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Zwei Mal klicken statt lange suchen

Eine neue Doccall-App soll Patienten schnell und unkompliziert mit einem Notfallarzt verbinden. So will man Kosten sparen und Spitäler entlasten.

07.11.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Eine Chance für den Notfalldienst: Die Präsidentin des Bündner Ärztvereins, Heidi Jörimann, die Ärztin Edith Oechslin und Regierungsrat Rathgeb (von links) stellen die neue Doccall-App vor.
Eine Chance für den Notfalldienst: Die Präsidentin des Bündner Ärztvereins, Heidi Jörimann, die Ärztin Edith Oechslin und Regierungsrat Rathgeb (von links) stellen die neue Doccall-App vor.
YANIK BÜRKLI

Es gibt schweizweit mehr als 100 Telefonnummern für ärzteeigene Callcenter und regionale Notfalldienste. «So ist es für die Patienten oftmals kompliziert, die richtige Nummer für einen bestimmten Standort zu finden», so die Ärztin Edith Oechslin. Die neue Doccall-App soll nun den Patienten helfen, sich im Dschungel der Notfallnummern zurechtzufinden und mit nur zwei Klicks mit einem diensthabenden Notfallarzt der jeweiligen Region verbunden zu werden.

Laut dem Bündner Ärzteverein, der die App gestern den Medien vorgestellt hat, ist die Doccall-App «die perfekte Lösung für die Bündner Tourismusregion». Die Doccall-App kann seit einigen Tagen im Apple-Appstore oder im Google-Playstore kostenlos heruntergeladen werden.

Bis zu 3000 unechte Notfälle

Ab wann ein Vorfall ein medizinischer Notfall sei, definiere der Patient selber, sagte Rudolf Leuthold vom kantonalen Gesundheitsamt gestern. «Das kann von einem Husten bis zum Herzinfarkt alles sein.» Da oft Unklarheiten darüber herrschten, welche Notfallnummer in so einem Fall die richtige sei, würden oft «unechte» Alarmierungen an die Sanitätsnotrufzentrale 144 gehen.«Das passiert jährlich schweizweit 2500 bis 3000 Mal», so Leuthold. Dies wolle die App verhindern, da sie Patienten mittels Standortermittlung direkt mit dem Notfallarzt der Region verbinde.

«Die App ist ein riesiger Mehrwert zugunsten der Bevölkerung und der Feriengäste.»

Spitäler entlasten und Kosten senken

Der Bündner Gesundheitsdirektor Christian Rathgeb hofft, durch die App Kosten im Gesundheitswesen einzusparen. Einerseits spare man durch die App einige tausend Anrufe bei 144 ein, bei denen es nur darum gehe, den nächstgelegenen Arzt ausfindig zu machen. «Auf der anderen Seite ist es so, dass wir im Kanton viele Fälle haben, wo Patienten ein Spital für eine medizinische Behandlung aufsuchen, die auch ein Notfallarzt erledigen könnte», so Rathgeb. Solche Fälle würden die Infrastrukturen belasten, die sich eigentlich auf Fälle konzentrierten, wo ein Spitalaufenthalt nötig sei. Mit der Doccall-App könnten also Kosten eingespart und Spitäler entlastet werden.

Weiter ist Regierungsrat Rathgeb überzeugt, dass die App «ein riesiger Mehrwert zugunsten der Bevölkerung und auch zugunsten unserer Feriengäste ist».

Auch Touristen sollen profitieren

Den touristischen Aspekt der Dienstleistung betonte auch Olivier Willi, Mitentwickler der App und CEO der Visionary AG. «Es gibt bereits ein Konzept, wie wir die Feriengäste auf die Doccall-App aufmerksam machen wollen.» Dies beinhalte zum Beispiel Flyer in Hotels, Werbungen auf Sesselliften und auch Hinweise in den im Kanton verkehrenden Postautos.

Weiter erwähnte Willi den Datenschutz bei der Anwendung der App als wichtigen Aspekt – «gerade in der heutigen Zeit». «Wenn der Patient über die Doccall-App einen Arzt anruft, wird er vorgängig gefragt, ob er dem Arzt seine in der App gespeicherten Daten übermitteln will.» Dies sei wichtig aus Datenschutzgründen. «Wenn man die Daten an den Arzt schickt, werden sie auf dem Server zwischengespeichert und nach 24 Stunden wieder gelöscht.»

Beitrag der Regierung bescheiden

Die Kosten für die Entwicklung der App haben laut Willi die Visionary AG zusammen mit dem Bündner Ärzteverein und den Partnern Ärztefon AG, Medphone AG und die Medizinische Notfallzentrale getragen.

Auch die Regierung hat laut Rathgeb einen finanziellen Beitrag zur Entwicklung der App beigesteuert. Im Verhältnis zum Mehrwert, den die App bringe, sei der Betrag aber bescheiden, so Rathgeb. Die Anstrengungen seien in erster Linie vom Bündner Ärzteverein gekommen.

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