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Laumann und der Landarzt-Mangel

NRW-Gesundheitsminister sieht Uni-Klinikum Münster in der Verantwortung

Münster

Deutliche Worte in akademischem Ambiente: Angesichts eines immer dramatischer werdenden Landarztmangels hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Verantwortlichen in Ausbildung und Selbstverwaltung scharf kritisiert. Schon während sei­ner ersten Amtszeit vor zehn Jahren sei der Ärztemangel wiederholt thematisiert worden, sagte er am Montagabend in Münster. Seitdem wurde „diskutiert, diskutiert und nichts ist passiert“.

Elmar Ries

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kritisiert die Uni-Klinik Münster. (Archivbild/Collage)
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kritisiert die Uni-Klinik Münster. (Archivbild/Collage) Foto: Gunnar A. Pier

Die sechs Universitätskliniken in NRW forderte Laumann auf, sich neben Lehre und Forschung verstärkt um „die Versorgung der Menschen zu kümmern“. Hier habe das Uniklinikum in Münster (UKM) „eine besonders große Verantwortung“, weil es die einzige Uniklinik in Westfalen sei. Das UKM möge sich, so der Minister, verstärkt mit größeren Kliniken in der Region verknüpfen, damit mehr Spitzenexpertise in den ländlichen Raum komme. Sein Vorschlag war nicht nur eine Bitte: 570 Millionen Euro habe das Land NRW dem UKM allein 2016 überwiesen – da dürfe der Geldgeber ja auch ein Wörtchen mitreden…

Land will 200 bis 300 neue Medizinstudienplätze schaffen

Lehre, Forschung und Versorgung: Anders als anderen Universitätskliniken sei dieser Dreiklang dem UKM nicht nur wichtig, er werde auch gelebt, erklärte der Ärztliche Direktor Prof. Robert Nitsch. Kooperationen mit anderen Häusern, die Übernahme des Steinfurter Marienhospitals, der Einsatz der Telemedizin: „Wir haben damit Verantwortung für die Region übernommen“, sagte er.

Ein Viertel der niedergelassenen Ärzte ist inzwischen über 65 Jahre alt. Immer häufiger fehlt der Nachfolger, wenn ein Arzt in Ruhestand geht. Laumann sprach von einer „schwierigen Versorgungslage“. Um dem Mangel perspektivisch zu begegnen, will das Land 200 bis 300 neue Medizinstudienplätze schaffen und in Bielefeld eine neue Fakultät einrichten.

Laumanns Kritik

Knapp zehn Prozent der 2000 jährlich in NRW ausgebildeten Ärzte seien bereit, Allgemeinmediziner zu werden. Viel zu wenig, meint Laumann. Die schlechten Zahlen zeigten auch, dass die Fakultäten ihrer Verantwortung in der Vergangenheit nicht gerecht geworden seien. Weil „die Versorgungsfrage des Volkes im Mittelpunkt stehen muss“.

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Das sah Prof. Mathias Herrmann, Dekan der münsterischen Fakultät, anders. Der Mangel an Allgemeinmedizinern hänge mit dem Studium nicht unmittelbar zusammen, betonte er. Herrmann kündigte aber an, dass sein Haus „in absehbarer Zeit einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin einrichten wird“. Genau das hatte der Minister kurz zuvor von allen NRW-Unikliniken gefordert. Auch als Zeichen dafür, dass die Allgemeinmedizin gleichberechtigt neben allen anderen medizinischen Disziplinen steht.