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Kommunalpolitik Chefarzt wird zu „einfachem Mitarbeiter“

Jürgen Westerhoff

Wilhelmshaven - Wie soll ein Krankenhaus, das Jahr für Jahr jeweils mehrere Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt erhält, plötzlich in der Lage sein, hohe zweistellige Millionenkredite zu bedienen? Dazu müsste es nicht nur keine Verluste mehr machen, sondern sogar entsprechende Überschüsse erwirtschaften.

Dieses Geheimnis versuchte Radio Bremen Zwei in einer Live-Diskussion aus Wilhelmshaven zu ergründen. Es ging um den geplanten Neubau des städtischen Krankenhauses – und die Diskussionsteilnehmer sollten die Frage erörtern, ob es sich bei dem Vorhaben um ein Jahrhundertprojekt oder ein Millionengrab handele.

Klarer Wirtschaftsplan

Nun – die zentralen Fragen blieben ohne wirkliche Antwort. Während FDP-Ratsherr Michael von Teichman darauf verwies, dass das Krankenhaus – obwohl es voll belegt sei – inzwischen einen Schuldenberg von insgesamt 30 Millionen Euro zusammengetragen habe, hielt Klinikum-Geschäftsführer Reinhold Keil dagegen, dass es einen klaren Wirtschaftsplan gebe: Mit den Erlösen der nächsten Jahre könne man am Ende schwarze Zahlen schreiben.

Wolf-Dietrich Hufenbach, verantwortlich für das „Bürgerportal Wilhelmshaven“ im Internet, äußerte die Sorge, dass sich die geschäftliche Situation des Krankenhauses nur auf Kosten der Belegschaft verbessern lasse.

Hufenbach erinnerte außerdem an ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft, das die Übernahme des katholischen Willehad-Hospitals untersuche. Dabei gehe es um den Verdacht der Untreue im zweistelligen Millionenbereich.


Im Visier der Ermittler stehen Wilhelmshavens Oberbürgermeister Andreas Wagner (CDU), weitere Ratsmitglieder und leitende Mitarbeiter der Sparkasse.

Unterschiedliche Sichtweisen gab es zur Frage einer möglichen Privatisierung des Krankenhauses. Der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Ansmann plädierte für eine Fortsetzung der kommunalen Trägerschaft, während FDP-Ratsherr von Teichmann unterstrich, dass inzwischen ein Drittel der Krankenhäuser in Deutschland in privater Hand seien, ohne dass es zu den befürchteten Verwerfungen gekommen sei. Dies sah Anne Hertel aus dem Betriebsrat anders. Sie plädierte für eine Verbesserung der internen Verhältnisse ohne Privatisierung.

Intensive Debatte

Mit welcher Intensität die Diskussion um die Zukunft des Wilhelmshavener Klinikums geführt wird, wurde deutlich, als ein „einfacher Bürger“ das Mikrofon bekam, sich als Mitarbeiter des Krankenhauses vorstellte und ein Loblied auf den Geschäftsführer anstimmte. Keil habe wesentliche Änderungen auf den Weg gebracht und habe deshalb volles Vertrauen verdient. Im Eifer der Diskussion vergaß „Mitarbeiter Liebner“ allerdings mitzuteilen, in welcher Funktion er im Klinikum tätig ist, dass er nämlich einer der Chefärzte und bis 2015 ärztlicher Direktor des Klinikums gewesen ist.

Dies Vorgehen erinnerte Beobachter daran, dass es im vergangenen Jahr bereits einen besonderen Fall von Vergesslichkeit gegeben hatte. Damals stellten Krankenhausgeschäftsführer Keil und der Aufsichtsratsvorsitzende Oberbürgermeister Wagner „gestiegene Erlöse“ und ein „ausgeglichenes Betriebsergebnis“ heraus – und erwähnten nicht, dass neben den Erlösen auch die Kosten gestiegen waren und das Betriebsergebnis erst durch eine 3,9-Millionen-Euro-Überweisung aus dem städtischen Haushalt ausgeglichen werden konnte.

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