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Elf Prozent der Krankenhaus-Belegschaft müssen gehen Josef-Hospital baut 73 Vollzeitkräfte ab

Delmenhorst. Rund 11,6 Prozent der Belegschaft vom Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) müssen gehen. Das ist am Donnerstag bei einer Pressekonferenz des Krankenhauses deutlich geworden.
27.10.2017, 00:00 Uhr
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Josef-Hospital baut 73 Vollzeitkräfte ab
Von Esther Nöggerath

Delmenhorst. Rund 11,6 Prozent der Belegschaft vom Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) müssen gehen. Das ist am Donnerstag bei einer Pressekonferenz des Krankenhauses deutlich geworden. „Wir müssen 73 Vollzeitkräfte abbauen“, verkündete JHD-Geschäftsführer Ralf Delker. Diese 73 sind allerdings nur eine Zahl auf dem Papier. Wie viele Beschäftigte von den 1000 Mitarbeitern tatsächlich gehen müssen, konnte Delker noch nicht sagen. Denn die Zahl 73 bezieht sich auf die insgesamt 630 Vollzeitkräfte, die es derzeit am Josef-Hospital gibt, darin enthalten sind aber nicht nur Vollzeit-, sondern auch Teil- oder Halbzeitstellen. Was Delker dagegen mit Sicherheit nennen konnte, waren die Abteilungen, in denen reduziert werden soll:„Alle Bereiche werden vom Stellenabbau betroffen sein.“

Nötig geworden ist der Stellenabbau, weil die Patientenzahlen des Krankenhauses in den vergangenen Jahren um bis zu 20 Prozent zurückgegangen sind, und das JHD dadurch in finanzielle Schieflage geraten ist (wir berichteten).

Auch die Mitarbeiter des Krankenhauses sind bereits am Donnerstag darüber informiert worden „Viele haben sogar aufgeatmet, weil sie noch mit viel schlimmeren Zahlen gerechnet haben“, sagte Delker. Auch der ärztliche Direktor Frank Starp sprach von einem großen Verständnis unter den Beschäftigten. „Allen Mitarbeitern ist klar, dass etwas passieren muss. Sie wollen in einem zukunftsfähigen Krankenhaus arbeiten.“ Er befürchtet auch keinen Qualitätsverlust durch den Abbau der Stellen. „Das, was die beiden Krankenhäuser vor der Fusion getrennt geleistet haben, war deutlich mehr“, sagte er. Dementsprechend sei das aktuelle Pensum auch mit weniger Leuten machbar.

Die Geschäftsführung will nun als nächsten Schritt in Gesprächen mit dem Betriebsrat und der Mitarbeiterversammlung die Sozialpläne erarbeiten. Parallel dazu läuft weiterhin die Erstellung des Zukunftskonzeptes. „Es geht nicht nur um Personalreduzierung, sondern um Strukturveränderung. Es ist wichtig, dass sich etwas substanziell ändert. Das ist bisher nämlich nicht passiert“, sagte Starp. Trotz allem sei die Identifikation mit dem Haus groß. So würden sich viele Mitarbeiter auch Gedanken machen, wie sie sich für den Erhalt des Krankenhauses einsetzen können.

Wie wichtig und emotional das Thema Krankenhaus-Erhalt ist, hat am Mittwochabend auch die Sitzung des Stadtrates in Delmenhorst gezeigt. Schon vor Beginn der Sitzung warteten zahlreiche Menschen vor dem Eingang der Markthalle darauf, hineinzugelangen. Bei der Sitzung bewilligte der Stadtrat, wie berichtet, fünf Millionen Euro, von denen 1,5 Millionen sofort gezahlt werden, als Bürgschaft für das Josef-Hospital. Durch die kurzfristig bewilligten Mittel erhofft sich die Stadt einen Zeitgewinn zur Berechnung des gesamten Finanzierungsbedarfs. Denn die Krankenhaus-Sanierer gehen davon aus, dass bis zum Ende der Sanierungsphase weitere sieben Millionen Euro für die Umstrukturierung erforderlich sein werden. Danach folgen voraussichtlich zwei bis drei Jahre zur wirtschaftlichen Stabilisierung. Der Gesamtbedarf ist ergo noch gar nicht genau bezifferbar.

Für den Beschluss des Rates hatte es vorab bereits grünes Licht von Seiten der Landesebene gegeben. Wie Oberbürgermeister Axel Jahnz noch einmal berichtete, verliefen entsprechende Gespräche am Montag in Hannover sehr gut. Sowohl das Sozialministerium als auch die Kommunalaufsichtsbehörde signalisierten ihre Zustimmung.

Mit der Bürgschaft erhofft sich die Stadt, das Krankenhaus wieder in rein kommunale Hände zu holen. Derzeit ist Delmenhorst lediglich mit zehn Prozent an dem Josef-Hospital beteiligt, Mehrheitseigentümer mit 90 Prozent ist noch die katholische Stiftung St. Josef-Stift. Dieser gehören auch die ­Fläche und die noch bestehenden Gebäude in der Innenstadt, an der die Stadt den Neubau ihres Krankenhauses plant. Damit verbunden ist der Fördermittelbescheid vom Land Niedersachsen über 70 Millionen Euro. Dieser sei „standortgebunden“, wie Oberbürgermeister Axel Jahnz bei der Ratssitzung noch einmal betonte. Die Verwaltung will deswegen nun Verhandlungen mit der Stiftung aufnehmen, um über eine mögliche Übernahme des Standortes Mitte zu sprechen.

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