-Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt gestern der Presse vorstellten. Eine der Optionen ist dabei die sofortige Schließung des Spitals Bad Säckingen – und laut Schlaudts Berechnungen ist es die günstigste.

  1. Wie ist die Lage der Spitäler Hochrhein GmbH? Der Geschäftsführer bezeichnet die Situation als schon länger angespannt. Die Defizite lagen 2015 bei 5,8 Millionen Euro, 2016 bei 14,6 Millionen Euro (einschließlich Rückstellung für Sozialplan), 2017 wird ein Minus von 12,5 Millionen erwartet.
  2. Wie geht es weiter? Zur künftigen Umstrukturierung der Spitäler GmbH hat Geschäftsführer Schlaudt drei Varianten vorgelegt, inklusive des Finanzierungsbedarfs für den günstigsten und den teuersten Fall (Best-Case/Worst-Case). Hochgerechnet hat er die Kosten bis 2025, dem Jahr der angenommenen Eröffnung des Zentralklinikums. Über diese drei Optionen werden die Gremien der beiden Gesellschafter, der Kreistag und der Gemeinderat Waldshut, am 25. Oktober beraten und möglichweise auch schon beschließen.
  3. Wie sieht Variante 1 aus? Die beiden Standorte in Waldshut und Bad Säckingen werden komplett saniert. Es wird keinen Zentralklinik-Neubau geben. Diese Variante wird im besten Fall 110 Millionen, im schlechtesten Fall 138 Millionen kosten.
    Schlaudt machte keinen Hehl daraus, dass er diese Variante für nicht sinnvoll hält, da sie bestehende Strukturen nicht verändere, weitere Defizite verursache und deshalb auch über den Zeitpunkt 2025 hinaus weitere Betriebsmittelzuschüsse nötig seien.
  4. Wie sieht Variante 2 aus? Die beiden Krankenhäuser in Bad Säckingen und Waldshut werden ertüchtigt, so dass sie bis zur Fertigstellung der Zentralklink im Jahr 2025 weiterbetrieben werden können. Kosten hier im Best-Case 125,8 Millionen, im Worst-Case 133,4 Millionen. Dies hätten zunächst den Erhalt des Spitals Bad Säckingen zur Folge. Die Krux dabei: Bad Säckingen erhält keine OP-Versorgung mehr. Der Leistungsumfang des Hauses bleibt auf dem aktuellen Stand. Es würde bis zum Bau der Zentralklinik „eine kleine Einheit mit 30 bis 60 Betten“ bleiben, wie Schlaudt sagte.
  5. Wie sieht Variante 3 aus? Kernpunkte: Schließung des Standortes Bad Säckingen innerhalb eines halben Jahres, Sanierung des Krankenhauses Waldshut und Weiterbetrieb bis zur Fertigstellung der Zentralklinik im Jahr 2025. Kosten hierfür errechnet Schlaudt in Höhe von bestenfalls 91 Millionen Euro und im schlechtesten Fall von 117,5 Millionen.
  6. Warum sieht keine Variante OP-Möglichkeiten in Bad Säckingen vor? Nachdem die OP-Säle bereits ein Jahr geschlossen seien, hätten sich diesbezügliche Patientenströme verteilt.
    Sie für die Jahre bis zum Bau der Zentralklinik nach Bad Säckingen zurückzuholen, sei nicht sinnvoll, so Schlaudt, der im Falle Bad Säckingens auch immer wieder das Personalproblem anführt.
  7. Ist die Krankenhausversorgung ohne das Spital Bad Säckingen gewährleistet? Laut Schlaudt lehnten Krankenkassen und Ministerium einen Sicherstellungszuschlag ab. Das bedeute, dass beide die Versorgungssicherheit im Landkreis auch ohne den Standort Bad Säckingen bejahen.
  8. Kommt es bei Varianten 3 zu Kündigungen in Bad Säckingen? Die Jobs in Bad Säckingen fallen weg, sagte Schlaudt. Derzeit sind noch 160 Personen beschäftigt. 40 davon arbeiten bereits am Standort Waldshut. Weitere könnten bei Schließung nach Waldshut folgen. Betriebsbedingte Kündigungen konnten aber Geschäftsführung und Gesellschafter nicht ausschließen.
  9. Welche Reaktionen werden bei einer Schließung des Standortes Bad Säckingen erwartet? Der Geschäftsfürher geht von heftigen Diskussionen aus. Es müsse überlegt werden, welche Struktur die Gesundheitsversorgung in Bad Säckingen haben werde. Schlaudt sprach von einem „Gesundheitscampus“. Da ist noch nichts konkret greifbar. Verstanden wird darunter nach jetzigen Stand eine Vernetzung der in Bad Säckingen ansässigen medizinischen Akteure: niedergelasssene Ärzte, Reha-Kliniken, Therapeuten etc. Auch die Spitäler GmbH könne als Partner eine Rolle spielen, so Schlaudt. Er machte jedoch deutlich, dass es sich dabei nicht um stationäre Leistungen handeln werde. Treibende Kräfte bei der Schaffung eines Gesundheitscampuses müsse der Landkreis und die Stadt sein.
  10. Welche Folgen hätte eine Schließung des Standortes Säckingen für Waldshut? Im dortigen Haus müssten die Kapazitäten erhöht werden. Falls die bestehenden Gebäude nicht ausreichend wären, müssten bis zur Fertigstellung der neuen Klinik Container aufgestellt werden.