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KlinikenIn Köln fehlen Hebammen – Vorübergehender Aufnahmestopp für Schwangere

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In Köln werden immer mehr Babys geboren. Doch in den Kliniken fehlen Hebammen.

In Köln werden immer mehr Babys geboren. Doch in den Kliniken fehlen Hebammen.

Köln – Die beiden größten Kölner Geburtskliniken in Holweide und an der Uni haben sich aufgrund akuter Engpässe in den vergangenen Monaten bereits mehrfach vom Rettungsdienst abmelden müssen. Weil Hebammen in den Kreißsälen fehlten oder die Kapazitäten in der medizinische Betreuung der Neugeborenen erschöpft waren, wurden vorübergehend keine weiteren Schwangeren angenommen.

So hatte die Uniklinik am Dienstag für fünf Stunden Land unter in ihren Kreißsälen gemeldet, Holweide am Donnerstag und Freitag. Zuletzt sei es vereinzelt sogar zu einer parallelen Abmeldung gleich mehrerer Kreißsäle gekommen, wie Alex Lechleuthner, Chef des Kölner Rettungsdienstes bei der Berufsfeuerwehr, bestätigte.

Zwar bestand die zeitliche Überschneidung jeweils nur kurz, die Versorgung der Schwangeren sei zu jeder Zeit sicher gestellt gewesen, so Lechleuthner. Außerdem werde nur ein geringer Teil der Schwangeren überhaupt per Rettungswagen in eine Klinik eingeliefert. „Trotzdem entsteht hier eine Lücke, die längere Transportwege notwendig machen kann.“ Notfalls müssten die Wagen eben nach Leverkusen, Bonn, Düsseldorf oder Aachen ausweichen.

Hebammen müssen bis zu sechs Schwangere parallel versorgen

Der Landesverband der Hebammen für NRW schlägt gleichwohl Alarm. Denn die Abmeldungen beim Rettungsdienst sind nur die Spitze des Eisbergs und Zeichen für eine viel tiefergreifende Überlastung der Geburtsstationen. „Uns erreichen in den letzten Wochen verstärkt Hilferufen von Hebammen aus fast allen Kölner Kliniken, die akute Notstände melden“, sagt die Verbandsvorsitzende Barbara Blomeier. Die Geburtshelferinnen müssten teilweise bis zu sechs Schwangere parallel versorgen. „Das ist ein Ding der Unmöglichkeit und zudem gefährlich.“

Auch Ärzte beobachten die Entwicklung mit Sorge. „Es gibt in Köln definitiv Engpässe. Grund ist die zunehmend restriktive Personalplanung vieler Häuser und der Mangel an Hebammen bei gleichzeitig steigenden Geburtenzahlen“, sagt etwa der Chef der Frauenklinik am Vinzenz-Pallotti-Hospitals in Bensberg, Simeon Korth.

Geburtenrate in Köln steigt

Tatsächlich kommen in Köln so viele Babys wie nie zur Welt, 2016 wurde erstmals der Rekord von mehr als 14.000 Geburten gebrochen. Gleichzeitig ist die Zahl der Geburtsstationen sogar leicht gesunken, seit das Vinzenz-Hospital im Juni seine Geburtsklinik komplett geschlossen hat. Die rund 1000 Geburten, die früher pro Jahr in Nippes stattfanden, müssen nun auf die übrig gebliebenen acht Krankenhäuser verteilt werden.

Dort jedoch wird das Personal knapp: Viele Hebammen haben in den letzten Jahren die Geburtshilfe aufgegeben. Angesichts schwieriger Arbeitsbedingungen, schlechter Bezahlung und hoher Versicherungssummen gegen Schadensfälle konzentrieren sie sich lieber auf die Vor- und Nachbetreuung. „Wir haben einen Mangel an Hebammen bei steigenden Geburtenzahlen“, bestätigt Sigrid Krebs, Pressesprecherin der Klinik Holweide.

Und in einer Stellungnahme der Uniklinik heißt es: „Auch in der Uniklinik können momentan im Kreißsaal nicht alle vorhandenen Stellen zeitnah nachbesetzt werden. Wenn es dann zu vermehrten Krankmeldungen kommt, kann dies zu einer schichtweisen Abmeldung des Kreißsaals führen.“ Transportfähige schwangere Frauen würden gegebenenfalls in benachbarte Krankenhäuser verlegt, Frauen unter der Geburt und Notfälle aber grundsätzlich immer aufgenommen.

Das Bensberger Vinzenz-Pallotti-Hospital, das auch bei Kölner Schwangeren äußerst beliebt ist, hat die Zahl der Anmeldungen mittlerweile bewusst gedeckelt. Zwar gebe es in Bensberg genügend Personal, alle Hebammen-Stellen seien besetzt, so Frauenklinik-Leiter Simeon Korth. „Aber wir wollen nicht in die Situation geraten, angemeldete Frauen weiterschicken zu müssen.“ In Köln dagegen, berichten Hebammen, hätten Geburtskliniken schon tageweise die Aufnahme ganz eingestellt. Schwangeren wird geraten, erst einmal in der Klinik anzurufen und zu fragen, ob Platz ist, bevor sie sich auf den Weg machen.

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